Prozess gegen Tankstellenräuber gestartet
Zehn Überfälle in 15 Tagen
Lüdinghausen/Münster
Er sorgte Anfang Dezember für Angst und Schrecken: der Serientäter, der in 15 Tagen zehn Tankstellen in Ascheberg, Senden, Lüdinghausen, Sendenhorst, Werne, Nordkirchen, Kamen und Dortmund überfallen hat. Jetzt begann am Langericht Münster der Prozess gegen den mutmaßlichen Räuber.
Die Überfälle haben Tankstellenbetreiber und -mitarbeiter in der Region wochenlang beunruhigt: Zehn Mal wurden solche Dienstleister im Dezember 2022 innerhalb von 15 Tagen beraubt beziehungsweise wurde es versucht. Durch Überwachungsbilder wurde schnell klar: Es musste sich um denselben Täter handeln.
Der mutmaßliche Serientäter befindet sich seit seiner Festnahme im Januar in Untersuchungshaft. Es handelt sich um einen 21 Jahre alten Flüchtling aus Syrien, der zuletzt in Selm wohnte. Seit Mittwoch verhandelt das Landgericht Münster gegen ihn unter anderem wegen besonders schweren Raubes.
Silberne Pistole
Bei Gericht sagte der Beschuldigte nun: „Ich war daran beteiligt. Es tut mir leid.“ Betroffen waren in der Serie Tankstellen in Ascheberg, Senden, Lüdinghausen, Sendenhorst, Werne, Nordkirchen, Kamen und Dortmund. Jedes Mal führte der Täter eine silberfarbene Pistole bei sich und bedrohte damit laut der Anklage die Beschäftigten hinter dem Bezahltresen – oder habe es zumindest versucht.
Im Gerichtssaal wurden Überwachungsbilder von Tatorten vorgestellt, die den Täter häufig mit der Waffe, Handschuhen sowie mit einer Kapuze über dem Kopf und einer Maske über Mund und Nase zeigten.
Die ersten drei Überfälle geschahen am selben Abend (7. Dezember): In Nordkirchen erpresste der Täter 430 Euro in bar und eine Stange Zigaretten im Wert von 60 Euro. Diese Filiale überfiel er 14 Tage später erneut.
Schwarzer Fluchtwagen
In Senden soll der Bewaffnete am 7. Dezember zur Mitarbeiterin gesagt haben, dass sie Geld rausgeben solle, „er würde sie sonst abknallen“, trug die Staatsanwältin vor. Dort nahm er Bargeld und Tabakwaren im Wert von 1422 Euro an sich. Überfallen wurde an dem Abend auch eine Tankstelle in Ascheberg, mit einem Schaden von 1050 Euro sowie fünf Stangen Zigaretten.
Mindestens während der ersten Hälfte der Raubserie fuhr der Täter mit einem schwarzen Nissan Micra in die Nähe der Zapfsäulen und bei der Flucht wieder weg. Der Angeklagte erklärte, dass der Nissan sein Auto gewesen sei. Die Nummernschilder habe er in Selm von einem fremden Pkw gestohlen. Das vordere Kennzeichen war auf den Überwachungsbildern von den Tankstellen sogar klar zu lesen.
Die Pistole will der Syrer in Saarbrücken in einem Waffengeschäft gekauft haben – es sei eine Schreckschusspistole gewesen. Nach der letzten Tat habe er sie in Lünen weggeworfen, wisse aber nicht mehr, wo. Die Waffe ist bisher nicht gefunden worden.
Schaden von 6903 Euro
Mit dem erbeuteten Geld habe er „Schulden bezahlt und Drogen gekauft“, sagte der 21-Jährige. Die Tabakwaren habe er weiterverkauft und somit auch zu Geld gemacht. In Lüdinghausen und in Sendenhorst war der Täter nicht in die Tankstellen-Shops gelangt, weil die Eingangstüren zu der Zeit geschlossen waren.
In zwei Fällen war offenbar eine zweite Person beteiligt. Wer sie ist, wollte der 21-Jährige bisher nicht sagen. Laut der Staatsanwaltschaft entstand durch die Überfälle ein Schaden von insgesamt 6903 Euro. Der Prozess wird fortgesetzt.
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