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Flüchtlingshilfe Senden

Mobilisieren für die Menschlichkeit

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Die erste Mitgliederversammlung der Flüchtlingshilfe Senden war mit rund 130 Gästen gut besucht. Die Ehrenamtlichen zogen als Fazit, dass sie stolz auf das Erreichte sein können. Ein weiterhin langer Atem sei jetzt erforderlich.

Ulrich Reismann

Das Foyer der Steverhalle war zur Mitgliederversammlung gut gefüllt. Foto: ure

Bürgermeister Sebastian Täger nannte es „erschreckend“, was sich in Mecklenburg-Vorpommern bei der bevorstehenden Landtagswahl abzeichne: AfD und CDU lägen in der Wählergunst etwa gleichauf. Er sei froh, Bürgermeister einer Gemeinde zu sein, in der solche rechtsextremen Tendenzen „kein Thema sind“ und stattdessen „so viel Menschlichkeit gelebt wird“, wie sie der „überwältigende“ Besuch der Mitgliederversammlung der Flüchtlingshilfe Senden zum Ausdruck bringe. 130 Mitglieder und Unterstützer waren am Donnerstagabend ins Foyer der Steverhalle gekommen. Von solch einer Mobilisierung könnten andere Vereine nur träumen. „Die sind schon froh, wenn von über 1000 Mitgliedern zehn kommen“, so Täger. Heute zeige sich, dass in der Flüchtlingshilfe „ganz viele mit Herzblut bei der Sache sind“.

Vorsitzender Dr. Hans Meck­ling war ebenfalls angetan ob des guten Besuchs. Vorher habe er sich die bange Frage gestellt: „Schaffen wir die 30“? Und dann so was! Die Sendener Bürgerschaft könne sich glücklich schätzen, über so viel ehrenamtliches Engagement zu verfügen, mit dem man sich der großen Herausforderung stelle. „Und es zeigt mir, dass die Sendener trotz des ganzen Hickhacks um das Flüchtlingsthema den Mut keineswegs verloren haben.“

Es sei mit Worten kaum zu beschreiben und vielfach noch nicht einmal bekannt, dass sich „hier heute etliche tausend Stunden Ehrenamt darstellen, ohne die wir die für unser Land und unseren Ort so schwierige Zeit nicht hätten halbwegs vernünftig regeln können“, sagte Meckling. Ohne Selbst-Beweihräucherung könne man feststellen, dass die Anwesenden und weitere Menschen, die heute nicht hier seien, „durchaus ein wenig stolz darauf sein dürfen“.

Große Anerkennung gebühre dabei, so Meckling, auch der Gemeindeverwaltung, die sich „alle erdenkliche Mühe“ gegeben habe, den Geflüchteten eine Bleibe und eine Versorgung zukommen zu lassen. Flüchtlingshilfe und Rathaus hätten in den zurückliegenden eineinhalb Jahren intensiv kommuniziert, kooperiert „und auch miteinander gekämpft“. Und es sehe nicht danach aus, als wenn dieses in Kürze enden würde.

Auch Täger würdigte die überaus konstruktive Zusammenarbeit. Dass man manchmal auch etwas gegenteiliger Meinung sei, gehöre dazu. Er warnte davor, an Dingen zu verzweifeln, bei denen man machtlos sei, weil sie „nicht in unserer Zuständigkeit liegen“. Dabei bezog er sich auf frustrierende Erfahrungen von Heinz-Helmut Welmering, die der zweite Vorsitzende der Flüchtlingshilfe immer wieder mit der Ausländerbehörde des Kreises bei schier endlosen Verfahren um die Erteilung von Arbeitserlaubnissen gemacht hat.

Mit welchen bürokratischen Hindernissen man dort konfrontiert werde, das sei dermaßen zermürbend, dass einige Mitstreiter bereits entnervt das Handtuch geschmissen hätten. So schilderte Welmering seine Enttäuschung darüber, dass talentierten und motivierten Flüchtlingen der effektivste Weg in unsere Gesellschaft – über einen Job – oftmals versperrt bleibe.

Diese Helfer stehen exemplarisch für engagierten Einsatz

Stellvertretend für alle Helfer hob Dr. Hans Meck­ling exemplarisch sechs Personen heraus:

► Monika Dopp hat in Ottmarsbocholt eine Flüchtlingshilfe über die Caritas aufgebaut und geleitet, schon bevor es überhaupt die Flüchtlingshilfe gab. „Wir haben von ihr gelernt“.

► Doris Thielen hat sich für Bösensell engagiert und dort einen eigenen Arm der Flüchtlingshilfe gegründet.

► Veronika Skuplik hat sich mit einer von ihr gesammelten großen Sprach-Helferschar in Senden der gewaltigen „Sprachwelle“ gestellt und ist nicht untergegangen.

► Heinz-Helmut Welmering hat als Gründungsmitglied der ersten Sunde den Aufbau der Flüchtlingshilfe strukturiert, Menschen vorbildlich in Arbeit gebracht und tapfer gegen bürokratische Windmühlen gekämpft.

►Franz Peirik hat sich mit großer Selbstverständlichkeit seit dem Frühjahr 2015 der Radwerkstatt gewidmet.

► Christiane Bensmann hat in unerschütterlicher Weise den ständig wechselnden Aufgaben der Gemeinde professionell die Stirn geboten. Dabei hat sie sich auch alle Mühe gegeben, das Ehrenamt zu unterstützen „und manchmal auch zu zügeln“.

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