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Cambridge-Kurs an der Liebfrauenschule

„Auf Englisch, bitte!“

Nottuln

Schüler der Liebfrauenschule sind bereit, Pilot zu werden oder auszuwandern. Zumindest ermöglicht ihnen das der Cambridge-Englischkurs. Die Jugendlichen nehmen ihn mit Begeisterung an.

Von Lena Unterhalt

Heute sind sie nur zu viert. Nicole Möllenkamp bereitet Raphael, Wilm und Hennig auf das Cambridge-Zertifikat vor. Foto: Lena Unterhalt

„This day is about writing under pressure“, erklärt Nicole Möllenkamp ihren Schülern. Was so viel bedeutet wie: Schreiben unter Zeitdruck steht an diesem Tag in der Liebfrauenschule auf dem Lehrplan. Doch bevor sie damit beginnt, hat die Lehrerin mit Henning, Raphael und Wilm schon eine nervenaufreibende Runde „Name five Things“ hinter sich gebracht. Dabei handelt es sich um ein Denkspiel, bei dem jeder Mitspieler innerhalb einer Minute fünf englische Begriffe zu einem bestimmten Thema aufschreiben muss.

Nicole Möllenkamp spielt natürlich mit, gerät aber ganz schön ins Schwitzen bei der starken Konkurrenz. Dass an diesem Tag nur drei Schüler in diesem besonderen Englischkurs sind, ist eine Ausnahme und der aktuellen Erkältungswelle geschuldet. Denn eigentlich ist der diesjährige Cambridge-Kurs an der Liebfrauenschule mit neun Schülerinnen und Schülern der bislang größte, der jemals stattfand.

Wöchentlich zwei zusätzliche Stunden

Die Lehrerin bereitet die jungen Leute in wöchentlich zwei zusätzlichen Englischstunden auf das sogenannte „Cambridge-Zertifikat“ vor. Im Gegensatz zu länderspezifischen Schulnoten sind die Anforderungen für das Cambridge-Zertifikat weltweit einheitlich anerkannt, erläutert Möllenkamp. Das Zertifikat bescheinigt den Schülern – nach erfolgreichen schriftlichen und mündlichen Prüfungen – das Sprachniveau B 1 oder B 2. Zur Orientierung: Mit dem Niveau B 2 kann man bereits nach Großbritannien auswandern.

Henning kann sich das sogar gut vorstellen. Der 15-Jährige möchte einmal Pilot werden, gerne auch bei einer britischen Airline. Für ihn ist der Cambridge-Kurs „ganz schön praktisch“. Außerdem gehe es hier viel abwechslungsreicher zu und er bekäme viel mehr Vokabular vermittelt als im regulären Englischunterricht.

Das reizt auch Raphael und Wilm. Beide wollen mit dem Kurs ihre Sprachkenntnisse und ihre Chancen für ein künftiges Studium oder sogar die Emigration nach Großbritannien verbessern.

Individuell angepasste Aufgaben

Raphael ist an diesem Tag zum zweiten Mal dabei. „Bis jetzt macht es Spaß“, sagt der 16-Jährige. Vor allem verglichen mit dem sonst eher trockenen Deutschunterricht. Eine nachvollziehbare Einschätzung, denn Nicole Möllenkamp beginnt den Unterricht im Cambridge-Kurs gerne mit einem kleinen Spiel „to get them going“, also „um die Schüler aufzuwärmen“ (grob übersetzt). Dann folgen Aufgaben im Sprechen, Hörverstehen oder Schreiben, so wie in dieser Woche. Dabei bearbeiten nicht immer alle die gleichen Aufgaben. Denn die sind an den individuellen Leistungsstand der Kursteilnehmer angepasst.

Am Ende der Doppelstunde gibt es immer eine kleine Prüfungsaufgabe. Der Kurs soll einerseits der Prüfungsvorbereitung dienen, andererseits auch den Wortschatz der Schüler über die Alltagssprache hinaus erweitern. Gesprochen wird darum die ganze Zeit auf Englisch, zumindest so viel wie möglich.

Wilm weiß zwar noch nicht genau, was er nach der Schule machen will, aber er ist sich sicher, dass ihm das Sprachzertifikat auf seinem Weg helfen wird. Wenn man diese Chance schon bekomme, dann sollte man sie auch nutzen. So sehen das die Teilnehmer Kurses. Sie werden sich der nicht leichten Abschlussprüfung stellen. Das sei nicht verpflichtend, erklärt Nicole Möllenkamp. Denn mit Prüfungsgebühren in Höhe von 110 bis 185 Euro, je nach Sprachniveau, sei das Zertifikat nicht ganz billig. Doch wer einmal angemeldet sei, für den gebe es kein Zurück mehr.

Es wird fast nur Englisch gesprochen

Nicole Möllenkamp ist überzeugt, dass ihre Schülerinnen und Schüler daran wachsen, nicht nur intellektuell. Sekundarschulen stünden noch immer unter dem Ruf, „mehr zu fördern statt zu fordern“. Das spiegele sich häufig auch im Selbstbild der Jugendlichen wieder. „Die Schüler erwarten gar nicht, dass sie das können“, sagt die erfahrene Lehrerin. Im vergangenen Jahr zum Beispiel habe eine Schülerin der Liebfrauenschule sogar ein wesentlich höheres Niveau erreicht, als in der Prüfung verlangt worden sei. Auch sie hatte zunächst eher ein schlechtes Gefühl.

Nicole Möllenkamp aber erlebt ihre Schülerinnen und Schüler jede Woche und kann daher gut abschätzen, wann diese für die Prüfung vor einer externen Kommission bereit sind. Und nach der Prüfung seien die meisten einfach nur stolz. „Völlig zu recht“, findet die Englischlehrerin.

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