Münsterlandkreise erwägen gemeinsame Auffangstation
Verletzte Tiere zentral unterbringen
Kreis Coesfeld
Sichere Unterbringungen für Wildtiere sind schwer zu finden. Im kreis Coesfeld wurde nun die Idee einer zentralen Auffangstation in Betracht gezogen. Die weiteren Landkreise des Münsterlandes sollen dazu mit ins Boot geholt werden.
Eine Schlange hat er schon in der Badewanne gehabt und eine Rabenkrähe im Garten – so zahm, dass sie ihm nach kurzer Aufforderung auf die Schulter fliegt. Doch Klaus Dahms hat mittlerweile genug davon, für jedes aufgefundene Wildtier eine Einzellösung zu finden, die am Ende allzu oft so aussieht, dass er sich selbst um das Fundtier kümmern muss. „Ich habe das 20 Jahre lang privat gemacht“, sagt der Coesfelder. Aber längst sprengen Zeit und Kosten den Rahmen. Dem stimmt auch Christoph Steinhoff von der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Coesfeld zu: „Das Ganze muss jetzt mal professionell aufgestellt werden.“ Schon vor einem Jahr hatte Dahms daher eine Idee ins Spiel gebracht: eine Wildtierauffangstation. Und weil dies selbst für den Kreis Coesfeld allein ein aufwendiges Unterfangen wäre, sollen sich die Münsterlandkreise daran beteiligen. Einen Ort gäbe es dafür auch schon: das alte Tierheim in Lette, das frei wird, sobald die Einrichtung in diesem Jahr in den Neubau in Flamschen umgezogen ist.
Erst jüngst ist ein junger Wanderfalke bei Hohenholte durch eine gemeinsame Aktion von Privatpersonen, örtlichem Tierarzt und der Unteren Naturschutzbehörde gerettet worden. Doch weil eine solche Versorgung unter Einsatz von privatem Engagement nur in sehr begrenztem Rahmen möglich ist, denken die Naturschutzbehörden im Regierungsbezirk Münster gemeinsam mit dem Landesumweltministerium über eine langfristige Lösung nach. Die meisten anderen Münsterlandkreise und die Stadt Münster begrüßen die Idee aus Coesfeld, wenngleich alle betonen, dass noch Detailfragen zu klären seien.
Der Kreis Borken habe mangels einer Wildtierauffangstation ein Netzwerk aus ehrenamtlich Tätigen aufgebaut. „Diese können oftmals nur einzelne Arten, zum Beispiel Fledermäuse, Greifvögel und Eulen, sowie teilweise ausschließlich Wanderfalken abdecken“, sagt Leonie Dreier, Pressereferentin des Kreises Borken. „Daher begrüßen wir grundsätzlich eine zentrale Wildtierauffangstation für das Münsterland.“
Obwohl die Landkreise die Idee generell begrüßen, bleiben viele Detailfragen vorerst offen.
Der Kreis Warendorf greife bislang bei der Vermittlung streng geschützter Arten ebenfalls „auf ein Netzwerk zuverlässiger Ehrenamtlicher zurück“, wie Pressesprecher Felix Höltmann erklärt. Der Vorschlag einer Wildtierauffangstation müsse „aber noch konkretisiert werden, bevor auf Münsterland-Ebene darüber entschieden werden kann.“
Ähnlicher Tenor bei der Stadt Münster. „Eine zentrale Wildtierauffangstation für das Münsterland begrüßt die Stadt grundsätzlich“, sagt Martin Füser vom Amt für Kommunikation.
Doch bis die Überlegungen ausgereift sind, hat zumindest der Kreis Coesfeld eine Artenschutzrufbereitschaft eingerichtet, die Bürgern bei aufgefundenen und verletzten Wildtieren weiterhilft. Sie ist unter der Rufnummer 0 25 41/18-72 72 oder über die Leitstelle der Polizei 0 25 41/14-0 zu erreichen.
Nur der Kreis Steinfurt sei „mit der Wildtierrettungsstation in Rheine, der Wasserschildkrötenauffangstation in Ibbenbüren und der Kooperation mit dem Nabu regional recht gut aufgestellt“, sagt Pressesprecher Philipp Schulte. Eine Unterbringung von Wildtieren in Coesfeld wäre daher nur in seltenen Fällen eine Option. Zudem unterhält das Land das Artenschutzzentrum Metelen. Das könne ebenfalls zu einer Wildtierauffangzentrum erweitert werden.
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