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Ein außergewöhnliches Konzert als Geschenk zu Nikolaus

Musik von langen Bahn-Wartezeiten

Greven

Das „Vision String Quartet“ wandelt zwischen den Genren, ist in der klassischen Musik ebenso zu Hause wie in den Welten von Jazz, Rock, Pop und Folk.

Von Axel Engels

Haben auch Sinn für jahreszeitlichen Humor: Die vier Musiker vom Vision String Quartett im Ballenlager. Foto: Axel Engels

Nur ganz selten erlebt man ein Konzert an einem Montagabend. Aber wenn es um das „Vision String Quartet“ geht, sind die Dinge eben ganz anders.

Der Terminkalender dieses international renommierten Quartetts ist einfach übervoll, da muss man Stefan Erdmann für seinen Mut dankbar sein, dieses Risiko eingegangen zu sein. Die große Anzahl der Liebhaber feinster Kammermusik im Ballenlager belohnte ihn sicherlich dafür, neben den Abonnenten waren auch viele Besucher aus dem Umfeld Grevens zu diesem exquisiten Musikerlebnis gekommen.

Das „Vision String Quartet“ wandelt zwischen den Genren, ist in der klassischen Musik ebenso zu Hause wie in den Welten von Jazz, Rock, Pop und Folk. Die vier sympathischen jungen „Wilden“ nahmen das Publikum dann auch mit auf eine wahre Abenteuerreise, wo es unglaublich viele musikalische Schätze zu entdecken gab.

Mit ihrer natürlichen Art hatten sie sofort einen intensiven Kontakt zum Publikum geknüpft, und was sie im ersten Konzertteil mit ihrer Interpretation des „Streichquartett G-Dur op. 106“ von Antonin Dvorák boten, war schon eine Meisterleistung. Dieses eingängige Werk schien wie für das „Vision String Quartet“ geschrieben, wussten sie die einzelnen Sätze in ein farbenreiches Gewand zu kleiden.

Mit Esprit und Leidenschaft spielten sie den ersten schnellen Satz mit seinem Tanzcharakter. Diese energiegeladene Spielweise prägte dann auch das ganze Streichquartett aus dem Jahre 1896, das wie vom Staub der Zeit befreit seinen ganzen Glanz entfalten konnte.

Das lyrisch-poetische Adagio vermittelte die Ruhe und Geborgenheit, die Dvorák beim Komponieren in dem Sommerhaus in Vysoká in den Wäldern seiner Heimat Mittelböhmens empfunden haben muss.

Mit feiner Melodiegestaltung und inniger Spielweise war dies wohl so eindrucksvoll und ergreifend, dass entgegen der „üblichen“ Art das Publikum sogar mitten im Quartett dies mit großem Applaus belohnte. Der Violinist Florian Willeitner, der erst seit kurzem in diesem Quartett spielt, sowie Daniel Stoll an der Violine, Sander Stuart an der Viola und Leonard Disselhorst am Violoncello setzten ihre Virtuosität immer in den Dienste des musikalischen Ausdrucks und so waren die zwei weiteren Sätze aus der Feder Antonin Dvoráks wie eine Lehrstunde gemeinsamen Musizierens.

Da stimmte jedes noch so kleinste Detail im musikalischen Dialog, jede Farbnuance wurde gemeinsam gestaltet und mit einem an Spielfreude und Lebendigkeit geprägten „Allegro con Fuoco“ endete diese in sich geschlossene Interpretation.

Nach der Pause ging es in eine für ein „normales“ Streichquartett wohl recht ungewöhnliche Musikwelt. Als eingefleischte Bahnfahrer haben sie die Wartezeiten genutzt, um ihre Eindrücke in Musik zu setzen, und so entstanden dann Werke wie mit starkem Offbeat durchsetzte „Travellers“ oder ihre musikalische Huldigung an „Copenhagen“.

Der rhythmisch-percussive „The Shoemaker“ riss mit, und selten hat man eine so spritzige „Samba“ gehört wie bei der Zugabe, da fühlte man sich wie beim Karneval in Rio.

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