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„Aktion Hoffnungsschimmer“

Nach dem Anschlag: Weiter mahnen und helfen

Senden

Der Terroranschlag von Suruç – ein Ort, den die Sendener Flüchtlingsinitiative im Januar besucht hat – leitete eine Eskalation der Gewalt in der Türkei ein. Die „Aktion Hoffnungsschimmer“ will ihre Hilfe trotzdem fortsetzen.

Dietrich Harhues

Im Flüchtlingscamp  in Suruç traf die Initiative „Hoffnungsschimmer“ aus Senden auf eine besonders angespannte Versorgungssituation. Jochen Reidegeld (kl. Bild) reihte sich auch in die Menschenkette an der Grenze zu Kobane ein. Foto: Harhues

Traurig, enttäuscht, wütend. Die Kurden, die in Senden leben, verfolgen die Lage in ihrer Heimat seit dem Anschlag vom 20. Juli mit größter Anspannung. 31 vorwiegend junge Menschen waren in Suruç ums Leben gekommen. An dem Ort, von dem aus sie Hilfe für die syrische Nachbarstadt Kobane auf die Beine stellen wollten. Suruç ist auch die Stadt, in der Vertreter der Flüchtlingshilfe „Aktion Hoffnungsschimmer“ erst im Januar akute Nothilfe leisteten und sich in die Menschenkette einreihten, die das Durchsickern von IS-Terroristen nach Kobane verhindern sollte.

„In Gedanken und im Gebet sind wir bei den jungen Menschen, die Opfer des grausamen Anschlages in Suruç geworden sind – ein Ort, an dem wir so beeindruckende Begegnungen hatten“, betonte der stellvertretende Generalvikar des Bistums Münster, Dr. Jochen Reidegeld, ehemaliger Kaplan in Senden und Schirmherr von „Hoffnungsschimmer“.

Suruç, eine Stadt mit rund 60 000 Einwohnern habe etwa eben so viele Flüchtlinge aufgenommen und versorgt. „Die Solidarität der Bevölkerung mit den Terroropfern gibt uns ein Beispiel“, fasst die Sendener Reisegruppe ihre Eindrücke zusammen.

Das beklemmende Gefühl, eine Stadt und dort auch noch exakt das Gelände besucht zu haben, an dem ein blutiger Anschlag eine radikale Wende im türkisch-kurdischen Verhältnis einleitete, teilen alle Mitstreiter von Hoffnungsschimmer, zu denen die beiden Sendener Pfarrer und der Bürgermeister zählen.

Reidegeld, Priester und Gründer von roterkeil.net, erinnert daran, dass IS-Milizen vor genau einem Jahr das Shingal-Gebiet überfallen, Männer ermordet und Frauen versklavt haben. Reidegeld pocht aufs Erinnern: „Der Horror der Vertreibung und des Genozids vor allem an unseren ezidischen und an unseren christlichen Schwestern und Brüdern – erst ein Jahr und schon droht das Vergessen!“

Die „Aktion Hoffnungsschimmer“ will aber ihren Namen weiterhin zum Programm machen. „Unsere Hilfsaktion geht weiter“, betont Dr. Jochen Reidegeld. Er hat in diesem Jahr bereits zwei Reisen in die Region hinter sich – in den Südosten der Türkei und in den Nordirak. Es bleibe bei dem Ziel, den Menschen in ihrer Notlage beispielsweise mit Lebensmitteln und Medizin beizustehen, und in Kobane oder den Flüchtlingsgebieten sichtbare und nachhaltige Projekte des Wiederaufbaus zu unterstützen.

Um diese Vorhaben vorzubereiten und die Situation in den Flüchtlingslagern zu erkunden, ist Dennis Necat Bozan im Juni in die Türkei gereist. Der Bösenseller, Vorstandsmitglied der Gesellschaft ezidischer Akademiker und Angehöriger von „Hoffnungsschimmer“, bringt ein trübes Fazit mit. „Die Lage in den Camps hat sich dramatisch verschlechtert.“ Die Menschen hätten resigniert. Die neue politische Lage gibt ihnen keinen Grund, optimistischer in die Zukunft zu schauen.

Dr. Jochen Reidegeld, Schirmherr der Flüchtlingshilfe „Hoffnungsschimmer“
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