„sonic.art Saxophonquartett“
Publikum konnte sich nicht mehr zurückhalten
Nottuln
Es war ein Auftritt der Extraklasse: Was das „sonic.art Saxophonquartett“ beim „Summerwinds“-Festival spielte, war unfassbar gut.
Solch ein inspirierendes Konzert erlebt man nicht alle Tage. Im Rahmen des „summerwinds münsterland“-Festivals zelebrierte das „sonic.art Saxophonquartett“ am Freitag in der Kapelle des Marienhofs sein musikalisches Ständchen „Happy Birthday, Lenny!“. Am Vorabend des 100. Geburtstag von Leonard Bernstein kann man sich wohl keine innigere Hommage an den großen amerikanischen Komponisten, Dirigenten und Pianisten vorstellen.
Mit der Resonanz kann Festivalleiterin Susanne Schulte sicherlich zufrieden sein, denn bis auf den sprichwörtlich allerletzten Platz war das Konzert ausverkauft. Die musikalische Reise quer über den großen Teich mit Werken von George Gershwin, Philip Glass, Samuel Barber und natürlich Leonard Bernstein war ein Erlebnis der ganz besonderen Art.
Schon mit der „Candide Overture“ von Bernstein aus der musikalischen Komödie „Candide“ nach dem Roman von Voltaire gelang ein fesselnder Einstieg in die vor Lebensfreude übersprudelnde Welt des Broadway. Dieses Werk aus dem Jahre 1956 erklang wie vom Staub der Zeit befreit in einer mitreißenden Art, zog wie damals im New Yorker „Martin Beck Theatre“ jeden Besucher in seinen Bann.
Danach ging es mit Melodien von George Gershwin in einem wahren musikalischen Feuerwerk weiter. Leonard Bernstein hat ja Gershwins Musik geliebt, seine Interpretation der „Rhapsody in Blue“ gilt bis heute als unerreicht. So durfte Gershwins Musik an diesem Abend nicht fehlen und mit einer ganz sensibel für Saxofonquartett extra arrangierten „Suite after Porgy and Bess“ wurde die Welt der Siedlung Catfish Row in Charleston lebendig. Nachdem die letzten Töne des mit Akribie und Feingefühl exquisit gespielten weltbekannten „Summertime“ verklungen waren, konnten sich die Zuhörer nicht mehr zurückhalten, tosender Applaus erfüllte die Kapelle des Marienhofes. Nach jedem einzelnen Satz der Suite wiederholte sich dies. Die Zuhörer waren von der Spielkunst des „sonic.art Saxophonquartetts“ so angetan, dass sie nicht bis zum Ende der Suite warten wollten, sondern nach jedem Satz ihrer Begeisterung freien Lauf ließen.
Sopransaxofonist Adrian Tully äußerte sich in der Pause sehr angetan über diesen im normalen Konzertbetrieb unüblichen Fauxpas. Der innige Kontakt zum Publikum sei doch das Wichtigste und gestört in der Konzentration fühlte sich wohl keiner. Dieser sympathische Zug prägte auch die weiteren Interpretationen.
Selten hat man das „Streichquartett Nr. 3 Mishima“ von Philip Glass so facettenreich gehört wie von diesem Saxofonquartett. Jeder einzelne Satz erhielt ein charakteristisches klangliches Gewand, erklang diese für den Film „Mishima“ komponierte Musik in einer überaus inspirierenden Art.
Mit dem „Adagio“ von Samuel Barber spielte das Quartett eine Komposition, die von den Hörern der BBC als das „traurigste klassische Stück“ gewählt worden war. Aber hier überwog nicht Tristesse oder Melancholie, vielmehr konnten die in Musik gesetzten Gefühle ohne äußere Effekte ihre Wirkung ganz innig entfalten.
Genauso sensibel ging das Quartett mit den „Three preludes for piano solo“ von George Gershwin um, wobei man die Klangfarben des Klaviers bei solch kultivierter Spielweise nicht vermisste. Mit einer grandiosen „Selection from West Side Story“ von Leonard Bernstein endete ein Abend, bei dem jeder einzelne Moment fesselte.
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