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Kinder gestalten ihre eigene Stadt und laden Bürgermeister Dietrich Aden ein

„Hier zählen nur die Grevos“

Greven

Sie haben eigentlich einen eigenen Bürgermeister, die Kinder, die derzeit im Ballenlager ihre eigene Stadt bauen. Aber gestern kam noch Bürgermeister Dietrich Aden zu Besuch

Von Günter Benningund

Bürgermeister Dietrich Aden (Mitte) im Gespräch mit seinem Kollegen Tom Bücker (2.v.l.) beim Jugendprogramm in der GBS. Foto: Günter Benning

Bisher gewann ja Dietrich Aden zumindest im Kreis Steinfurt noch jeden Wettbewerb, bei dem es darum ging, wer der jüngste Bürgermeister ist. Gestern konnte sich der 32-Jährige wie ein alter Mann fühlen. Denn beim Projekt Kulturhauptstadt saß er brav auf dem freien Stuhl neben Kinder-Bürgermeister Tom Bücker. Und der war geschätzt zwei Jahrzehnte jünger.

Aden im Anzug mit Schlips, Tom Bücker mit Puma-Sweatshirt und noch nicht so ganz redegewandt – die beiden verstanden sich auf Anhieb gut. Grevens Rathauschef war in die Karderie geladen worden, um an einem ganz besonderen Ferienprojekt teilzunehmen.

Die „Kulturhauptstadt Greven“, das ist ein Ferienangebot der städtischen Jugendarbeit, gefördert vom Kulturrucksack NRW. Zum ersten Mal findet es so im Corona-Jahr statt. 35 Kinder sind dabei, von zehn bis 14 Jahre. Organisatorin Christina Tenger: „Die Kinder haben hier die Möglichkeit, ihre eigene Stadt zu kreieren.“

Zunächst einmal demonstrierten sie dem Bürgermeister eine sehr gesittete Mitarbeiterversammlung. In großer Runde wurden die Workshops des Tages verteilt. Da gab es eine Holzwerkstatt, ein Kochteam, Theaterspieler und Leute in der Malecke. Überall sorgten Pädagogen dafür, dass die Stadt der Kinder einen professionellen Anstrich bekam.

Auch ein Presseteam gab es, das jede Menge Fragen an den Bürgermeister vorbereitet hatte. Reporterin Feden zum Beispiel hätte gerne gewusst, wo sich der junge Bürgermeister in 20 Jahren sieht. Aden: „Am Beach, mit einem Cocktail in der Hand. Morgens um zehn Uhr.“ Aha, das muss dann ja ein Vorruhestand sein.

Die Kinder arbeiten in verschiedenen kulturellen Arbeitsstellen und werden dafür entlohnt. Und dann muss man auch mal Kritik abhaben können. „Nach dem Kochworkshop“, meinte eine Betreuerin, „waren gleich alle weg – aber man braucht auch noch Leute zum Aufräumen.“

Das wirkliche Leben einer Stadtverwaltung hatten die Kinder bereits kennengelernt. Am Donnerstag Nachmittag stand noch ein Besuch bei Stadtkämmerer Matthias Bücker an. Der konnte sicher von den Kindern noch was lernen. Denn ihr Wirtschaftssystem ist ganz besonders gestrickt. Mancher Euro-Gegner würde begeistert sein. „Euros zählen hier gar nichts“, sagt Christina Zenger, „wir haben hier nur Grevos.“

Die Diskussion mit dem Bürgermeister verlief kurzweilig, aber dann musste er schnell weiter. Und zwar zu einer Trauerfeier in der Containersiedlung in der Wentruper Mark. Eine ernste Sache – an die man in einer Kinderstadt besser nicht denken muss.

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