Michael Langanke hält Polizeisprechstunde an der Sekundarschule
Bezirksbeamter und Sozialarbeiter
Lüdinghausen
Was macht ein Polizist auf dem Schulhof? Im Fall von Michael Langanke löst der Lüdinghauser Bezirksbeamte dort keine Kriminalfälle, sondern spricht mit den Schülern über seinen Job oder auch über deren Sorgen. So entstehen vertrauliche Gespräche mit einer Autoritätsperson, die bei der Begegnung mit einem Streifenpolizisten nie zustande kommen würden.
Dass ein Gespräch mit einem Polizisten noch lange keinen Adrenalinstoß und die bekannten Fragen der Jugendlichen „Warum denn? Was hab ich jetzt wieder gemacht?“ auslöst, beweist der Lüdinghauser Bezirksbeamte Michael Langanke donnerstags in der sogenannten „Polizeisprechstunde“. Dort entstehen vertrauliche Gespräche mit einer Autoritätsperson, die bei der Begegnung mit einem Streifenpolizisten wohl nie zustande kommen würden. „Das Projekt hat eine lange Geschichte“, fasst Schulleiter Mathias Pellmann zusammen. Ergänzend fügt Schulsozialarbeiter Tobias Höning hinzu: „Das gab es schon in der Hauptschule vor der Fusion der beiden Schulen.“ Damals noch mit Manfred Brox, 35 Jahre in der lokalen Wache auf seinem Posten. Er suchte Kontakt mit den Schülern auf einer persönlichen Ebene. Dann entstand an der neuen Sekundarschule von Pellmann, Höning und Langanke die Idee zur Wiederbelebung. Das Angebot wird gern angenommen, doch, und da sind sich die drei einig: „Wir stecken damit noch in den Kinderschuhen.“ Wenn Langanke am Donnerstag ankommt, zählt für ihn zunächst eines: „Ich möchte persönliche Präsenz zeigen.“ Das ist auch ganz im Sinne der Schulleitung. Pellmann bricht es auf eine einfache Formel herunter: „Ein so direkter Kontakt zur Polizei ist etwas Positives.“ Das gelte für ihn im Alltag, und eben auch in der Schule.
Ab 12.35 Uhr beginnt die Runde über den Schulhof, keine angespannte Körperhaltung und für jeden nahbar: Positiv und als Teil des Schullebens wahrgenommen zu werden. Dass das klappt, zeigen erste Gespräche, denn der Kern des Projektes ist angekommen: Er ist keine anonyme Persons, kein „Bestrafer“, sondern ein nahbarer Mensch, der über den Innenhof schlendert. Und natürlich: Ein gefragter Mann, wie eine des Wegs kommende Lehrerin zeigt: „Herr Langanke, da sind sie ja! Eine Schülerin sucht sie und will mit Ihnen reden.“ Das geht natürlich auch kurz im Flur, aber eben vor allem ab 13 Uhr im Büro.
Das Projekt hat eine lange Geschichte
„Die Schüler und das Kollegium kommen“, freut sich Höning. Auf dem Weg zu den Klassenräumen die Anfrage einiges jungen Lehrers: Schüler werden regelmäßig beim Verkauf von E-Zigaretten an ihre Mitschüler erwischt und machen damit guten Gewinn. „Wegnehmen und sofort die Eltern informieren“, kurzum: Zugriff lautet Langankes erster Rat. Höning: „Er gehört einfach im besten Sinne zum Schulbild und auch Lehrer kommen mit schwierigen Situationen zu ihm.“
Als der Gong 13 Uhr schlägt, sitzt Langanke dann in Uniform im Besprechungszimmer: „Wenn ich hier bin, bin ich oft auch Sozialarbeiter“ – allerdings mit zusätzlicher Autorität, die im direkten Umgang respektiert wird.“ Manchmal sei die offene Sprechstunde wie ein „Taubenschlag“, ein anderes Mal könne er sich ganz auf zwei Schülerinnen und einen Referendar konzentrieren. In der Polizeisprechstunde lerne man von Angesicht zu Angesicht „einen einfühlsamen, beruhigenden und aufbauenden Menschen kennen“, ist sich Höning sicher.
Zwei Schülerinnen aus der siebten Klasse kommen herein − möchten später gerne zur Polizei. „Sagen Sie mal ehrlich. Ist das schwer?“ Langanke verneint. Mittlere Reife, zwei Jahre Fachabitur mit polizeilichen Elementen und drei Wünsche für mögliche Einsatzgebiete.
Auch Mobbing sei unter Jugendlichen ein Thema, das stets in irgendeiner Form präsent ist. „Erwachsenwerden heißt auch Streiten zu lernen. Seine Position selbstbewusst klarzumachen und dennoch gewaltfrei im Rahmen des Gesetzes zu bleiben. Ich wüsste niemand anderes, der das so effektiv vermitteln kann“, schließt Höning und nennt ein Motto, das mit jedem Gespräch gelebt werde: „Brücken bauen.“
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