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Gedenkfeier zum Kriegsbeginn vor 80 Jahren

Erinnerung an den Gräbern

Seppenrade

Anlässlich des Ausbruchs des Zweiten Weltkrieges vor 80 Jahren hatte die Deutsch-Polnische Gesellschaft (DPG) zu einer Gedenkfeier auf den Friedhof in Seppenrade geladen. Dort gibt es noch einige Gräber von polnischen und russischen Zwangsarbeitern.

Michael Beer

Zu einer Gedenkfeier anlässlich des Beginns des Zweiten Weltkrieges vor 80 Jahren hatte die Deutsch-Polnische Gesellschaft auf den Seppenrader Friedhof eingeladen. Foto: Michael Beer

Am Sonntag (1. September) jährte sich zum 80. Mal der Tag des Beginns des Zweiten Weltkriegs, mit dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen und der zwischen Hitler und Stalin vereinbarten vollständigen Okkupation des Landes. Aus diesem Anlass hatte die Deutsch-Polnische Gesellschaft (DPG) zu einer kleinen Gedenkfeier auf den Friedhof in Seppenrade geladen, wo einige Gräber von polnischen und russischen Zwangsarbeitern noch erhalten sind.

Karl-Heinz Kocar, Vorsitzender der DPG, wies vor den rund 40 Gästen, unter ihnen auch Bürgermeister Richard Borgmann, auf die grausamen Verbrechen der Wehrmacht gegen die Zivilbevölkerung und die mörderische Politik der Nazis hin. „Vertreibungen, Umsiedlungen, Folter und andere Demütigungen, wie die Verschleppung von Männern und Frauen aus den eroberten Gebieten in das ,Reich‘, waren alltäglich. Ein Krieg hört mit dem Schweigen der Waffen nicht auf. Krieg hinterlässt tiefe Spuren im individuellen und kollektiven Gedächtnis. Die Erlebnisse bleiben lebenslang in Erinnerung, prägen das Verhalten und Denken der Kriegsgeneration und sogar nachfolgender Generationen“, sagte Kocar.

Karl-Heinz Kocar

Gegen den vermeintlichen Triumph der Unmenschlichkeit habe der evangelische Pfarrer Dietrich Bonhoeffer kurz vor Weihnachten 1944 im Angesicht des Todes ein Lied des unbedingten Gottvertrauens gesetzt – „Von guten Mächten wunderbar getragen“. Dieses Lied wurde, begleitet von der Flötengruppe von Annette Becker, gesungen, bevor es zum Grab von Roman Dluzen, einem polnischen Zwangsarbeiter ging, der sich im März 1943 erhängt hatte. Josef Hagelschuer sen., der der Feier beiwohnte, hatte den jungen Polen gut gekannt und lange auch Kontakt zu den Zwangsarbeitern in der Seppenrader Landwirtschaft gehalten, die das Grauen des Krieges überlebt hatten. Zwei weitere unbekannte polnische und zwei russische Zwangsarbeiter liegen dort ebenfalls begraben. Im Gedenken an die Toten aller Kriege und die Opfer rassistischer Sprüche und Gewalttaten legten die Gäste Blumen und Kerzen an dem Grab nieder, bevor ein Gebet die schlichte Feier abschloss.

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