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Hiroshima-Gedenktag

Beeindruckendes Zeichen gesetzt

Nottuln

Es war eine ganz besondere Veranstaltung: Das Gedenken anlässlich des Atombombenabwurfs auf Hiroshima vor 75 Jahren.

Johannes Oetz

Bürgermeisterin Manuela Mahnke und die Friedensinitiative Nottuln (FI) hatten die Bürgerinnen und Bürger am Donnerstag zu einer besonderen Gedenk- und Mahnaktion an den Brunnen eingeladen. Foto: Johannes Oetz

Die Menschen waren andächtig, nachdenklich, mitfühlend, trauernd – aber auch kämpferisch und wütend. In einer würdevollen Veranstaltung anlässlich des 75. Jahrestages des Abwurfs der Atombombe auf Hiroshima setzten die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Nottuln am Donnerstagabend im Ortskern das erhoffte beeindruckende Zeichen. In seinem Schlusswort erinnerte Robert Hülsbusch von der Friedensinitiative (FI) Nottuln an die Worte von Papst Franziskus und sprach den Anwesenden damit aus der Seele: „Der Besitz von Atomwaffen, die Androhung ihres Einsatzes und erst recht der Einsatz ist ein Verbrechen, der wahre Friede kann nur ein waffenloser Friede sein. Fangen wir endlich an, Sicherheit neu zu denken!“ Applaus brandete vor dem Brunnen auf, wenig später zerstreute sich die Menge.

An diesem schönen Sommerabend hatten Bürgermeisterin Manuela Mahnke und die FI – wie schon in den Jahren zuvor – zu einer symbolischen Aktion in die gute Stube der Gemeinde eingeladen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten sich versammelt, um an die Opfer der Atombombenabwürfe vor 75 Jahren auf die beiden japanischen Städte Hiroshima am 6. August 1945 und drei Tage später auf Nagasaki zu erinnern.

In diesem Jahr wurde die Gedenkveranstaltung in besonderer Weise gestaltet: Auf dem Stiftsplatz fand die Performance des münsterischen Zeichners, Bildhauers und Aktionskünstlers Laurenz E. Kirchner statt. Mit der Installation „BodenNullpunkt“ erinnerte er an den Atombombenabwurf in Hiroshima.

Es zischt und dampft, als Mitarbeiter des Künstlers in weißen Schutzanzügen einen Nachbau der V1-Rakete über den Platz ziehen. Einige von ihnen gehen mit tickenden Geigerzählern ins Publikum – die Menschen sind sichtlich betroffen. Im Anschluss läuten Bürgermeisterin Manuela Mahnke und der Künstler selbst die extra für die Installation in Gescher gegossene 120 Kilogramm schwere Bronzeglocke, die eine Friedenstaube ziert und auf einem mobilen Glockenstuhl platziert ist. Der Klang hallt lange nach ...

Später wechseln die Anwesenden zum Brunnen. Die umliegenden Restaurants sind gut besucht. Aber auch hier wird es bald still, die Menschen unterhalten sich nur noch gedämpft. Zunächst stellen die Teilnehmer ihre mitgebrachten Kerzen einer japanischen Tradition folgend auf den Rand des Brunnens, auf dem Wasser schwimmen auch kleine Schiffchen. In diesem Moment erklingen die Glocken der Pfarrkirche St. Martinus. Im Anschluss sorgt Jutta Schmalenbach auf der Querflöte dafür, dass die Menschen aufmerksam werden und ihren Gedanken nachgehen können.

Bürgermeisterin Manuela Mahnke erinnert in ihrer Rede an die historischen Abläufe des Jahres 1945 und dass bis zum Ende des Jahres in Hiroshima und Nagasaki nach den Atombombenabwürfen mehr als 200 000 Menschen starben. „Diese Opfer mahnen uns, die katastrophalen humanitären Folgen von Atomwaffen zu erkennen und für eine Welt ohne Atomwaffen einzustehen“, sagte die Bürgermeisterin mit Nachdruck.

Auch Pastor Franz Anstett erinnerte an die verhängnisvollen Tag im August 1945. In Hiroshima habe eine Lehrerin ihre Schüler in den Schatten unter einen Baum gesetzt. Dann fiel die Bombe. „Danach waren die Kinder einfach weg.“ Zum Abschluss spricht der Pfarrer ein Gebet.

Bevor die Menge – die Menschen trugen ausnahmslos Mund-Nasen-Schutz und achteten sehr auf den in Corona-Zeiten nötigen Abstand – auseinanderging, ergriff noch einmal Robert Hülsbusch das Wort: „Die Menschen sind längst so weit, die atomare Bedrohung zu beenden. Die nationale und internationale Politik hinkt aber hinterher. Wir werden nicht aufgeben, die Politik weiter zu bedrängen, endlich Schluss mit dem atomaren Wahnsinn zu machen. Deshalb werden wir auch nächstes Jahr wieder hier stehen!“

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