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In Senden wird Unterstützung für Erdbeben-Opfer organisiert

Erst der Schock – dann die Hilfe

Senden

Das Entsetzen über die verheerende Naturkatastrophe im Südosten der Türkei ist beim Deutsch-Kurdischen Freundeskreis in Senden groß. Doch die Community verbleibt nicht in Schreckstarre, sondern organisiert Hilfe.

Von Dietrich Harhues

Unter Trümmern werden noch Verschüttete gesucht. Doch die staatliche Hilfe reicht nicht aus und nicht bis überall hin. Foto: IMAGO/ITAR-TASS

Der Fernseher läuft mit bedrückenden Bildern, per WhatsApp werden traurige Nachrichten ausgetauscht. Doch dabei bleibt es nicht. In Senden leben viele Menschen, die selbst oder deren Familien aus dem Südosten der Türkei stammen. In dieser Community ist das Entsetzen über das Erdbeben groß – aber auch die Bereitschaft, Hilfe zu leisten.

„Wir sind zu tiefst betroffen über die Naturkatastrophe in der Türkei und in Syrien und die damit verbundene verheerende Zerstörung der vielen Existenzen“, unterstreicht Ekrem Atalan, Vorsitzender des Deutsch-Kurdischen Freundeskreises (DKFK) Senden. Nicht nur Geld – „wir gehen von Haus zu Haus“ – und Sachspenden werden gesammelt, schildert Atalan. Er betont, dass auch tatkräftiges Anpacken organisiert werden soll. „Wir mobilisieren gerade Leute, die bereit sind, vor Ort Unterstützung zu leisten“, kündigt Atalan an. Dies sei wichtig, weil die staatliche Hilfe kaum vorhanden sei und längst nicht alle Gebiete erreicht. Die Wucht der tektonischen Bewegungen – die noch weiter andauern sollen – habe zudem eine Region in Mitleidenschaft gezogen, „die ohnehin von Armut und Mangel betroffen ist und in der es den Menschen an vielem fehlt“.

Betroffen über die tragischen Bilder: Viele Sendener mit Wurzeln im Südosten der Türkei verfolgen die Lage nach dem Erdbeben. Foto: privat

Zusammenhalt in der Gemeinschaft ist groß

Dafür sei aber der Gemeinsinn ausgeprägt: „Da muss man zusammenhalten“, gibt Ekrem Atalan als Devise aus. Auf Solidarität pocht beispielsweise auch Mehmet Dogu, der in Senden aufgewachsen ist und dort bis 2017 gewohnt hat. Ein großer Teil seiner Verwandten lebt im Dorf Cigli bei Pazarcik – einem Gebiet, in dem die Eruptionen besonders massiv waren. „Unzählige Opfer liegen noch unter den Trümmern“, beschreibt Dogu die Lage. Er appelliert, die Hilfsorganisation Kurdischer Roter Halbmond (Heyva Sor) mit Spenden zu unterstützen. „Das ist da, wo unsere Wurzeln liegen“, hebt der Ex-Sendener hervor, warum die Verbundenheit in den Südosten der Türkei weiter besteht.

Permanente Angst vor weiteren Erdstößen

Zu den Beziehungen von Senden in diese Region gehören auch Kontakte von Orhan Atalan, Vorstandsmitglied von „Aktion Hoffnungsschimmer“, in die Metropole Diyarbakir. Dort lebt beispielsweise Erhan Uysal, der in Deutschland Medizin studiert hat und die Verbindung in die Stevergemeinde weiterhin pflegt. Er hat mit seiner Frau, dem fünfjährigen Sohn und der 13-jährigen Tochter die Wohnung im achten Stock noch rechtzeitig beim Beben verlassen. Das zwölfstöckige Gebäude sackte zwar nicht zusammen, aber ob es wirklich wieder bewohnt werden kann, ist völlig offen. Die Familie ist bei Freunden untergekommen. Auf Zeit. Und damit hat sie es noch besser als Nachbarn, die bei Schnee und Eis ohne Dach über dem Kopf ausharren müssen. Immer in der Angst, dass die Erdstöße weitergehen können.

Spenden nehmen auch der Deutsch-Kurdische Freundeskreis (DKFK),

 0157/ 31 448 440 und die „Aktion Hoffnungsschimmer“ entgegen.

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