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Glasfaser für den Außenbereich

Mit Appellen in den Endspurt

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Die Latte liegt hoch: 80 Prozent der Haushalte im Außenbereich müssen mitziehen, damit dort Glasfaser verlegt wird. Der Anschluss an den Datenhighway kostet pro Hof mindestens 2200 Euro.

Ulrich Reismann

Bürgermeister Sebastian Täger (l.) richtete einen Appell an die rund 400 Besucher in der Steverhalle, sich dem Glasfaser-Projekt im Außenbereich anzuschließen. Foto: ure

Jetzt muss Butter bei die Fische. Bislang hat es zum Glasfaserausbau in den Außenbereichen lediglich eine „Interessensabfrage“ gegeben, und die war unverbindlich. Dementsprechend unterliegen die Kalkulationen, welche am Donnerstag von Bürgermeister Sebastian Täger und seinen Projektpartnern den 400 Besuchern bei der Informationsveranstaltung in der Steverhalle präsentiert wurden, noch gewissen Unwägbarkeiten. Doch nun sollen belastbare Zahlen auf den Tisch. Bis zum 15. Februar müssen sich die Bewohner der Bauerschaften definitiv entscheiden, ob sie mitmachen wollen.

Wer bis dahin nicht dem kurz vor Weihnachten aus der Taufe gehobenen Verein „Teilnehmergemeinschaft Glasfaser Außenbereich Senden e.V.“ (TGAS) beitritt, für den sei der Zug ein für allemal abgefahren. Darauf wies der Bürgermeister in aller Eindringlichkeit hin: „Im Nachgang noch welche aufzunehmen, das wird nicht gehen.“

Im Rathaus ist man hoch motiviert. Sebastian Täger merkte man es an, und Wirtschaftsförderin Melanie Baßenhoff sprach es offen aus. Der große Besuch an diesem Abend, „er spornt uns weiter an“. Die letzten Monate seien dazu genutzt worden, die rechtlich notwendigen Schritte zu tun, um den in der Interessensabfrage „von 80 Prozent der Hausstellen geäußerten Wunsch nach einem zukunftsfähigen Glasfaseranschluss jetzt umsetzen zu können“, so der Bürgermeister.

Alfons Schräder, Vorsitzender der Teilnehmergemeinschaft Glasfaser

Vor diesem Hintergrund sei das Konstrukt der „TGAS“ entstanden. Deren Vorsitzender Alfons Schräder, einer der beiden Köpfe des letztjährigen Pilotprojekts in Schölling-Holtrup, unterstrich die Notwendigkeit einer Planungssicherheit durch verpflichtende Erklärungen der Außenbereichsbewohner. Ohne die sei er auf „Blicke in die Glaskugel“ angewiesen, und das könne keine Grundlage sein, um „am 1. April im ersten Polygon loszulegen“.

Dieses ehrgeizige Ziel haben sich der Verein, die Gemeinde sowie die Deutsche Glasfaser GmbH als künftiger Eigentümer des Glasfasernetzes gesetzt. Das gesamte Gemeindegebiet ist in 15 Polygone (= Bezirke) eingeteilt worden. In welchem davon begonnen wird, sei noch offen und könne erst nach Vorliegen der endgültigen Teilnehmerzahlen gesagt werden.

Faktoren für diese Festlegung seien neben der technischen Machbarkeit auch solche Nachbarschaften, die sich durch ein bekanntermaßen solidarisches Miteinander quasi für eine Vorreiterrolle anbieten würden, hieß es am Donnerstag. Denn: Das Vorhaben könne nur gelingen, wenn es „ein Solidar- und Gemeinschaftsprojekt wird“, bei dem die Anwohner ihre Arbeitskraft in geeigneter Weise einbringen, nannte Schräder einen essenziellen Punkt.

Und das fange mit einer „intensiven Vorbereitung“ an. Wo liegen Strom- und Telefonkabel in der Erde, wo eine Wasser- oder Drainageleitung? Wo liegt alter Schutt, der ein Durchkommen unmöglich macht? „So etwas muss vorher von den einzelnen Eigentümern geklärt und auf einer Karte festgehalten werden. Solch eine Planung ist das A und O“, erklärte Füstmann nachdrücklich. „Wenn dann noch alle etwas Mut mitbringen, werden wir das gemeinsam packen.“ Der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Ortsverbandes Senden hatte die „Buddelarbeiten“ in Schölling-Holtrup geleitet.

Jeder Hof zahlt mindestens 2200 Euro Anschlussgebühr

Das weitere Vorgehen fußt auf folgenden zentralen Punkten:

► Alleiniger Zweck der „Teilnehmergemeinschaft Glasfaser Außenbereich Senden e.V.“ (TGAS) ist die Verlegung von Leerrohren in Nachbarschaftshilfe mittels eines speziellen Pfluges. In die bläst die Deutsche Glasfaser GmbH anschließend die Glasfaserkabel ein. Für jede eigenständige Hausstelle ist ein „Grabungskostenbeitrag“ in Höhe von 500 Euro zahlen. Vorsitzender des Vereins ist Alfons Schräder, Beisitzer sind die drei Vorsitzenden der Landwirtschaftlichen Ortsverbände, Ulrich Holle (Bösensell), Philipp Beckhove (Ottmarsbocholt) und Marc Füstmann (Senden). Die Kassenführung übernimmt der Wirtschaftsförderer der Gemeinde Senden, Niklas Esser.

► Außerdem muss jeder Kunde bis Mitte März einen mindestens 24-monatigen Provider-Vertrag mit der Deutschen Glasfaser GmbH abschließen. Dieser regelt, dass neben der laufenden monatlichen Gebühr einmalige Anschlusskosten in Höhe von 1700 Euro zu tragen sind, die bei Baubeginn in dem jeweiligen Polygon fällig werden.

► Es gibt eine Grundvoraussetzung, damit das Glasfasernetz im Außenbereich überhaupt gebaut werden kann: 80 Prozent aller Haushalte müssen mitmachen. Darauf sind die vorgenannten Kosten kalkuliert. Alfons Schräder: „Sprechen Sie Ihre Nachbarschaft an. Sonst kann es noch eng werden.“

► In diesem Sinne war in der Einladung auch auf die „nicht völlig auszuschließende Nachschusspflicht“ zu den Grabungskosten hingewiesen worden, falls die tatsächliche Beteiligung jetzt hinter dem Resultat der Interessensabfrage zurück bleiben sollte. Hierzu gab es am Dienstagabend auch eine Nachfrage aus den Reihen der Besucher.

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