Training für Polizeihunde
Kommissare auf vier Pfoten
Senden
Hundeführer aus dem ganzen Münsterland, aus Hamm, Bochum und Herford trainierten in Senden mit ihren vierbeinigen Partnern. Polizeihunde werden im Alltag der Beamten angesichts steigender Gewaltbereitschaft, mit der die Polizisten konfrontiert sind, immer wichtiger.
Der Verbrecher hat keine Chance. Denn „Baby“ ist kein Schoßhund. Im Gegenteil, die vierbeinige Beamtin hat Biss – buchstäblich. Die belgische Schäferhündin stellt den Einbrecher, der sich am helllichten Tage dreist am Clubheim des Rudervereins zu schaffen macht binnen Sekunden.
Die Zähne des Polizeihundes bekommt „Einbrecher“ Mike Wippersteg zu spüren. Aber ohne schmerzhafte Folgen. Denn der Polizeibeamte, der beim Training am Mittwoch in Senden den Ganoven mimt, trägt eine gepolsterte Lederhose und eine Jacke mit verstärktem Textil. Der aggressive Vierbeiner macht Wippersteg keine Angst. Er ist vorbereitet: „Ich werde ja nicht ins kalte Wasser geworfen.“
Polizeihunde in NRW
► Die Kreispolizeibehörden verfügen in der Regel über drei bis vier Hunde, in Münster sind es sechs.
► Tendenziell werden in NRW, nach einem Rückgang, wieder mehr Hunde eingesetzt.
► Für Hundetrainer Andreas Preckel liefern sie die ideale Antwort auf die steigende Gewaltbereitschaft, mit der Polizisten konfrontiert sind. Gerade bei häuslicher Gewalt werden immer häufiger Hunde mit eingesetzt. Auch im Fußballstadion unterstützen sie die Beamten.
► Sprengstoff und Drogen spüren bereits viele Polizeihunde auf. Vierbeiner im Staatsdienst, die – wie im Fernsehkrimi – menschliche Spuren verfolgen können (Mantrailer), seien noch sehr selten, so Preckel.
Noch eindrucksvoller als das beherzte Eingreifen des Vierbeiners mit der Lizenz zum Gebisseinsatz ist dessen Gehorsam. Denn ein bündiges Kommando des zweibeinigen Kommissar-Kollegen, der vom Boot aus herangeeilt ist, reicht – und Baby lässt von dem „Kriminellen“ ab.
Die pudelnasse Schäferhündin, die ihr Fell später auf dem Deck des „Streifenwagens“ der Wasserschutzpolizei wieder trocknet, verdient das Lob von Andreas Preckel. Er ist Hundetrainer beim Polizeipräsidium Münster und leitet die zweitägige Intensivfortbildung, die in Senden und Dülmen über die Bühne geht. „Baby“ hat gezeigt, dass sie auch mit dem Sprung von einem höheren Standpunkt aus ins Wasser keine Probleme hat. Hätte die Hündin erst einen sanfteren Weg in den Kanal gesucht, wären wertvolle Sekunden verstrichen. Genau dafür diente die Übung als Probe aufs Exempel.
Baby hat nicht nur auf dem Weg zum Verbrecher alles richtig gemacht. Dass dieser Fersengeld gab und sich hektisch bewegte, löste bei ihr den Beißreflex aus. Hätte der Bandit still gehalten, wäre die Hündin mit anhaltendem Bellen und Bewachen gnädig geblieben.
Dass die flinken Vierbeiner mit den tierischen Talenten beim Riechen und Hören tatsächlich ihre Zähne zeigen, sollte die Ausnahme sein. Die bloße Präsenz der Hunde flößt Rowdys und Straftätern schon reichlich Respekt ein. „Das Abschreckungspotenzial ist ganz erheblich“, betont „Cheftrainer“ Andreas Preckel. Er sieht die Vierbeiner aber nicht als Waffe: „Sie sind kein Gerät, sondern Lebewesen und Partner.“
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