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Freiwilligendienst in Peru

„Eine Zeit, die mich super geprägt hat“

Nottuln

Der Nottulner Lukas Sydow hat als Freiwilliger in einem Altenheim intensive Monate in Peru erlebt. Dass es dort nun zu coronabedingten Todesfällen gekommen ist, bedrückt ihn sehr.

Hugo Schmidt

Der Nottulner Lukas Sydow berichtete mit vielen Fotos und mündlich per Videokonferenz über seine Zeit als Freiwilligendienstler in Peru. Foto: Hugo Schmidt

Lukas Sydows Freiwilligendienst in Peru nahm im April wegen der Corona-Pandemie ein jähes Ende. Er denke seitdem noch oft an seine Zeit und die Menschen, mit denen er dort gelebt hat, zurück. Und so berichtete der Nottulner nun während eines öffentlichen digitalen Vortragsabends von seinen Erlebnissen und Erfahrungen in Südamerika.

Seinem Publikum zeigte Sydow zu Beginn Bilder, die er während seiner Zeit in Südamerika gemacht hatte. Begeistert berichtete er von der atemberaubenden Natur und der überwältigenden Vielfalt Perus – vom Amazonas über die Küstenregionen bis hoch ins Andenhochland. Dort in den Anden auf über 3000 Höhenmetern hat er acht Monate gelebt und gearbeitet. Zusammen mit fünf Mitfreiwilligen lebte er in einer Wohngemeinschaft in Cusco.

Er arbeitete in einer Einrichtung, die Obdach für ältere Menschen bietet, die durch das gesellschaftliche Netz gefallen sind. In Peru sei es üblich, erklärte Lukas Sydow, dass ältere Menschen oft von ihren Kindern gepflegt werden. Doch wenn diese weit weg leben oder es keine Kinder gibt, landen viele Peruaner im Alter auf der Straße. Für sie bietet das Heim ein Obdach und eine neue Gemeinschaft. Das Altenheim wird von peruanischen Ordensschwestern geleitet. Der Staat zahlt einige Krankenschwestern, die für die Pflege der Bewohner verantwortlich sind.

Lukas Sydow brachte sich in vielen Bereichen in den Alltag des Heimes ein. Vor allem ging es ihm um das seelische Wohl der Heimbewohner. „Es war toll, auf Augenhöhe mit den älteren Menschen zu sein und für voll genommen zu werden“, freute er sich über die Akzeptanz und das Vertrauen, das ihm als junger „Weißer“ aus Deutschland entgegengebracht wurde. Die Arbeit war sehr durch Tanz, Gesang und Freude geprägt. „Es gab eigentlich immer einen Grund zu feiern in Peru“, schmunzelte der Nottulner.

Neben seinem Engagement im Altenheim sammelte Lukas Sydow in seiner Freizeit Einblicke in einem Frauenhaus, das von einer gemeinnützigen peruanischen Organisation betrieben wurde. „Schön war es, dass die Hilfe nicht von außen, sondern von den Peruanern selbst ausging.“

Auf Reisen ins Umland und in die Natur lernte Lukas Sydow das Land noch einmal von einer ganz anderen Seite kennen. Auf Expeditionen durch den tropischen Regenwald seien Affen zum Greifen nahe gewesen, erinnerte er sich begeistert. Fasziniert hat den 19-Jährigen auch die über 500 Jahre alte Inka-Stadt Machu Picchu.

Während des anderthalbstündigen Vortrages konnten die Zuhörenden über eine Chat-Funktion Fragen an Lukas Sydow stellen. So wurde er gefragt, wie nachhaltig die Zeit in Cusco für ihn sei. „Man muss bereit sein, sich auf was Neues einzustellen. Die Zeit in Peru, im Altenheim, im Frauenhaus und in der Freizeit war voller Erlebnisse, die man zu Hause nicht bekommt und die mich super geprägt haben.“ Diese prägenden Erfahrungen wurden ermöglicht durch den Verein Amntena e.V., der in Zusammenarbeit mit Weltwärts, einem Programm des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Freiwilligendienste in Lateinamerika organisiert.

Politische und gesellschaftliche Fragen und Pro­bleme auf dem Kontinent spitzen sich nun durch die Corona-Krise immer weiter zu. Die dramatischen Entwicklungen der Pandemie verfolgt Lukas Sydow seit seiner Rückkehr mit großer Sorge. Die Nachricht, dass Corona in das Altenheim gekommen sei und dass es einige Tote gebe, habe ihn sehr getroffen.

„Solidarität ist wichtig und wir sollten da helfen, wo wir können“, bat der Nottulner weiter um Spenden für das Heim in Cus­co. Inzwischen habe er selbst schon über 1000 Euro an Spenden für das Altenheim sammeln können.

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