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Profilschule, Segelunterricht

Segeln auf festen Schienen

Ascheberg

Können Kinder selber Lernen? In der richtigen Umgebung mit klaren Strukturen und Regeln funktioniert das an der Profilschule Ascheberg in einer angenehm ruhigen Arbeitsatmosphäre.

Theo Heitbaum

Segeln in der neunten Klasse: Alle Jugendlichen arbeiten in einer ruhigen Atmosphäre ihre Aufgaben ab (großes Bild). Die Phasenuhr und eine Klingel sind für die Abschnitte wichtig. Für Gruppenarbeit (links) darf der Klassenraum verlassen werden. Entscheidend fürs Gelingen ist neben dem Jugendlichen selbst das passende Arbeitsmaterial. Foto: hbm

Raue See oder ruhiges Wasser – bei einem Segeltörn warten von herausfordernden Schwierigkeiten bis zum gemütlichen Schippern die unterschiedlichsten Aufgaben auf eine Crew. Einige lieben stürmische Zeiten, andere sind froh, wenn sie bei leichtem Seegang nicht kentern. Ähnlich sieht es aus, wenn an der Profilschule Ascheberg gesegelt wird. Das selbst gesteuerte Lernen ist der Schlüssel, der Mädchen und Jungen mit ganz unterschiedlichem Niveau unter einen Hut bekommt.

Segelstunden sind in vier Phasen aufgeteilt: Nach einer kurzen Organisationsphase wird es mucksmäuschenstill in der Klasse 8c. An den Vierertischen vertiefen sich die Mädchen und Jungen in ganz unterschiedliche Aufgaben. Was sie gerade in Angriff nehmen, haben die Schüler in den Wochenplaner notiert. Tag für Tag werden hier die Inhalte der Segelstunden festgehalten, bewerten die Schüler selbst, wie sie vorangekommen sind, fügen die Lehrer Erwähnenswertes hinzu und unterschreiben die Eltern übers Wochenende. Zum Schuljahresbeginn wurde diese Dokumentation um einen Teil verändert: Damit in den Segelstunden alle Fächer vertreten sind, setzen die Schüler für jeden Arbeitsabschnitt ein Kreuzchen unter Mathe, Deutsch, Englisch, Naturwissenschaften und Gesellschaftslehre.

Eine Klingel beendet die erste Arbeitsphase, nach einem kurzen Organisations-Abschnitt lernen einige Kinder in der Klasse weiter, andere in Gruppen und einige verlassen die Klasse, um im Differenzierungsraum zu lernen. Raus darf aber nur, wer die Regeln beachtet, was grüne und gelbe Karten dokumentieren. „Die Mehrheit hat grüne Karten, die das Rausgehen ohne Nachfrage beim Lehrer erlauben“, berichtet Abteilungsleiter Carsten Nas.

Die Aufgaben, die im Angebot sind, decken die ganze Bandbreite von Hauptschulabschluss bis Abitur ab. Im Wochenplaner ist ersichtlich, was die Kinder sich vorgenommen haben. Die Lehrer sind beim Segeln Berater. Sie fordern und fördern in den Gesprächen.

Das Segeln funktioniert nach festen Regeln, die wie unsichtbare Schienen im Wasser liegen. „Es funktioniert nur, weil es in allen Klassen einheitlich gehandhabt wird und nicht jeder Lehrer seine Regeln macht“, berichtet Simone Lütkenhaus. In der neunten Klasse hat sie festgestellt, dass mit dem näher rückenden Schulende und den Zielen, die sich die Jugendlichen gesteckt haben, der Segelunterricht noch bewusster angegangen wird. „Dass Schüler so fokussiert arbeiten, habe ich vorher an anderen Schulen in neunten Klassen nicht erlebt“, beschreibt sie einen Effekt des selbst verantwortlichen Lernens. Es hält in der neunten Klasse zwar auch das Klingeln am Beginn und Ende einer Arbeitsphase bereit, was aber weniger bedeutsam ist. Es dominiert der Gedanke, die eigenen Lernziele zu erreichen, für einige aus dem Grundkurs-Bereich für andere aus den Erweiterungskursmappen. So lässt sich rund um den Schimmelreiter von Theodor Storm auf ganz unterschiedlichem Niveau lernen. Bedingung: Das Arbeitsmaterial muss sehr gut vorbereitet werden, damit einige in die stürmische See stechen können und andere bei leichter Brise vorankommen.

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