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Grevener Firma „cibX“ entwickelt Ortungssysteme für Senioren und Krankenhäuser

Hier geht keiner verloren

Greven

Der Gehstock von morgen heißt Smartstick. Wer ihn nutzt, geht nicht mehr verloren. Dank einer innovativen Firma aus dem Grevener Airportpark: cibX.

Günter Benning

Christina Nauber mit dem Smartstick.  Ein Rollator, an dem ein Smartstick befestigt ist. Ein Chip im Stock erlaubt es, den genauen Standort herauszufinden, erklärt Christina Nauber. Foto: Günter Benning

Im schicken Konferenzraum mit der schwarzen Bildschirmwand hängen zwei Gehstöcke am Kleiderständer. Sie heißen Smart­stick. Christina Nauber, Kommunikationsmanagerin von „cibX Health“ an der Otto Lilienthalstraße, gegenüber von Schumacher Packaging, schiebt auch noch einen Rollator herein. „Hier“, sagt sie und zeigt auf ein kleines blaues Licht unter dem Stick-Griff, „das Ortungssystem.“

Innovation aus dem Airportpark: Was Nauber demonstriert, gibt es erst in kleinen Stückzahlen auf dem Markt. Kleine GPS-Systeme, mit denen zum Beispiel die Suche nach verirrten Demenzkranken erleichtert wird. „Wir arbeiten mit dem Rollatorhersteller Ossenberg in Rheine zusammen“, sagt Geschäftsführer Ralf Drüge, „langfristig gehen wir von einem jährlichen Bedarf von 10 000 Stück aus.“

Ralf Drüge steht hinter cibX. Jahrelang war er Mitinhaber der münsterischen Handelsfirma Procom Technologie. 2015 stieg er aus, mietete sich im Airportpark ein Büro und entwickelte neue Ideen. Die Ortungssysteme für Stock und – später auch – Rollator von cibX sind ein Teil davon. Aber in dem Thema steckt für Drüge noch viel mehr Musik.

cibX-Chef Ralf Drüge in seinem Büro im Airportpark. Foto: Günter Benning

cibX hat Drüge aus einer Insolvenz gekauft. Die innovative Firma war vor einigen Jahren an Hardwareproblemen gescheitert. Seither hat sich viel getan, Ortungschips wurden kleiner, vor allem stromsparender. Batterien halten deutlich länger als vor fünf Jahren.

Jetzt startet das Unternehmen ein Großprojekt. Patienten in Krankenhäusern könnten künftig mit Ortungsarmbändern ausgerüstet werden. Das Personal wüsste, wo die Kranken sind. Betriebsabläufe ließen sich clever organisieren. Niemand würde mehr verloren gehen. „So etwas wie in Essen vor einigen Jahren gäbe es nicht mehr“, sagt Drüge. Dort war in einer Klinik ein Patient in einem Aufzug gestorben. Der Aufzug war defekt, gefunden wurde der Tote erst nach drei Tagen.

Drüge arbeitet mit Uni und FH Münster zusammen. Ihm geht es darum, die Patientenströme in einem Krankenhaus in einer Software abzubilden. „Wir haben uns auch mal in eine Ambulanz gesetzt“, sagt er. Hektik, dauernde Telefonate, Priorisierung von Fällen – die Leistung des Krankenhauspersonals hat ihn schwer beeindruckt. Wenn in Stresssituationen da mal ein Patient im Wartezimmer vergessen werde, kein Wunder. Mit der cibX-Software will er das künftig verhindern.

Aber der gelernte Elektroinstallateur Drüge, der über den zweiten Bildungsweg studiert hat, weiß auch um die Problematik von Krankenhäusern: „Bei Eingriffen in die Haustechnik tun die sich sehr schwer.“ Kabel ziehen, Ortungsgeräte einbauen – dafür muss es eine andere Lösung geben.

Er sieht die in einem Service-Paket: „Wir bieten die Leistung an. Pro Patient kostet das für sieben Tage durchschnittlich etwa drei Euro.“ Dafür installiert cibX Mesh-Netzwerke kostenfrei in den Häusern, organisiert Wartung und Anmeldung der Geräte und regelt das Geschäft mit dem Telekommunikationsbetreiber. Das System bringt Drüge in Kooperation mit der Telekom heraus.

Zwei Jahre hat die kleine Firma an dem Projekt gearbeitet. Derzeit sind mit Software-Entwicklern, Marketing und Callcenter-Mitarbeitern sechs Personen beschäftigt. In Kürze soll der erste Großversuch mit einem Krankenhaus aus dem Münsterland starten. „Da geht es um jährlich 50 000 Ambulanzpatienten“, sagt Drüge. Bei solchen Zahlen lohne sich der Einsatz.

Zumal nicht nur Patienten geortet werden sollen, sondern auch Geräte. „Assets“, nennt das der Fachmann.

Wieder ein Beispiel: „In jedem Krankenhaus gibt es viele Infusionspumpen, die regelmäßig gewartet werden müssen“, sagt Drüge. Wenn sie gechipt sind und über die cibX-Software geortet werden können, vergeudet der Service keine Zeit fürs Suchen. „Unser System“, erklärt Christina Nauber, „ist im Gebäude raumgenau.“

Ende 2017 ging man mit den Ortungssystemen, zunächst für Gehhilfen auf den Markt. Das Geld dafür, sagt Drüge, „stecke ich da bisher noch rein.“ Glücklicherweise gehören dem 55-jährige Geschäftsmann mit jahrzehntelanger Handelserfahrung unter dem Dach seiner Holding Dream Tec GmbH, auch Anteile an einer zweiten Firma: „Trade X Networking GmbH“. Deren Sitz ist in München, aber das Lager für den Verkauf hochwertiger Netztechnik befindet sich unter Drüges Büro im Grevener Airportpark.

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