Rosa Latour im Sandsteinmuseum
Ein wahrlich zauberhafter Abend
Havixbeck
Rosa Latour hat die Gäste im Baumberger-Sandstein-Museum mit ihrem Programm „8 femmes“ verzaubert. Sie nahm das Publikum mit auf eine faszinierende Reise durch ihre musikalische Welt.
Zu einem Besuch in ein wahrlich unmoralisches Haus ging es am Samstagabend im bestens besuchten Konzert von Rosa Latour mit ihrem Soloprogramm „8 femmes“ im Sandsteinmuseum. Man hätte sich keinen besseren Start nach dem „kulturellen“ Lockdown vorstellen können als einen Abend mit der sympathischen Künstlerin, die mit ihrer charmanten Art die Sympathien des Publikums sofort erobern konnte. Mit ihren kleinen Plaudereien nahm sie die Liebhaber feinster von Hand gemachter Musik mit in die Welt der französischen Krimikomödie „8 femmes“ aus dem Jahre 2002, in der unter der Regie von François Ozon meisterhaft intrigiert und gemordet wurde.
Rosa Latour ist eine ganz vielseitige Künstlerin, die sich in den unterschiedlichsten Stilrichtungen bestens zu Hause fühlt und vom Publikum ebenso wie von Musikerkollegen hoch geschätzt wird. Mit ihrem zweiten Soloprogramm „8 femmes“, das mittlerweile auch als Silberling vorliegt, zeigte sich die Münsteranerin von einer ganz intimen Seite und bereitete so dem Publikum im Sandsteinmuseum einen wahrlich zauberhaften Abend.
Bei ihrem musikalischen Streifzug fühlte man sich gleichsam versetzt in den kleinen französischen Ort, in der über Weihnachten die Familie zusammengekommen war. Während der Hausherr Marcel ermordet in seinem Bett liegt, gibt es im preisgekrönten Film eine Charakterstudie der acht beteiligten Frauen. Jeder wird ein Lied zugeordnet – und da konnte Rosa Latour ihre stimmlichen sowie pianistischen Qualitäten ganz einbringen.
Mit starker Bühnenpräsenz wusste die Künstlerin das Publikum in ihren Bann zu ziehen, wusste sie die Charaktere mit großer Wandlungsfähigkeit in ein jeweils adäquates musikalisches Gewand zu kleiden. Bei solch authentischer Art nahm man Rosa Latour ihre leidenschaftliche Liebeserklärung an das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen einfach ab.
Sie spannte den Bogen von klassischen französischen Chansons wie „Mon amour, mon ami“ von Marie Laforêt und „Message personnel“ von Francoise Hardy bis zu „Que reste-t-il de nos amours“ von Charles Trenet. Selbst so legendäre Jazzballaden wie „Miss Otis regrets“ von Cole Porter wusste sie leicht swingend zu gestalten, und bei Joni Mitchells „For free“ spürte man die innere Verbundenheit von Rosa Latour mit dieser kanadischen Künstlerin. Das Lied „Madame Clicquot“ von Anna Depenbusch schien wie für Rosa Latour geschrieben.
Ihre Interpretation der unter die Haut gehenden Chansons bestach durch unglaubliche Gefühlstiefe. Ihre charmanten Moderationen zauberten immer wieder ein Lächeln in die Gesichter der Besucher. Auch als Komponistin von „Nur mal eben weg“, „Zuhause“, „Mrs. Eric Bond“ und „Die Welt steht still“ zeigte sie sich von einer lebendigen Seite, verhalf den mit sprachlicher Brillanz geschriebenen Texten mit warm timbrierter Stimme zu großer Ausdruckstiefe.
Solch eine stilistische Vielfalt erlebt man nicht alle Tage, zumal Rosa Latour sich bei allen Liedern selber am leicht betagten Klavier begleitete. So erlebte man eine faszinierende Reise in eine Welt, die für Rosa Latour einen besonderen Stellenwert besitzt. Beim von ihr komponierten Chanson „Journée à Sète“ animierte sie die Besucher zum Mitsummen des dann zweistimmig erklingenden Refrains – und so erlebte man einen Abend, bei dem man Raum und Zeit vergessen konnte.
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