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Junger Meister Tobias Liebrand übernimmt Raumausstatter Koke

Nach 160 Jahren in neuen Händen

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Nach 160 Jahren im Familienbesitz übergeben Heinz-Albert und Bärbel Koke ihren Raumausstatter-Betrieb an Tobias Liebrand. Ursprünglich war Familie Koke in einer ganz anderen Branche tätig und ging dann mit der Zeit, um weiterhin im Geschäft zu bleiben.

Heinz-Albert und Barbara Koke haben ihren Betrieb nach 160 Jahren im Familienbesitz an Tobias Liebrand (l.) übergeben. Foto: Thomas Fromme

Der Name soll bleiben – und auch sonst wird sich am bewährten Konzept nicht viel ändern. Und doch gab es jetzt einen

großen Einschnitt. Denn nach 160 Jahren im Familienbesitz geben Heinz-Albert und Bärbel Koke ihren Betrieb in neue Hände. Mit Tobias Liebrand übernimmt ein echtes Eigengewächs die Regie beim traditionsreichen Sendener Raumausstatter.

Der 27-Jährige hat seine Ausbildung im Betrieb absolviert und schon ein paar Jahre später seinen Meister gemacht. Jetzt hat er den Handwerksbetrieb mit Geschäft und Werkstatt übernommen. Die Räume im Schatten von St. Laurentius sowie die Filiale in Lüdinghausen mietet er von den bisherigen Inhabern, die sich in den Ruhestand zurückziehen.

Nachfolge in gute Hände gelegt

„Ich freue mich, dass wir die Nachfolge geregelt haben und den Betrieb in gute Hände übergeben konnten“, sagt Heinz-Albert Koke, dessen Kinder andere berufliche Ziele hatten. Jetzt hat er mehr Zeit für Hobbys wie plattdeutsches Theater mit der Ottmarsbocholter Schenkwaldspielschar („als einziger Sendener“). Der 65-Jährige betont, dass der neue Inhaber einen funktionierenden Laden übernommen habe. Und den kennt Tobias Liebrand schon seit seiner Ausbildung zum Raumausstatter. 2021 hat er seine Meisterprüfung bestanden.

Der neue Inhaber beschäftigt zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Senden und Lüdinghausen, die in Beratung, Verkauf und Montage sowie in der Näh- oder Polsterwerkstatt tätig sind.

Rückblende ins vorletzte Jahrhundert: 1863 eröffnet Johann Bernhard Koke mit seiner Frau Wilhelmine ein Geschäft an der Herrenstraße 3. Sattler- und Polsterarbeiten an Kutschen und Landauern, für die auch Lederverdecke hergestellt werden, prägen die ersten Jahre. Polsterstücke und Matratzen ergänzen das Angebot. Daraus entwickelt sich über fünf Generationen der heutige Betrieb, der immer mehr den Schwerpunkt „Wohnen“ bekommt. 1965 wird ein zweites Domizil in einem Neubau am Laurentiusplatz eröffnet. Das ist seit 2008 der einzige Standort, als das Stammhaus an der Herrenstraße (heute Buch Schwalbe) schließt und der Verkauf von Lederwaren – und zwischenzeitlich sogar Kinderkleidung – eingestellt werden. Der Fokus liegt jetzt ausschließlich auf Raumausstattung.

Chance genutzt

Heinz-Albert Koke hatte nach seiner Ausbildung in Münster und der Meisterprüfung in Oldenburg den Betrieb von seinem Vater Heinz übernommen.

Zurück in die Gegenwart: Das aktuelle Angebot reicht von Bodenbelägen über Stoffe und Gardinen bis hin zu Sonnen- und Insektenschutz. „Die persönliche Beratung bei den Kunden steht für mich im Mittelpunkt“, erklärt Tobias Liebrand. Auch als Inhaber ist er weiterhin viel im „Außendienst“ zum Beraten, zum Messen und zur Montage im Einsatz. „Als sich die Perspektive zur Übernahme ergab, war mir klar, dass ich diese Chance nutzen möchte“, sagt der Sendener. Seine Ehefrau hilft ihm nebenberuflich im Büro.

Mit der Zeit gegangen

Wie sein Vorgänger kennt Tobias Liebrand viele Wohnungen und Häuser in Senden und Umgebung von innen. „Und auch von außen entdecke ich Jahre später immer wieder etwas in Fenstern, das wir angebracht haben“, berichtet Heinz-Albert Koke. Er hat ganz unterschiedliche Typen von Kunden erlebt: „Manche sagen: Ich weiß, was ich will, aber sagen Sie mir, was passt. Andere zeigen Fotos aus Wohnzeitschriften und erklären, dass sie es genauso haben möchten. Dann musste ich schon mal fragen: Und wie wollen Sie dann auf Ihren Balkon kommen?“ Barbara Koke, die viele neue Ideen ins Geschäft einbrachte, bringt es auf den Punkt: „Es geht um Optik und Praxis.“ Und um guten Geschmack, könnte man ergänzen. Heinz-Albert Koke sieht einen Grund für den Firmenerfolg in der Beherzigung des Mottos „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.“

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