Michael Mombauer ist Grevens neuer Pfarrer
Ändern oder untergehen
Greven
Michael Mombauer macht einen zufriedenen Eindruck. Die ersten Tage in seiner neuen Gemeinde waren für Grevens neuen katholischen Pfarrer ein emotionales Schaumbad. Mit seiner Kirche allerdings darf er trotzdem hadern.
Michael Mombauer hat sich schon eingelebt in seinem Pfarrhaus an der Naendorfstraße. Das Gymnasium vor der Haustür, nebenan eine Kita und das St. Gertrudenstift - so residiert Grevens neuer katholischer Pfarrer in einem Dreieck, wo Jung und Alt aufeinanderstoßen.
Das Interview gibt er in einem großen Besprechungszimmer, eine ehemalige Praxis. Der Weg dorthin führt durch die Küche voller Umzugskisten: Alle leer, wie er sagt.
Sechs Mal umgezogen
Draußen stehen viele Umzugskisten. Wie oft sind Sie in ihrem Leben umgezogen?
Mombauer: Mal zählen. In der Kaplanszeit von Oelde nach Warendorf, dann nach Xanten, dann zur ersten Pfarrstelle nach Ibbenbüren, dann nach Ibbenbüren, danach Lünen und jetzt ist es das sechste Mal.
Das wäre bei normalen Arbeitnehmern sehr ungewöhnlich. Bei Pfarrern nicht?
Mombauer: Im Priesterberuf ist das so. So etwas wie bei einem Pfarrer Gernot Möschel, der Gott weiß wie lange hier war, oder Pfarrer Klaus Lunemann, der 18 Jahre in Greven war, gibt es kaum noch. Heute ist es nicht ungewöhnlich, mehrere Pfarrstellen zu haben.
Nach einer gewissen Zeit ist doch auch das Pulver verschossen?
Mombauer: Tatsächlich sind die Herausforderungen heute auch anders als früher. Man hat mit Fusions- und Veränderungsprozessen zu tun, man muss Gemeinden zusammenführen. Man muss sich mit Immobilien beschäftigen. Was kann man halten, wovon muss man sich trennen? Wie stellt man Gemeinde neu auf? Das sind Fragen, die früher undenkbar waren.
In Greven werden Ihnen ja einige dieser Aufgaben abgenommen, oder?
Mombauer: Da bin ich meinem Vorgänger sehr dankbar. Das Immobilienkonzept steht. Der Fusionsprozess ist fast abgeschlossen, jetzt denkt man über pastorale Räume nach. Das heißt, die Pfarrgemeinden bleiben bestehen, aber man muss über Kooperationen diskutieren. Mal schauen, was das bedeutet, wie man zusammenarbeitet, wie man eine Gottesdienstordnung hinkriegt. Und wie man seelsorglich etwas zusammen stricken kann.
Volle Kirche bei Einführung
Sie hatten am Sonntag bei Ihrer Einführung eine volle Kirche, das ist auch nicht selbstverständlich?
Mombauer: Es ist auch bei Pfarreinführungen etwas Besonderes, dass die Kirche nicht nur bis auf den letzten Platz gefüllt war, sondern hinten auch noch Leute standen. Aber es hängt auch damit zusammen, dass aus meinen alten Gemeinden viele Leute vertreten waren.
Jetzt haben Sie schon drei Wochen in Greven hinter sich. Was tut man, um anzukommen?
Mombauer: Erst mal die Wohnung einrichten, das dauert schon mal eine Woche. Dann sich vertraut machen mit der Umgebung, wo ist was, wo sind die Kirchen. Gestern waren wir einen ganzen Tag mit dem Seelsorgeteam per Rad unterwegs.
Gefällt es Ihnen?
Mombauer: Ich bin gut zufrieden, es fühlt sich gut an.
Sie kommen aus einer Diaspora-Gemeinde in Lünen?
Mombauer: Da waren sie als katholische Kirche ein Player unter anderen. Hier ist die Situationen schon mal ganz anders, da haben wir ein anderes Standing.
Klare Worte zur Lage der Kirche
Bei Ihrer Einführung haben Sie auch klare Worte zur Lage der Kirche gefunden. Heute las man, die deutschen Bischöfe wehren sich gegen den Widerstand aus Rom gegen den synodalen Prozess. Wie sehen Sie das?
Mombauer: Ich sehe das genauso, das ist ein Trauerspiel. Dass Rom dazwischen haut, ist etwas, das mich nicht wundert. Aber es ist bedauerlich. Wir haben als Kirche nur eine Chance, wenn wir uns breit aufstellen, wenn wir ein breites Spektrum bieten, wo Menschen sich andocken können. Von daher ist es bitter, was in Rom läuft. Und es ist gut, dass die deutschen Bischöfe in der Mehrheit sagen, sie wollen am synodalen Weg festhalten.
In Ihrer Gemeinde haben viele Frauen als Pastoralreferentinnen Schlüsselfunktionen. Ist das nicht die Realität in der Kirche?
Mombauer: Frauenpower ist wichtig. Nicht nur hauptamtlich, sondern auch im Ehrenamt. Von daher sind Reformprozesse längst überfällig. Entweder reformieren wir uns. Oder wir gehen in dieser Struktur unter.
Was haben Sie sich vorgenommen?
Mombauer: Ich habe gar keine Pläne. Ich werde erst mal alle Einladungen annehmen, das möchte ich nach und nach die Gemeinde kennenlernen. Das kommende Jahr ist eines des Kennenlernens, Hinhörens und des Bemühens, zu verstehen.
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