Johann-Conrad-Schlaun-Preis in Nottuln verliehen
„Bürger glauben an ihren Ort“
Nottuln
Die Schapdettener haben es selbst in die Hand genommen. Sie wollten sich nicht abhängig machen, nicht darauf warten, ob sich der Einzelhandel für einen Einkaufsladen in ihrem Ort begeistern könnte. Kurzum gründeten sie eine Bürgergenossenschaft und heute versorgt der „Dettener Dorfladen“ sie mit allem Nötigen.
Für dieses bürgerschaftliche Engagement gab es am Samstag den Johann-Conrad-Schlaun-Preis 2015. Zum vierten Mal hat der Nottulner Schlaun-Cirkel diese Auszeichnung vergeben und ist froh darüber, wieder einen Preisträger gefunden zu haben, der das vorlebt, was Nottuln, seine Ortsteile und das Leben auszeichnet – eine gelebte Gemeinschaft.
„Sie haben keine Bittgesuche an die Bundeskanzlerin gestellt und sie haben sich nicht vorgenommen, die ganze Welt zu retten, sondern nur für ihre Sache einzutreten. Das ist so sympathisch“, lobte Regierungspräsident Prof. Dr. Reinhard Klenke in seiner Ansprache.
Eine kleine Abordnung der Bürgergenossenschaft nahm die Urkunde sowie die Sandsteinskulptur als Preis entgegen. „Ist der Laden denn heute trotzdem geöffnet, wenn sie hier sind?“, fragte der Moderator, WN-Chefredakteur Norbert Tiemann, zur allgemeinen Erheiterung. Die Schapdettener konnten das stolz bejahen – und außerdem sei für die knapp 400 Mitglieder ohnehin kein Platz gewesen. Denn schließlich füllten schon rund 100 Gäste die Alte Amtmannei – und diese Zahl sei ebenfalls ein handfester Beweis für das Interesse der Bürger an Nottuln und am gemeinschaftlichen Engagement, betonte Thorsten Runge, Vorsitzender des Schlaun-Cirkels.
Genauso sah es der Laudator und Schirmherr der Preisverleihung, Karl-Josef Laumann, Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit. Am Beispiel Schapdettens könne man sehen, dass die Infrastrukturen in kleinen Dörfern anfingen, zusammenzubrechen. „Wir müssen dafür kämpfen, dass solch kleine Ortsteile Entwicklungsmöglichkeiten haben. Der Vorteil von kleinen Orten ist, dass sie zusammenhalten und selbstbewusst sind. Hier gibt es so etwas wie Dorfstolz. Das ist wichtig, damit die kleinen Orte Gehör finden. Aber dazu gehört, Lösungen zu finden, und das haben sie getan“, wandte sich Laumann an die Schapdettener.
Neben dem Zusammenschluss der Bürger und dem Erhalt eines Ladens, habe die Genossenschaft noch wesentlich mehr geleistet. „Natürlich könnte man das alles über das Internet bestellen. Aber es geht nicht nur um Lebensmittel, sondern um die sozialen Kontakte, vor allem für ältere Bürger. Menschen brauchen Gemeinschaft“, so Laumann. Die Genossenschaft zeige, dass es in Schapdetten etliche Leute gäbe, die an ihren Ort glaubten. „Ich beglückwünsche sie zu der Idee, die Genossenschaft so zu gründen, wie Friedrich Wilhelm Raiffeisen sie gemeint hat“, endete Laumann.
Nach seiner Laudatio blieb eigentlich nichts hinzuzufügen. Aber die Schpadettener wollten sich bedanken. „Eigentlich würde ein Danke reichen. Aber über den Preis freut sich das ganze Dorf und besonders die 375 Genossen, die Anteile haben. Denn der Dorfladen ist kein Geschäftsmodell, sondern ein Zusammenschluss von Bürgern, denen ihr Leben und Zusammenleben wichtig ist. Ohne den Laden würde sicherlich niemand verhungern, aber es gibt den Dorfladen, weil die Schapdettener ihn wollen“, resümierte Michael Schwarzenau von der Bürgergenossenschaft.
Der Schlaun-Preis soll im Dorfladen einen Ehrenplatz bekommen, und natürlich seien ein paar weitere Anteilsinhaber nie verkehrt, um die gelebte Gemeinschaft weiter zu beleben. Zum Ausklang der Veranstaltung spielte ein letztes Mal das „Hoene Duo“, das dem Festakt mit wunderbarer Gitarrenmusik einen besonders ehrwürdigen Rahmen gab.
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