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Die 2,50-Euro-Irrfahrt

Was man bei Anschlusstickets mit dem Westfalentarif erleben kann

Ibbenbüren/Greven

2,50 Euro. So teuer soll ein Anschlussticket von Unna nach Köln für Abonnenten der Verkehrsbetriebe im Münsterland sein. Aber wo gibt es das Ticket? Eine irrsinnige Reise durch den Tarifdschungel.

Der RE7 verbindet Rheine mit Köln und Krefeld und passiert Emsdetten und Greven. Foto: GünterBenning

Nein, ich hasse die Bahn nicht. Ich habe den öffentlichen Personennahverkehr oft verteidigt. Aber diese Geschichte beweist, dass das System morsch ist. Es geht nicht nur um 2,50 Euro.

Fangen wir am Anfang an. Ich besitze ein 60plusAbo, Tarifstufe 9M. Mit Kundennummer. Das gilt im Münsterland bis Coesfeld, Warendorf, Unna. Wenn man weiter nach Köln will, wie ich heute, kann man ein günstiges Anschlussticket kaufen.

Ich weiß, dass es existiert. Meine Tochter benutzt es regelmäßig. Ich gebe die Verbindung von Unna nach Köln in meiner Bahn-App ein. Und sie zeigt mir mehrere Preise an: 21,50 Euro NRW-Tarif, 38,10 Euro mit ICE. Dass der NRW-Tarif auf dem Handy 21,30 Euro kostet. Na ja, wen wundert’s? Von einem Anschlussticket steht da nichts.

Irritation am Telefon

Also rufe ich die „Schlaue Nummer“ des Westfalentarifs an: 01080/65 04 03 0. Erste Reaktion: „Die Nummer hat sich geändert, rufen Sie 0800/65 04 03 0 an.“ Dann verspricht eine Stimme, die Wartezeit betrage weniger als eine Minute. Wenig später sagt sie, die Wartezeit betrage 2 Minuten, 10 Sekunden.

Nach drei Minuten komme ich dran. Die Frau von der Auskunft ist irritiert: „Ich war gerade mit was ganz anderem beschäftigt.“ Dann kann sie mir Rat erteilen: „Ja, es gibt ein Anschlussticket. Das kostet 2,50 Euro.“ Und wo gibt es das? Sie blättert und sucht, dann weiß sie auch nicht weiter. Wir legen auf. Soviel zur schlauen Nummer.

Probleme auch online

Ich google weiter, diesmal am PC. Und komme auf eine Seite des Westfalen-Tarifs, auf der ein Satz steht, für den der Straftatsbestand des groben Unfugs wieder eingeführt werden müsste. Das Anschlussticket, heißt es dort, „wird von der/dem bzw. bis zur/zum letzten/ersten Haltestelle/Bahnhof im Geltungsbereich des ZeitTickets ausgegeben“. Wie bitte, wo bitte, was bitte?

Klar ist, dieses Ticket kann ich in meiner Bahn-App (mit hinterlegtem Konto) nicht buchen. Also lade ich die App „mobil info“ der regionalen Verkehrsbetriebe herunter. Zum Registrieren will sie „ufho.de“ aufrufen, was schon spacig klingt. Ich gebe meine Kundennummer ein und erfahre, dass eine „Verknüpfung mit Bestandsdaten nicht möglich ist.“ 

Jetzt fahre ich -  es ist ja Urlaub -  doch lieber persönlich zum Bahnhof in Ibbenbüren. Im DB-Store, ein Franchise-Geschäft, sitzt eine Fachfrau: „Leider können wir hier kein Anschlussticket für Unna verkaufen“, sagt sie bedauernd. Das sei VRR-Gebiet. Und die Kollegen dort könnten auch kein Ticket für das Münsterland verkaufen. Neben ihr steht ein Schild: „Zum 1. April schließen wir leider diese Station.“ Sie hat schon einen neuen Job.

„Ich sitze also gleich im RE7 von Rheine nach Köln“, male ich mir laut aus, „heißt das, dass ich in Unna aussteigen muss, um mir ein 2,50-Euro-Ticket zu kaufen?“ Sie sieht mich an und schüttelt den Kopf. Vermutlich heißt es das, sagt sie, vielleicht aber auch nicht. 

Kommentar: Her mit dem 49-Euro-Ticket

Ich gebe auf

Wieder zu Hause, suche ich auf der Seite des VRR (Verkehrsverband Rhein Ruhr) weiter eine Lösung. Und tatsächlich, 30 Shops und sechs Seiten weiter, finde ich ein „Einfach weiter“-Ticket. Für 7,20 Euro. Als ich es buchen will, soll ich mich als Neukunde registrieren lassen. Ich gebe auf.

Ich weiß, im RE7 gibt es keine Ticketautomaten. Ich weiß, Schwarzfahren kostet 60 Euro. Aber, gibt es eine Wahl? Meine Reise beginnt. In Rheine ist Umstieg mit 15 Minuten Pause. Aus reiner Neugierde gehe ich zum DB-Shop und verlange probehalber ein Anschlussticket von Unna nach Köln. „7,20 Euro“, sagt die Frau am Schalter und schiebt es mir rüber.

„Wieso haben Sie das?“, frage ich. „Und wieso nicht für 2,50 Euro?“

„Weil das ein allgemeines Anschlussticket für Dauerkarten-Besitzer ist“, sagt sie. Aber wenn man VRR-Kunde sei, wenn man zu einem anderen Ziel wolle als auf der Abokarte eingetragen ist,  wenn dies im VRR-Bereich liege, dann gehe es eben billiger. Drei Wenns. Die kennt sie.  Aber solche Fahrkarten hat sie nicht.

Als ich gehe, ruft sie mir noch nach: „Vor der Fahrt entwerten.“

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