Corona verhinderte, dass die Theatergruppe „Das Törchen“ erstmals ein Musical auf die Bühne brachte. Jetzt war die Zeit gekommen – und das Publikum war hingerissen.
Von Marita Strothe
Die Theatergruppe "Das Törchen" hat zu ihrem Jubiläum das Musical "Linie 1" auf dem Gelände der Firma Wehmeyer aufgeführt. Und dafür riesigen Beifall vom Publikum geerntet.Foto: Marita Strothe
„Fahr mal wieder U-Bahn“, klang es am vorgerückten Samstagabend noch einmal begeistert auf dem Gelände der Firma Wehmeyer. Mit der gesungenen und getanzten Zugabe bedankten sich die Darstellerinnen und Darsteller der „Linie 1“ bei ihrem lautstark applaudierenden Publikum. Die Theatergruppe „Das Törchen“ überzeugte die knapp 200 Premierenbesucher mit ihrem ersten Musical.
Vor fast drei Jahren habe die Gruppe die erste Idee für das Stück gehabt, erzählte Thomas Brieden vor dem Beginn der Aufführung. „Corona hat uns dann aber ziemlich dazwischengefunkt“, so der Regisseur. Doch seit Januar habe die Theatergruppe nun intensiv geprobt. Die Musik für die in Berlin spielende musikalische Revue schrieb Birger Heymann mit der Rockband „No ticket“, die Texte verfasste Volker Ludwig. Uraufgeführt wurde es 1986. Auch am Premierenabend habe Corona der Gruppe ein Schnäppchen geschlagen, informierte Brieden am Samstag, dass mit Luke Feldbrügge einer der Hauptdarsteller an dem Virus erkrankt sei.
Corona bremste Aufführung aus
Und dann hieß es endlich: „Steigen Sie mit uns ein in die Linie 1“, die U-Bahn-Linie, die vor der Maueröffnung im Westteil von Berlin verschiedene Bezirke mit gänzlich unterschiedlicher Sozialstruktur durchquerte. „Früh am Morgen in einer fremden Stadt“, steht dort Natalie, das Mädchen vom Lande (Louise Lejeune), am Bahnhof Zoo. Sie ist auf der Suche nach ihrem Märchenprinzen, dem Rockmusiker Johnie-Boy, von dem sie ein Kind erwartet. Auf ihrem Weg nach Kreuzberg trifft sie in der Linie 1 die unterschiedlichsten Menschen.
Begeisternde Musical-Premiere
Natalie begegnen Schicksale und Lebensgeschichten. Und mit ihrer Naivität provoziert sie Kontakte, Reaktionen und Handlungen, die ohne sie sonst nie geschehen wären. Mit tollen Songs begeisterten die Darstellenden ihr Publikum und bewiesen, dass ihr Gesangscoaching bei Heike Janzen erfolgreich war.
Außer Hauptdarstellerin Lejeune schlüpften die 15 weiteren Akteure im Verlauf des Stückes auf der Bühne in mehrere Rolle. Thomas Brieden übernahm an diesem Abend neben der Darstellung des Fremdenführers und einer Witwe auch noch den Part von Bambi, der ursprünglich vom erkrankten Luke Feldbrügge gespielt werden sollte.
In einer Mischung aus Komik, Ernst und Trauer beleuchtet „Linie 1“ berührende und zeitlose gesellschaftliche Themen. Und die Havixbecker Theatergruppe unterhielt ihr Premierenpublikum damit bestens.