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LOV-Vorsitzende äußern sich zur geplanten Photovoltaik-Anlage in Ondrup

„Flächenfraß muss ein Ende haben“

Seppenrade

In Ondrup soll eine Freiflächen-Photovoltaik-Anlage installiert werden. Nun melden sich während der laufenden Diskussion die Vorsitzenden des Landwirtschaftlichen Ortsvereins (LOV) zu Wort: Sie unterstützen die Pläne der Stadt in Sachen Klimaneutralität, warnen aber vor einem zu großen Flächenfraß. 

Von Michael Beer

In Ondrup soll eine Freiflächen-Photovoltaik-Anlage installiert werden. Der Vorstand des Landwirtschaftlichen Ortsvereins (LOV) betont während der laufenden Diskussion, dass der Flächenfraß begrenzt werden müsse, schließlich könne Boden nicht vermehrt werden. Foto: dpa

„Wir Landwirte unterstützen die Pläne der Stadt, mit Photovoltaikanlagen für eine Klimaneutralität in den kommenden Jahren in unserer Kommune zu sorgen, wollen und können aber nicht wertvolle landwirtschaftliche Nutzfläche dafür hergeben“, ist vom Vorstand des Landwirtschaftlichen Ortsvereins (LOV) zu hören.

Wie die beiden Vorsitzenden, Andreas Hartweg und sein Stellvertreter Michael Holz, im Gespräch mit der Redaktion betonen, müsse der Flächenfraß begrenzt werden – „denn Boden kann nicht einfach vermehrt werden“.

Allerhand Alternativen

Allein in Lüdinghausen sind das nach Auskunft der Landwirtschaftskammer rund 15 Hektar pro Jahr, die der Landwirtschaft verloren gehen. „Das Erneuerbare-Energien-Gesetz, kurz EEG, ist vor dem Krieg in der Ukraine in Kraft gesetzt worden. Seitdem hat sich aber Vieles geändert. Da zum Beispiel immer weniger Getreide aus der Ukraine exportiert wird, sind die Preise für Mehl und andere Nahrungsmittel in die Höhe geschossen. Und jetzt soll statt Nahrungsmitteln Strom auf unseren Äckern produziert werden“, kritisieren Hartweg und Holz.

Es gebe viele Ablagerungsflächen, die dem Bund gehören, auf denen derartige Projekte gebaut werden könnten, beispielsweise entlang des Dortmund-Ems-Kanals nach dessen Ausbau. Oder auf großen Dachflächen von Gewerbebetrieben und auf Parkplätzen. Auch die Nutzung von Grün- oder Moorflächen in den Borkenbergen, wo die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) und deren Tochterunternehmen Eigentümerin ist, wäre eine Alternative zu wertvollem Ackerland. „Was hilft eine PV-Anlage auf dem Dach einer Schule, wenn diese in der warmen Jahreszeit aufgrund der Sommerferien geschlossen ist?“, fragen die LOV-Vorsitzenden.

Andreas Hartweg und Michael Holz

Windenergie sei eine weitere Alternative, da für die Windkraftanlagen weit weniger Flächen verbraucht würden. Dafür ist allerdings das Ausweisen neuer Windvorranggebiete notwendig. Die in Ondrup geplante Fläche von 10,6 Hektar sei in 20 Jahren als landwirtschaftliche Fläche kaum noch nutzbar.

„Die Spielregeln, sprich das EEG, müssen vom Bund geändert werden. Die Maßnahmen, Projekte nur zu unterstützen, die entlang von Bahntrassen oder Autobahnen gebaut werden, müssen den aktuellen Gegebenheiten angepasst werden. Wir Landwirte sollten uns in der Energiefrage nicht abhängig machen lassen“, fordert der Vorstand. „Denn wenn PV-Anlagen auf Ackerland gebaut werden sollen, dann bitte auf Flächen unter 30 Bodenpunkten und mit der höchstmöglichen Auslastung der Fläche, ohne jeglichen Ausgleich.“

Diese Anregungen seitens der Vertreter der Landwirtschaft müssten auch den Bürgern in der Stadt und auf dem Land nähergebracht werden. Schließlich könne schon jetzt der Bedarf an Lebensmitteln bei uns nicht gedeckt werden. Und noch mehr weltweite Importe von Nahrungsmitteln seien dem Klimaschutz sicherlich nicht dienlich.

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