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70 Jahre VdK-Kreisverband Steinfurt

Die Zukunft sozial gestalten

Kreis Steinfurt

Es ist zwar kein Jubiläum, wie es traditionell gefeiert wird. Aber 70 Jahre VdK-Kreisverband waren dem Steinfurter Sozialverband allemal ein Anlass und ein rundes Geburtstagsfest wert, die Entwicklung von einer Selbsthilfeorganisation, die sich ursprünglich um Kriegsopfer und Hinterbliebene gekümmert hat, zu einer modernen Interessenvertretung für Menschen, die benachteiligt sind oder werden, nachzuzeichnen.

Dirk Drunkenmölle

In der Bürgerscheune Saerbeck hat der VdK-Kreisverband gestern sein 70-jähriges Bestehen gefeiert. Vertreter aus den 29 Ortsverbänden waren gekommen, um auf die Arbeit zurückzublicken und die Entwicklung zur stärksten Selbsthilfegruppe in der Region nachzuzeichnen. Vorsitzender Dr. Reinhold Hemker (r.) und Festredner Christoph Strässer machten die Bedeutung des Sozialverbandes deutlich. Foto: Drunkenmölle

Es ist zwar kein Jubiläum, wie es traditionell gefeiert wird. Aber 70 Jahre VdK-Kreisverband waren dem Steinfurter Sozialverband allemal ein Anlass und ein rundes Geburtstagsfest wert, die Entwicklung von einer Selbsthilfeorganisation, die sich ursprünglich um Kriegsopfer und Hinterbliebene gekümmert hat, zu einer modernen Interessenvertretung für Menschen, die benachteiligt sind oder werden, nachzuzeichnen. 29 Ortsgruppen gibt es im Kreis Steinfurt. Allein innerhalb der vergangenen zehn Jahre hat sich die Mitgliederzahl auf aktuell über 13 000 verdoppelt – Zahlen, die für sich und den Beratungsbedarf sprechen und den Kreisverband zur mittlerweile größten Selbsthilfegruppe in der Region gemacht haben.

Gefeiert wurde nach einem Gottesdienst in der örtlichen St.-Georg-Kirche in der Saerbecker Bürgerscheune. Dort würdigte Kreisverbandsvorsitzender Dr. Reinhold Hemker den Geist der Gründer. Mit Elisabeth Eidhoff, Theo Uhlenbrock, Karl Bückers und Albert Ostendorf gibt es noch vier Urgesteine des Verbandes, die Hemker besonders auszeichnete. Ein emotionaler Moment dieses Vormittages.

Das folgende Programm sah eine lange Rednerliste vor. Der Tenor der Ansprachen und Grußworte war gleichlautend: Als Mahner, Kämpfer und Verbündeter besitzt der VdK eine starke Stimme und Lobby, für soziale Gerechtigkeit einzutreten. Forderungen und Ziele sind in vielen Bereichen (Gesundheit, medizinische Versorgung, Pflege, Alterssicherung, Barrierefreiheit, Teilhabe, Inklusion, Bildung, demografischer Wandel) formuliert. Kernaufgabe ist und bleibt es, die Mitglieder im Sozialrecht zu vertreten und zu beraten.

Bürgermeister Wilfried Roos und VdK-Ortsvorsitzende Eveline Gerdes aus der gastgebenden Gemeinde, der Steinfurter Landrat Dr. Klaus Effing, VdK-Ehrenvorsitzender Werner Lammers und die stellvertretende VdK-Kreisvorsitzende Dorothea Stauvermann betonten, wie stark der Sozialverband in den Städten und Gemeinden im Kreis verankert ist und dort respektiert wird.

Es sei dem VdK gelungen, die Welt ein bisschen besser zu machen, sagte Roos. Effing bezeichnete den VdK als „starken Partner an unserer Seite“. Lammers fügte in seinem Dank an die vielen ehrenamtlichen Helfer an: „Jeder gibt hier das, was er geben kann.“ Dorothea Stauvermann rief das Motto des VdK im Bundestagswahlkampf „Soziale Spaltung stoppen“ in Erinnerung. Der VdK sei ein soziales Netz, das Menschen, die schon am Rand der Gesellschaft stehen oder drohen, weiter abzurutschen, auffängt. Wie ihre Vorredner appellierte sie an die Zuhörer (darunter auch einige Politiker aus dem Land- und Kreistag) nicht nachzulassen, Missstände aufzudecken, Ungerechtigkeiten zu bekämpfen, an Lösungen mitzuwirken und Sozialpolitik zu gestalten.

Punkte, die Christoph Strässer, ehemaliger Menschenrechtsbeauftragter der Bundesregierung vorbehaltlos unterschreiben konnte. In seiner Festrede ging der SPD-Politiker und Vorsitzende des VdK-Verbandes Münster auf die Bedeutung der Behindertenrechtskonvention für den Sozialverband und darauf ein, wie die international vereinbarten Übereinkommen für gleichberechtigte Teilhabe in der Gesellschaft in deutsches Recht umgesetzt werden. Strässer dazu: „Es geht nicht darum, irgendetwas zu gewähren. Es geht um Ansprüche, die erfüllt werden müssen.“ Strässer forderte in diesem Zusammenhang klare Zeit- und Aktionspläne, Menschen mit Behinderungen nicht länger auszugrenzen endlich zu vollwertigen Bürgern der Gesellschaft zu machen. Inklusion sei ein Menschenrecht.

Blieb am Ende der eindringliche Aufruf an die Festgäste, das VdK-Motto „Zukunft sozial gestalten“ mit Leben zu erfüllen und diese Haltung stets auch an die nächste Generation weiterzugeben.

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