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Feinstaubmessung am Wohnhaus

Wissen, wie frisch die Luft wirklich ist

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Wie frisch ist die Luft wirklich? Diese Frage kann Werner Pfeil beantworten. Denn an seinem Haus hat er eine Messanlage installiert, die unter anderem die Feinstaubbelastung registriert. Als ein Faktor für hohe Werte kommt vor allem der Verkehr von Autos und Brummis in Betracht.

Dietrich Harhues

Die von den Geoinformatikern der Uni Münster entwickelte „Sensebox“ misst nicht nur Feinstaub, ihre Installation und Handhabung ist auch für Laien nachvollziehbar, betont Werner Pfeil. Foto: di

Er ist Diplom-Ingenieur im Ruhestand und im Umweltschutz aktiv: Aus dieser Ausgangslage heraus hat sich Werner Pfeil an ein Thema herangewagt, das auf dem „platten Land“ sehr wenig verbreitet ist – er misst den Feinstaub in der Luft. Seine Anlage mit den sensiblen Sensoren hängt am Giebel über der Garage an der zu Stoßzeiten stark befahrenen Wilhelm-Haverkamp-Straße. Die Ergebnisse fließen in ein Projekt der Uni Münster und erlauben Schlussfolgerungen. Dazu gehört die Erkenntnis, dass höhere Belastungen durch Kleinstpartikel nicht nur ein Thema an Ausfallstraßen von Oberzentren sind.

Denn die Messungen von Pfeil fördern zutage, dass beispielsweise der monatliche Mittelwert für Feinstaub der Partikelgröße PM 10 (Partikel mit einem aerodynamischen Durchmesser von 10 Mikrometer oder kleiner) im Februar dieses Jahres mit 30,1 Mikrogramm pro Kubikmeter (µg/m³) einen Spitzenwert erreicht hat. Dazu dürften zwei Faktoren maßgeblich beigetragen haben: das Heizen der Wohnhäuser und der Straßenverkehr.

Mobilität – Faktor beim Klimaschutz

Um den Hebel beim Klimaschutz und der Feinstaubbelastung wirksam anzusetzen, eignet sich der Straßenverkehr besonders. Er verursacht 53 Prozent (über 100 000 Tonnen) der Kohlendioxid-Emissionen pro Jahr. So lautet der Stand von 2010, der sich laut Experten kaum gewandelt haben dürfte. „Wir müssen an das Mobilitätsverhalten heran“, gibt Petra Volmerg als Devise aus. Allerdings weiß die Klimaschutzmanagerin der Gemeinde Senden auch, dass es auf diesem Feld „besonders schwierig ist“, eine Änderung zu erreichen. Auch kreisweit ist der Verkehr ein Faktor als Verursacher von 47 Prozent des Kohlendioxids.

Während im März der Hausbrand schon weniger als Verursacher von Feinstaub in Frage kommt, deutet sich an, dass die Verkehrsbelastung auf der Wilhelm-Haverkamp-Straße eine der Hauptquellen für die Belastung mit Kleinstpartikeln (von Ruß bis Gummiabrieb) sein dürfte. Denn im April, als die Sperrung des Kreisels am Kalverkamp den Durchgangsverkehr verlagerte, ging der Wert herunter: auf 17,5 Mikrogramm pro Kubikmeter. Noch deutlicher wird es im weiteren zeitlichen Verlauf, während die Autofahrer überwiegend einen Bogen um Gartenstraße/Wilhelm-Haverkamp-Straße schlagen: auf 7,8 Mikrogramm pro Kubikmeter sank der Mittelwert für die ersten Tage im Mai, derweil sich die Blechlawine auf der B 235, L 844, Appelhülsener Straße und Holtruper Straße erstreckt.

Die Messstation im Giebel der Garage zur Wilhelm-Haverkamp-Straße. Foto: di

Unterhalb der gesetzlichen Grenzwerte

Vom Grenzwert beim Tagesmittel von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter ist die Messung von Pfeil weit entfernt. Während diese Limits zumindest in den 1990 Jahren in Ballungsgebieten großräumig überschritten wurden, blieben die Werte laut Bundesumweltamt seit 2012 unter den EU-Grenzwerten. Der strengere Zielwert der Weltgesundheitsorganisation WHO von 20 Mikrogramm pro Kubikmeter wird aber nicht nur auf der Weseler Straße in Münster, sondern auch im Ortskern von Senden „gerissen“, wie die Messungen von Pfeil ergeben.

Der 69-Jährige, der sich lange für Temperaturverläufe in Senden interessierte, hat sich 2015 dem Projekt „Sensebox“ der münsterischen Geoinformatiker angeschlossen, die die grüne Box entwickelt und weit verbreitet haben – von der Zugspitze bis nach Hamburg.

Messstationen noch Mangelware

Im Kreis Coesfeld sind Messstationen aber noch Mangelware – kaum eine Handvoll von ihnen registrieren dort neben Feinstaub und Wärme noch Luftfeuchtigkeit, Lichtintensität und UV-Strahlung.

Etwa 120 Euro hat Pfeil, ehemaliger Telekom-Mitarbeiter, in die Technik investiert. Der Sendener, aktives Mitglied der Agenda 21-Gruppe, animiert alle Interessierten zum Nachahmen: Den Bausatz zusammenzusetzen, „ist auch für Normalbürger einfach“.

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