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Wunderbarer Konzertabend mit Clemens und Stephanie Rave

Geballte Ausdruckskraft

Altenberge

Dieser wunderbare Konzertabend mit Clemens und Stephanie Rave im gut besetzten Bürgerhaus in Altenberge wird lange in Erinnerung bleiben

Von Anne Rose

Clemens und Stephanie Rave zogen mit ihrem ihrer einfühlsamen und zugleich geballten Ausdruckskraft das Publikum im Altenberger Bürgerhaus in den Bann. Foto: Annegret Rose

Dieser wunderbare Konzertabend im gut besetzten Bürgerhaus in Altenberge wird lange in Erinnerung bleiben. Der Saal bietet durch seine schlichte, schmucklose Gestalt eine wandelbare Atmosphäre. Während die beiden Stars des Abends in schwarz und weiß gekleidet vor der weißen Kulisse am schwarzen Flügel erschienen, strahlte durch die beiden kleinen Fenster das bunte Sonnenlicht der blühenden Pflanzen.

Mit dem Programm „Schnitzler in Hollywood“, Chansons und Klaviermusik jüdischer Komponisten, arrangiert und gespielt von Clemens Rave, präsentierte seine Frau Stephanie Rave, mit singender Säge, Gesang sowie Moderation ein zu leicht vergessenes Stück Zeitgeschichte.

Begonnen wurde mit Erich Wolfgang Korngold, „das heute wieder entdeckte Wunderkind.“ Rave spielte die „Wichtelmännchen“ mit zauberleichter Hand. Danach folgten Stücke von Friedrich Hollaender, „Das Jroschenlied“ und „Der Spuk“ sowie von Georg Kreisler „Die Hexe“, „Schnitzler in Hollywood“ und „Weg zur Arbeit“ Diese Lieder zeigten durch die Interpretation von Stephanie Raves hinreißender Stimme ihre Wirkung im Saal. Es war der stimmliche Wechsel mit einer besonderen feinen Setzung von wilder und zarter Betonung einzelner Stellen.

Das über die Grenzen vom Münsterland hinaus bekannte Musikerpaar kultivierte sein Faible für die satirisch-politischen Aussagen in Kompositionen der nach Amerika emigrierten jüdischen Musiker.

Nach der Pause spielte Clemens Rave eine Sonate von Viktor Ullman, dessen Schicksal tief berührte. Rave ließ durch sein einfühlsames Spiel die Zuhörer fühlen, wie Ullmanns Leben mit der Verschleppung nach Theresienstadt zwischen Hoffen und Bangen verlief. Nach jahrelanger Gefangenschaft im Lager wurden er und sein Sohn in Auschwitz umgebracht. Die Zerrissenheit im Herzen des Komponisten Friedrich Hollaenders „Wenn ich mir was wünschen dürfte“ traf durch Stephanie Raves geballte gesangliche Ausdruckskunst das gefesselt zuhörende Publikum.

Zuletzt wurde mit einer Konstantin Wecker-Produktion „Die weiße Rose“ all derjenigen gedacht, die sich heute wieder gegen Antisemitismus und Rassismus wehren. Mit einem heftig prasselnden Applaus bedankten sich die Anwesenden. Durchaus passender musikalischer Schlussakkord der vom Kulturfond unterstützten Kooperations von Kulturwerkstatt und Kulturring Altenberge.

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