Neugestaltung des Rathausumfelds
„Eine Riesenchance für die Stadt“
Greven
Häuser am Emsdeich, das Rathaus auf dem Rathausplatz, Verkehrsberuhigung auf der Rathausstraße. Wir sprachen mit Heinz Gräber vom Arbeitskreis Stadtplanung des Wirtschaftsforums Greven.
Heinz Gräber war viele Jahre leitend in der Fiege-Gruppe und der Fiege-Stiftung aktiv. Aktuell lenkt er den Arbeitskreis Stadtplanung im Wirtschaftsforum (Wifo), einem Verein Grevener Unternehmer. Seit langem befassen sich die Arbeitskreis-Mitglieder mit der Umgestaltung der Stadt zu einem positiven Lebens- und Geschäftsumfeld. Über die aktuelle Ideen-Skizze einer Bebauung am Emsdeich und eines verkehrsberuhigten Ausbaus von Rathausplatz und Rathausstraße sprach Gräber mit unserem Redaktionsmitglied Günter Benning.
Sie leiten den Wifo-Arbeitskreis Stadtplanung. Wer steckt dahinter?
Gräber:: Zu dem Arbeitskreis gehören 20, 25 Leute, die sich normalerweise alle zwei Monate treffen. Unter den Mitgliedern sind etliche Grevener Architekten, aber auch Investoren und Immobilienfachleute, die sich Gedanken machen über mögliche Vermarktung von Objekten in der Stadt. Also, es ist eine recht weite Palette. Uns geht es nicht nur um Architektur und Städtebau, sondern auch um die Frage, welche Investitionen im Stadtbereich überhaupt möglich sind.
Das Rathaus fällt
Was die Innenstadtentwicklung angeht, gibt es jetzt einen wichtigen Markstein. Das Rathaus aus den 70er Jahren muss vermutlich abgerissen und neu gebaut werden. Was bedeutet das für Sie?
Gräber:: Für mich heißt das erstmal, dass die Intensität der Arbeit unseres Arbeitskreises zugenommen hat. Wir beabsichtigen, einen gemeinsamen Arbeitskreis mit der Politik und dem Wirtschaftsforum Greven zu organisieren. Ich glaube, dass die aktuelle Situation eine Riesenchance für die Stadt ist.
Es ist eine seltene Konstellation, dass ein Arbeitskreis eines Vereins die Politik zu einem solchen Thema einlädt?
Gräber:: Ja, das hat man uns zunächst auch ein bisschen zum Vorwurf gemacht. Nicht bösartig, aber schon so, dass wir die Verwaltung nicht vor uns hertreiben sollen. Und die Politiker auch nicht. Unser Wunsch wäre es, mit allen zusammenzuarbeiten und vor allen Dingen auch die Bevölkerung mitzunehmen. Ziel ist es, gemeinsam etwas für die Stadt Greven zu erarbeiten.
Wachsen und Umwelt
Was sind treibende Motive bei der Frage der Innenstadt-Neugestaltung?
Gräber:: Die erste Frage ist, wie entwickelt sich Greven bevölkerungsmäßig. Will die Stadt wachsen? Wenn ja, wie weit? Dann geht es um Umwelt. Das Motto: Können wir Pendlerverkehre vermeiden? Und zwar, indem wir hier Wohnraum schaffen. Ein weiteres Motiv ist, junge Leute in die Stadt zu bekommen. Das würde der Stadt guttun, wie ein Blick auf unsere Alterspyramide zeigt. Das alles funktioniert nur, wenn die Stadt attraktiv ist. Und attraktiv wird sie nur mit solchen Plänen, wie wir sie hier vorgelegt haben.
Was ist in der Innenstadt in den letzten Jahren gut geworden? Was nicht?
Gräber:: Es hat sich einiges verbessert. Das betrifft den Niederort. Das betrifft die Münsterstraße. Und das betrifft auch den Marktplatz als solches. Bedauerlich ist, dass viele Geschäfte auf der Marktstraße für bestimmte Marktsegmente offensichtlich zu klein sind. Also tut man sich schwer, neue Händler in die Stadt zu bekommen. Es besteht laut dem „Integriertem Handlungskonzept Innenstadt“ unendlicher Bedarf in verschiedenen Markt-Segmenten, die man nicht nach Greven locken kann. Am Niederort konnte man sehen: wenn entsprechende Flächen da sind, kommen auch Händler in die Stadt, die wir hier vorher nicht hatten.
Wäre es für die Gestaltung des Rathausplatzes eine Option, dort entsprechend große Geschäftsflächen hinzubauen?
Rücksicht auf Händler
Gräber:: Ja. Aber wir sollten dabei Rücksicht nehmen auf die GWG, die Vereinigung der Grevener Händler. Die könnten die Befürchtung haben, dass wir hier Wettbewerb in einem völlig neuen Umfeld installieren. Wo es dann der Marktstraße oder der Alten Münsterstraße schwerfällt, mitzuhalten. Darauf muss man Acht geben. Die Händler müssen die Sache in irgendeiner Form mitbeurteilen und möglicherweise auch die Möglichkeit haben, dort als erste einzusteigen.
Interessant an den Plänen, die der Wifo-Arbeitskreis in dieser Woche vorgestellt hat, ist der „Überwurf“, also eine breite Brücke, über die Straße und die Bebauung entlang des Emsdeiches. Das würde etliche Hundert neuer Bürger mitten in die Stadt bringen. Was hätte das für Folgen?
Gräber:: Vielleicht überlegt dann doch dieser oder jener Pendler, nach Greven zu ziehen, wenn der Wohnraum bezahlbar ist. Auch sozialer Wohnungsbau ließe sich an dieser Stelle am „Emsbalkon“ wunderbar realisieren. Wir glauben allerdings, dass eine städtische Wohnbaugesellschaft weniger gut für solch ein großes Projekt geeignet ist und man die Kooperation mit Wohnungsunternehmen suchen muss. Damit könnte man Arbeitnehmern der neu hinzugekommenen Arbeitsplätze in Reckenfeld und am Airportpark die Möglichkeit geben, näher zu ihren Unternehmen zu ziehen.
Haben Sie eine engere Beziehung zum Kunstwerk Rathaus?
Gräber:: Im Prinzip ja, das Gesicht von Greven spiegelt sich wirklich im Rathaus wider – zumindest im Rathaussaal. Es wäre toll, wenn man diesen Trakt in irgendeiner Form erhalten oder in eine Neubau-Planung miteinbeziehen könnte. Ich bin kein Architekt, ob das möglich ist, vermag ich nicht zu sagen. Aber ich kann mir vorstellen, dass das vielen gefallen würde.
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