Blühende Pracht verdrängt Steppe
Natur erobert sich Stever-Wiesen zurück
Senden
Die verdorrte Steppenlandschaft ist verschwunden – die Natur hat sich die Wiesen an der Stever zwischen Hagenkamp und Siebenstücken zurückerobert. Der Mensch hatte daran Anteil.
Am 21. August 2018 trafen sich Peter Moll und Rolf Wiederkehr auf der üppigen Fläche zwischen Hagenkamp und Siebenstücken, deren üppiges Grün verschwunden war. Auf ausgedorrter Steppenlandschaft fand der Pressetermin statt. Dieser war von den WN anberaumt worden, nachdem Moll via Facebook und später mit einem politischen Antrag als FDP-Ratsherr den Zustand vor seiner Haustür angeprangert und Abhilfe durch eine Wildblumenwiese angeregt hatte. Wiederkehr (Grüne), Vorsitzender des Umweltausschusses des Gemeinderates, teilte die Einschätzung, dass auf der „Filetfläche“ (so die gemeinsame Bezeichnung) die Natur wieder Einzug halten soll. Mit Hilfe des Menschen ist dies inzwischen geschehen.
Verwaltung hat guten Job gemacht
Sein Vorstoß sei „vollumfänglich“ umgesetzt worden, zieht Moll eine Bilanz. Die Verwaltung habe einen guten Job gemacht, pflichtet Wiederkehr bei. „Das ist schon klasse“, bewertet er die Veränderung. Wie „toll sich die Fläche entwickelt“ habe, sei „sehr erfreulich“.
Ausprobieren bei Saaten und Standorten nötig
Das Bild vorher war aber auch allzu trostlos. Es ist im Zuge der Stever-Renaturierung entstanden: Das Rangieren mit schweren Fahrzeugen und der Aushub, der auf der Freifläche vor dem Abtransport trocknete sowie die Witterung ohne ausreichend Regen hatten dem Naherholungsgebiet inmitten von Senden beinahe den Garaus bereitet. Doch die Natur eroberte sich ihr Terrain zurück. Der wenige Regen und die Aussaaten haben gereicht, um es wieder sprießen zu lassen, stellt auch Erwin Oberhaus fest, der im kommunalen Bauamt das Thema Grünanlagen betreut.
Wildblumen-Flächen weiten sich aus
Die Gemeindeverwaltung und alle Fraktionen im Rat sind sich in dem Wunsch einig, einen Beitrag zum Schutz der Artenvielfalt und zum Erhalt der Insekten zu leisten. Deshalb setzen sich Kommune und weitere Beteiligten, darunter Pfadfinderinnen Ottmarsbocholt, SPD Bösensell, verschiedene Kitas, Schulen, Agenda-Gruppe, dafür ein, dass die Wildblumenflächen weiter wachsen. Seit 2009 ist Senden an dem Thema „dran“. Was mit einer kleineren Fläche im Bereich Außengelände Cabrio-Bad/Bürgerpark begann, weitete sich inzwischen auf 19 820 Quadratmeter aus. „Das ist schon eine ganze Menge“, so das Fazit von Rolf Wiederkehr, Vorsitzender des Umweltausschusses, gegenüber den WN. Trotzdem sei die Zahl „noch ausbaufähig“. Auch Erwin Oberhaus vom Bauamt nimmt Vorschläge entgegen. Aber bitte nur größere Areale, auf denen Einsaat und Pflege von Lohnunternehmen mit Maschinen übernommen werden könne. Ein Klein-Klein in Handarbeit binde zu viel Arbeitskraft. Zu den größten Wildblumen-Flächen zählen die Bereiche Renaturierung Stever/Dümmer (4000 Quadratmeter); Stever an evangelischer Kirche (1500) und Prozessionsweg (5000) die Parzelle an der DRK-Rettungswache/Kanal (3400), Kita Davertgeister (1500). Auffällig sind ebenfalls die Wildblumen am Rohrkamp und an der Drachenwiese.
Die Pflanzen haben sich „noch gut berappelt“, so sein erleichtertes Fazit. Mehrmals sei Rasen ausgesät worden und auch die Wildblumen-Mischung habe sich insgesamt bewährt. „Die funktioniert ganz gut“, resümiert Oberhaus, der stets darauf gepocht hatte, dass die Gemeinde und von ihr beauftragte Firmen Erfahrungen mit Sorten und Standorten sammeln müsse. Die Verwaltung – die auch ohne den politischen Impuls Pläne gehegt habe, an den Steverwiesen in diesem Bereich die Artenvielfalt zu fördern und Insekten Nahrung zu bieten – bemerkte, dass die bunte Pracht auf dem Rodelhügel reichlich gedieh. Weniger florierte es in den Bereichen, in denen Schatten herrschte oder beispielsweise Bäume in Konkurrenz um die knappe Feuchtigkeit im Boden traten, so Oberhaus.
Positive Aha-Effekte bei Spaziergängern und Radlern
Dass sich das Gesamtbild prima anlässt und lange Bestand hat – würdigen nicht nur Kommunalpolitiker wie Moll und Wiederkehr. Vielmehr bemerke er auch bei Spaziergängern und Radlern oftmals positive Aha-Effekte, schildert der FDP-Ratsherr, der im Hagenkamp am Rande der Grünfläche wohnt. Auch die Idee, einen Teil des Gesamtareals zu mähen, komme gut an: Diese Parzelle werde als Bolzplatz oder zum Drachen steigen lassen genutzt, hat Moll beobachtet.
Auch im Winter soll der Spaß nicht ausgebremst werden, weshalb der FDP-Politiker den Wunsch äußert, dass die Erhebung an der Steverbrücke als Rodelpiste erhalten bleiben sollte. Da im kommenden Jahr ohnehin eine neue Einsaat anstehe, sei es wahrscheinlich, dass das Schnee-Vergnügen, sofern die weiße Pracht fällt, nicht getrübt wird. „Wir haben ja nur den einen Hügel“, so Moll.
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