Freiflächenphotovoltaik
„Es herrscht Goldgräberstimmung“
Lüdinghausen
Die CDU-Fraktion hatte am Dienstagabend Experten zum Thema Freiflächenphotovoltaik zu einem Informationsabend für die Landwirte aus Lüdinghausen und Seppenrade eingeladen. Diese referierten unter anderem über Genehmigungsverfahren und Planungsrecht.
„Wir müssen uns jetzt auf den Weg machen, mutig eine Entscheidung zu finden, um unser gestecktes Ziel für die Klimaneutralität in der Stadt zu erreichen. Im März wird das Projekt einer geplanten FFVP-Anlage in Ondrup, nach der Vorlage eines Konzeptes der Kanzlei Hoppenberg aus Hamm, der Bevölkerung vorgestellt. Dann muss die Politik entscheiden, ob das Projekt kommt oder nicht“, sagte Bürgermeister Ansgar Mertens bei einer Infoveranstaltung der CDU-Fraktion zum Thema „Chancen und Risiken von Flächenphotovoltaikanlagen“. Dazu hatte die CDU am Dienstagabend auch die Landwirtschaftlichen Ortsverbände aus Lüdinghausen und Seppenrade in die Burg Lüdinghausen eingeladen.
Das Thema Freiflächenphotovoltaikanlage (FFVP) wurde von Sebastian Otto, Sachbereichsleiter Planen und Bauen bei der Stadt, Melanie Wilmer-Jahn von der Landwirtschaftskammer NRW, die digital zugeschaltet war, und Calle Husken, Aufsichtsratsvorsitzender der Bürgerenergiegenossenschaft Lüdinghausen, näher erläutert. Sebastian Otto informierte zunächst über die planungsrechtlichen Rahmenbedingungen, die an ein solches Projekt gestellt werden. So sei ein Bau entlang einer Autobahn oder Schienenanlagen ohne Bebauungsplan nötig und wichtig für eine EEG-Förderung. „Obwohl die Stadt große Freiheiten beim Bau hat, dürfen wir nicht alles machen, was wir wollen“, so Otto.
Sebastian Otto
Melanie Wilmer-Jahn stellte die Bedeutung von FFPV aus agrarstruktureller Sicht dar. „Es herrscht eine Goldgräberstimmung bei dem Thema. Die Landwirtschaftskammer befürwortet den Ausbau erneuerbarer Energien, aber landwirtschaftliche Flächen sollen für die Nahrungsproduktion erhalten bleiben. Die Landwirtschaft in NRW hat rund 5000 Hektar zwischen 2016 und 2020 verloren, Lüdinghausen rund 15 Hektar pro Jahr. Dem muss die Kommune planerisch entgegenwirken. Leider ist noch kein gemeinsamer Weg bei den Ausgleichsflächen gefunden worden. Alternativ und nachhaltig wäre zum Beispiel eine Erschließung von Parkplätzen. Windenergie ist aus unserer Sicht effizienter, da weniger Flächen benötigt werden. Der Klimaschutz und die regionale Versorgung sind auch zu beachten“, so Wilmer-Jahn.
Melanie Wilmer-Jahn
„Es gibt keine bessere, zusammenhängende Fläche in der Stadt als die 10,6 Hektar in Ondrup entlang der Bahnlinie. Nur hier ist die geplante FFPV-Anlage möglich, um die EEG-Förderung zu erhalten. Wir brauchen schnellstens einen Aufstellungsbeschluss“, warb Calle Huskens für das Projekt und seine Genossenschaft. Er nannte es eine unternehmerische Entscheidung der drei Grundbesitzer, Flächen statt für die Nahrungsmittelproduktion für die Stromförderung zur Verfügung zu stellen. Es werde eine vernünftige Anlage, ohne auf die Maximierung zu schauen. „Da es in diesem Bereich die höchsten Bodenwertzahlen in Seppenrade gibt, fällt es uns Landwirten schwer, beste Flächen für die Stromgewinnung herzugeben. Zudem müssen wir, wenn der Vertrag nach 20 oder 25 Jahren ausläuft, selbst für den Rückbau der Flächen sorgen“, war von den Landwirten zu hören. „Naturschutzausgleich ist schwierig. Konsequenz wird sein, dass Ausgleichsflächen beansprucht werden, wodurch weitere Flächen verloren gehen“, warf Melanie Wilmer-Jahn ein. „Heute Abend war ein sehr guter Austausch. Es hat sich gezeigt, wie wichtig den Landwirten ihre Flächen sind“, betonte der Bürgermeister.
Startseite