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Flüchtlingskinder der Anton-Willkommensklasse berichten

„Odessa ist die beste Stadt“

Lüdinghausen

Sie sind seit einem Jahr in Deutschland - geflohen aus der Ukraine, Syrien und Afghanistan. 17 Jugendliche besuchen die Willkommensklasse am St.-Antonius-Gymnasium. Am Freitag haben sie über ihr erstes Jahr in neuer Umgebung berichtet.

Von Peter Werth

Yousef aus Syrien (v.l.) sowie Dmitriy, Volodimir und Sofiia aus der Ukraine leben seit einem Jahr in Deutschland. Foto: Peter Werth

Als sie vor einem Jahr in Deutschland ankamen, waren sie im tatsächlich sprachlos. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Denn sie waren fremd, konnten kein Wort Deutsch, auch die lateinische Schrift war ihnen zumeist unbekannt. Und sie hatten vor ihrer Ankunft Schlimmes erlebt. Sofiia, Volodimir und Dmitriy stammen aus der von Russland überfallenen Ukraine, Yousef aus Syrien. Inzwischen sind sie in Deutschland, in Lüdinghausen und vor allem in der Willkommensklasse am St.-Antonius-Gymnasium angekommen.

Sofiia ist mit ihrer Familie vor einem Jahr per Flugzeug aus der südukrainischen Stadt Mikolajiw nach Deutschland geflohen. „Ich fühle mich sehr gut hier“, sagt die Zwölfjährige. Aber sie vermisse doch ihre Oma und andere Verwandte, die sie in ihrem Heimatland zurücklassen musste, erzählt sie und ergänzt: „Und meine Katze.“ Kontakt mit Freunden halte sie über Instagram.

Kinder und Jugendliche aus der Ukraine, Syrien und Afghanistan besuchen die Willkommensklasse am St.-Antonius-Gymnasium. Foto: Peter Werth

Der 15-jährige Volodimir und der 13-jährige Dmitriy haben beide in Odessa gewohnt, sich aber erst in Lüdinghausen kennengelernt und sind zu Freunden geworden. Beide fühlen sich in der Steverstadt wohl. Volodimir lebt hier mit seinen Eltern und zwei Geschwistern, die einen Kindergarten besuchen.

Freundschaften geschlossen

Dmitriy schwärmt allerdings von seiner Heimatstadt: „Odessa ist die beste Stadt.“ Die Frage, was er denn vermisse, beantwortet er mit einem gewinnenden Lächeln: „Döner und das Schwarze Meer.“ So stehe es für ihn auch fest, dass er wieder zurück möchte. Das Schwarze Meer und der große Markt der Stadt fallen auch Volodimir als erstes ein, wenn er an Odessa denkt. Er sieht seine Zukunft allerdings in Deutschland. „Ich möchte Programmierer werden“, erzählt er. Auch Yousef, der im Verlauf einer sechsmonatigen Odyssee über die Balkanroute nach Deutschland gekommen ist und bei seinem Onkel lebt, sieht seine Zukunft hier. „Ich möchte, dass meine Familie bald nachkommen kann.“ Und: Er will Polizist werden.

Mit Blick auf die bisherige Zeit in Lüdinghausen sind sich die vier Jugendlichen einig: „Frau Levenko ist die beste Lehrerin.“ Die nimmt das Kompliment mit einem Lächeln entgegen. Iryna Levenko ist selbst vor einem Jahr mit ihrer Mutter aus Kiew geflohen und lebt jetzt in Olfen. Dort hat die 27-Jährige Deutsch unterrichtet. Die Stelle am Anton habe sie eher zufällig bekommen. „Die Kinder sind meine Familie“, erklärt sie mit Blick auf ihre 17 Schützlinge aus Syrien, Afghanistan und der Ukraine.

Die hatten sich am Freitag etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Drei Wochen hatten sie ihr Projekt „Als das Leben anders wurde – mein erstes Jahr in Deutschland und am Anton“ vorbereitet und präsentierten Eltern und Lehrern ein vierminütiges selbst gedrehtes Video sowie eine Bilderschau.

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