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Internationales Begegnungsfest

Bunte Vielfalt trifft auf Offenheit

Senden

Das erstmalige Internationale Begegnungsfest entpuppt sich als großer Erfolg. Denn die Premiere im Schulpark und auf der Dümmerwiese zieht viele Besucher an, die die kulturelle Vielfalt Sendens genießen.

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Mit einem Friedensgebet verschiedener Religionen startete das Internationale Begegnungsfest. Foto: di

Nigisti Mehari hat nicht viel mitnehmen können auf dem Weg von Eritrea über den Sudan, Lybien, das Mittelmeer bis nach Italien und von dort über die Schweiz nach Deutschland. Zu ihren Habseligkeiten gehört ihr Gebetbuch. Daraus las die zarte Frau am Sonntag mit fester Stimme das Vater-Unser in ihrer Muttersprache Tigrinisch. Ein bewegender Moment beim gemeinsamen Friedensgebet, mit dem das Internationale Begegnungsfest startete.

Dabei wurden Brücken geschlagen, von den Heimatsprachen ins Deutsche und über die Grenzen von Religionen hinweg. Berivan, Serivan, Evin und Serok als Eziden, Ahmed Mohamed als Vertreter der Muslime in Senden und Michael Obeng als Katholik aus Ghana beteten auf der Bühne auf dem Schulhof der Marienschule. Als Klammer stand dabei die Barmherzigkeit im Zentrum, die auch die Sendener Pfarrer Stefan Benecke (evangelische Kirchengemeinde) und Klemens Schneider (St. Laurentius) als gemeinsames globales Glaubensfundament beschworen.

Dass Senden „viel, viel bunter“ geworden ist, betonte Bürgermeister Sebastian Täger in seinen Grußworten. Er würdigte den Einsatz des Orga-Teams von „Aktion Hoffnungsschimmer“, Flüchtlingshilfe Senden, Deutsch-Kurdischem Freundeskreis, das vom Kulturamt der Gemeinde unterstützt wurde.

Alfred Holz zieht ein erstes Resümee des Begegnungsfestes

Daran dass sich über 50 Vereine und Initiativen an dem Fest beteiligen, zeige sich, „wie offen Senden gegenüber anderen Kulturen ist“.

Der Rathaus-Chef animierte die Festbesucher, mit „Toleranz und Neugierde“ auf das breite und vielfältige Programm zuzugehen. Von münsterländischer Zurückhaltung war tatsächlich wenig zu spüren. Zum Beispiel als Ernest Chigozie Onu zum Trommelworkshop einlud. „Alle sind sofort voll mit eingestiegen“, zeigt sich der Musiker vom Sendener Publikum „angenehm überrascht“.

Kommentar: Gewagte Premiere

Das Risiko war beträchtlich. Denn mit dem Internationalen Begegnungsfest verband sich die feste Erwartung, dass die Premiere ein Erfolg würde. Dafür sollte ein breites Bündnis von Vereinen, Initiativen und Einrichtungen sorgen, die sich an dem Event beteiligten. Doch, ob das Publikum auch mitzieht, war ungewiss.

Insofern lässt sich das Begegnungsfest eindeutig als Erfolg verbuchen. Über viele Stunden und eine große Fläche fanden sich durchweg viele Gäste, die die vielfältigen Angebote nutzten.

Dass die Vielfalt Sendens gezeigt werden konnte, ist der Bereitschaft der Gruppen zu verdanken – und dem Fingerspitzengefühl des Orga-Teams. Denn das hat gut daran getan, den Bogen bei dem Fest weit zu schlagen. Nicht nur Einheimische und Flüchtlinge sollten einander näher gebracht werden, sondern auch diejenigen Gruppen, die in Senden schon länger nebeneinander leben, sich aber nicht unbedingt kennen. Wenn etwa kurdische Familien und Vertreter eines Vereins aufeinanderstoßen, dem vor allem Menschen aus den ehemaligen Sowjetrepubliken angehören, dann stärkt auch dies den Zusammenhalt in Senden.

Klar ist ebenfalls, dass mit einem gelungenen Fest allein die schwierige Aufgabe der Integration längst nicht bewältigt ist. Doch Senden hat ein Zeichen gesetzt, dass es bereit ist, sich weiter dieser Herausforderung zu stellen. Dietrich Harhues

Musik führte vielfach zu buchstäblichen Begegnungen: Bei den melancholischen Liedern von Fleurs de Zyriab sangen viele kurdische Frauen nicht nur genauso gefühlvoll mit, sondern bewegten sich bei einem traditionellen Tanz, dem sich die Umstehenden anschlossen. Was den Kern des Festes traf: Aufeinander zugehen, sich an den Händen fassen, sich von anderen Kulturen faszinieren und nicht einschüchtern lassen.

Kulinarische Genüsse wurden ebenso geteilt wie die Begeisterung für Sport oder Kunst. „Das Fest ist gut geeignet, um sich gegenseitig kennen zu lernen“, lautet das Resümee, das die Sendener Familie von Dirk Wollenschläger nach ihrem Bummel zieht.

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