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Altenberger Wahrzeichen in der Diskussion

Der Krüsellinde ein L geklaut

Uwe Renners

Altenberge - Ganz so einfach will Bürgermeister Jochen Paus das nicht hinnehmen. „Wir werden das recherchieren. Ich habe das bisher noch nie hinterfragt“, meint er. Doch die der Redaktion vorliegenden Forschungsergebnisse in Sachen Altenberger Wahrzeichen lassen erahnen, dass er wenig Erfolg haben wird und die Gemeinde einige Dokumente überarbeiten muss: Es geht um die Krüsellinde und die Frage, ob sie mit einem oder mit Doppel-L geschrieben wird. Auf der Homepage der Gemeinde, im Leitbild der Gemeinde und in verschiedenen Bausatzungen wird sie seit Jahren mit nur einem L geschrieben. Und das ist offensichtlich falsch.

„Sie wird mit Doppel-L geschrieben.“ Das berichten die beiden Altenberger Heimatforscher Karl-Heinz Stening und Eugen Zurholt unisono.

Karl-Heinz Stening beruft sich auf den Bericht „CDU zementiert Entscheidung“ vom Mittwoch, in dem der Autor nach Recherche auf der Gemeindeseite „Krüselinde“ geschrieben hatte. „Nach diesem Bericht befürchtet man, dass durch ein potenzielles Baugebiet unterhalb der Krüsellinde dieses Wahrzeichen mitten im Ort verschwindet. Vielmehr ist meines Erachtens zu befürchten, dass die Krüsellinde bei künftigen Erwähnungen mit nur einem „L“ geschrieben wird, wie es mehrfach geschehen ist“, sagt Stening. Das plattdeutsche Wort „Krüsel“ bedeute „Öllampe“ oder „Leuchte“, die man zum Abschluss der „Lichtarbeitszeit“ (Spinnzeit zwischen Oktober bis etwa Fastnacht) nicht mehr brauchte. Deshalb fand laut Stening früher das sogenannte „Krüselafdrinken“ statt, das bei Tanz und Bier festlich begangen wurde. Im übertragenen Sinne bedeute „Krüsel“ aber auch „hervorragender Ort“, so der Heimatforscher. „Tatsächlich war die Krüsellinde für alle Benutzer des Alten Münsterweges ein weithin sichtbarer Orientierungspunkt. Dieser exponierte Standort ist durch die Bebauung zweifellos eingeschränkt. Nicht umsonst heißt es, dass die Bewohner ,Auf dem Krüsel zu Hause sind und im Sommer an der Krüsellinde ihr Krüselfest feiern. Bleibt zu hoffen, dass unser Wahrzeichen Krüsellinde noch viele Jahre in der richtigen Schreibweise überdauert“, meint Stening.

Eugen Zurholt muss ebenfalls nicht lange überlegen. Er berichtet ganz unabhängig von Karl-Heinz Stening, dass über seinem Herdfeuer eine Krüsellampe hängt, die an einem Krüselarm befestigt ist. „Die wurde von den Spinnerinnen früher näher gezogen, um besser sehen zu können bei der Arbeit“, so Zurholt. Auch die Bedeutung des herausragenden Ortes bringt er zusätzlich an. „Mit ,kruis wie ,krauss, wie manche vielleicht denken, hat das absolut nichts zu tun“, berichtet er. Warum auf einem Schild an der Krüsellinde auf ein L verzichtet und die Herkunft des Namens auf Kreuzlinde zurückführt wird, Zurholt kann sich keinen Reim darauf machen. „Ich bin davon überzeugt, dass diese Erklärung falsch ist“, so der Heimatforscher.

Dass der Bürgermeister sich nicht sicher ist, ob mit einem oder Doppel-L, das sieht Zurholt ganz gelassen und mit einem Augenzwinkern: „Der Bürgermeister ist kein Altenberger. Der kann das ja nicht wissen.“

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