Bauamt setzt auf Vorsorge gegen Starkregen
Die Kanalisation fest im Visier
Senden
Viele vollgelaufene Keller waren die Folge des Starkregens vom 5. Juli. Waren nur die Naturgewalten zu massiv oder hat die Gemeinde versäumt, ihre Infrastruktur fit zu halten? Die WN hakten im Sendener Bauressort nach.
Es kam Knall auf Fall. Buchstäblich. Denn auf Donner und gleißendes Licht der Blitze folgten Regenmassen, die jäh niederprasselten. Der Gewitter-Sonntag (5. Juli) wird vielen Sendenern in Erinnerung bleiben. Nicht nur wegen der spektakulären Naturgewalten, sondern weil manche noch mit den Folgen beschäftigt sind: Wasser, das in Keller gedrungen und dort Schäden angerichtet hat. Waren dabei nur Wetter und Klimawandel im Spiel oder liegt es bei der Infrastruktur in Senden im Argen?, diese Frage wurde aus der Bevölkerung an die WN-Redaktion gerichtet.
Klaus Mende, Bauressort Senden
Klaus Mende, stellvertretender Leiter des Fachbereichs Planen, Bauen, Umwelt, versieht seine Antwort mit einem fetten Rufzeichen: „Das ist ein Thema, das mir richtig am Herzen liegt!“ Den Zustand der kommunalen Kanalisation – 87 Kilometer Schmutzwasser-Kanäle, 93 Kilometer Regenwasser-Kanäle und 38 Kilometer Druckrohrleitungen – habe sein Ressort aus mehreren Perspektiven im Blick.
Zur Instandsetzung und Ertüchtigung investiere die Gemeinde erheblich. Die Kosten fließen in die Abwasserkalkulation ein, deren Tarife für Sendener Bürger gleichwohl im Vergleich mit anderen Gemeinden noch niedrig liegen.
Vorsorge und hohe Investitionen
Als Beispiel nennen Mende und Erwin Oberhaus, Kollege aus dem Bauressort, die neue Druckrohrleitung von Senden zum Klärwerk in Gettrup. Da die Möglichkeiten zur Sanierung der Leitung, die unter der Kanalbrücke verlief, beschränkt waren, wurde 2020 ein Düker unter dem Kanal zwischen Bakenstraße und Wendebecken verlegt – mit mehr Kapazität und bevor es zu einem Schaden kam.
Vorausschauend sei die Verwaltung auch unterwegs, wenn ein neuer Straßenbelag anstehe. Etwa an der Gartenstraße habe der Kreis die Deckschicht saniert, die Gemeinde aber vorsorglich neue und größere Kanäle verlegen lassen. Selbst wenn diese noch nicht abgängig seien, würden diese durch größere Leitungen ausgetauscht, sofern ohnehin im Erdreich gebuddelt werde.
Beim Berechnen von neuen Regen- oder Abwassersystemen gehe die Gemeinde Senden nicht von den gesetzlich vorgeschriebenen Mindeststandards, sondern von „deutlich stärkeren Regenereignissen“ aus, beteuert Mende.
Die Zahl der Gullys beziehungsweise ihr Abstand werden künftig noch erhöht, führte der stellvertretende Fachbereichsleiter weiter aus. In der Regel werden diese einmal binnen zwölf Monaten gereinigt, manchmal stehe dies auch zwei Mal pro Jahr an. Die Buchführung über gereinigten Standorte soll digitalisiert werden.
Mit Hightech in die „Unterwelt“ schauen
Mit Hightech in die „Unterwelt“: Die Kanaluntersuchung ist in Bösensell schon abgeschlossen, in Senden läuft sie gerade und Ottmarsbocholt ist im kommenden Jahr dran. Eine Spezialfirma reinigt Rohre und erstellt Videoaufnahmen der Kanalisation. Die Zustandserfassung ist Grundlage, um mögliche Schwachstellen zu ermitteln und zu beseitigen. Wenn es beispielsweise bei den Hausanschlüssen hapert, sind die Eigentümer in der Pflicht. Allen Hausbesitzern, die Fragen dazu haben, wie sie ihr Gebäude vor Wassereinbruch schützen können, bietet die Gemeinde Beratung und Ortstermine an.
Den Vorwurf, die Kanalisation gerate an ihre Grenzen, wenn die Wohngebiete wachsen, lässt die Verwaltung nicht gelten. Dies gelte auch für das Baugebiet Huxburg, das einen „dicken Vorfluter“ erhalten werde, um das bestehende System nicht zu belasten. Absoluten Schutz, etwa nach einem Starkregen wie im Juli 2014 in Münster, gebe es aber nicht.
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