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Von Blödelei bis Sehnsucht: Basta im Ballenlager

New York, Rio – Greven!

Greven

Sie gehören zu den Großen in der deutschen A-Capella-Szene. Und sie präsentierten im Ballenlager eine wunderbare Show mit viel Ironie und schönen Melodien: Basta in Aktion

Stefan Bamberg

Sie haben zwei Jahrzehnte Bühnenerfahrung: Basta auf der Grevener Bühne. Foto: Stefan Bamberg

Fast 20 Jahre Bandgeschichte, zwei Jahrzehnte Leben auf Tour – da hat Basta die Welt gesehen, jedenfalls alles entlang der A1 bis A9. Da ist ihr Opener „New York, Rio, Gütersloh“ der berühmte Auftakt nach Maß.

Am Freitag eher sowas wie letzteres: Die fünf a-cappella-Dauerbrenner sind im Ballenlager. Mit frischen Liedern und altem Sprachwitz – oder anders gesagt: Es wird wundervoll! Und erst mal nebelig: bei der großen, selbstironischen Show für „Ich Bass“, bei der Bass Arndt in den seltenen Genuss der Hauptstimme kommt.

Sodann darf sich der Mann mit den tiefer gelegten Tönen wieder auf sein Kerngeschäft, also auf „Bap-bap“, „Bouh-bouh“ und die Beatbox (Spezialität: die kaputte Karre), konzentrieren.

Aber auch seinen vier Kollegen – William, Werner, René und Küken Hannes – fehlt es trotz Tenorstimme nicht an Tiefgang: Sie können die melancholische Ballade übers Zurückschauen auf verflossene Liebe („Buhne vier“) ebenso wie die augenzwinkernden Seitenhiebe auf Ernährungs-Hypochonder („Laktosetolerant“) und feiste All-inclusive-Urlauber („Sodom und Gomera“).

Die meisten Lieder stammen vom aktuellen Album „Freizeichen“. Manchmal aber reist die Truppe auch covernd durch die Musikhistorie: Die Village People, bekanntlich Experten für wirklich sagenhaft dämliche Texte – aber, da dachten die Basta-Jungs sich: „Das toppen wir locker!“

Und, tatsächlich: „Is‘ mir egal – ich hab A.D.H.S!“ Und jetzt alle! Das Publikum formt die Buchstaben. Überhaupt: Umwerfend, all die Blödeleien, irrwitzigen Grönemeyer-Parodien und gepflegten Flachwitze. Und die findigen Wortspiele für hoffentlich bald werdende Eltern: „Wir werden nachkommen, denn wir wollen Nachkommen…“ – eine schlüpfrige Entschuldigung mit angedeuteter Baby-Schaukel. Akzeptiert!

Und für wenn’s dann groß und – natürlich! – hochbegabt ist, hat das pfiffige Quintett auch schon vorgesorgt: Die Suche nach der „schicken Kita“ (auf „Chiquitita“ von ABBA) verläuft erfolgreich. Ebenso übrigens wie das Streben nach Stressminimierung im Büro – „Cut, copy and paste“ taugt zum Protestsong gegen die 40-Stunden-Woche: „Wann werden wir unsere Liebsten wiedersehen? Wir um halb fünf – der Praktikant um viertel nach zehn!“

Dazu hätten sie übrigens ein echt cooles Musikvideo gedreht, berichten die Kölner Goldkehlchen stolz – und überhaupt sei ihnen der Werbeblock in eigener Sache gerne nachgesehen: ein üppiger Fanartikel-Stand, ein Newsletter und die Chance, ein Wohnzimmerkonzert mit ihnen zu gewinnen. Ja, Basta ist womöglich die derzeit bekannteste und beste deutsche a-Cappella-Combo.

Und verabschiedet sich dann doch ganz bescheiden, ganz zart, mit der Sehnsucht, die sie damals, als junge Kerle, auf die Bühne trieb: „Ich brauch‘ keinen Himmel voller Sterne, kein Lichtermeer am Firmament – ich wünsch‘ mir nur, dass ein einziges Mal ein Feuerzeug für mich brennt.“ Oder zumindest hundert Smartphones – so, wie in Greven.

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