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„Futtern wie bei Luthern“

Suppe schlürfen wie der Reformator

Greven

„Deftig in Wort und Mahl“ würde der Abend werden, hatte Pfarrer Jörn Witthinrich versprochen. Und tatsächlich hielt diese Formel am Samstagabend in der Christuskirche, wohin die evangelische Gemeinde über 50 Luther-Fans zum „Futtern wie bei Luthern“ eingeladen hatte.

Janis Beckermann

Der Abend in der Christuskirche war ein Genuss für Luther-Fans. Es wurden viele Schmunzel-Szenen bei der kleinen, feinen Luther-Revue geboten. Foto: Jannis Beckermann

Am Ende hat es fast ein bisschen Kloster-Atmosphäre. Wie bei den Mönchen, die im Refektorium (dem Speisesaal) schweigend ihre Suppe schlürfen und einem Bibel-Vorleser lauschen. Nur: Bei Luther und seinen berühmt-gespitzten Tischreden ist das alles irgendwie spannender. Die Frauen? „Sind zeternde Geschöpfe.“ Die Juristen? „Besserwisser, die allen die Welt erklären.“ Und der Papst? Nun ja, die Geschichte kennt man.

„Deftig in Wort und Mahl“ würde der Abend werden, hatte Pfarrer Jörn Witthinrich versprochen. Und tatsächlich hielt diese Formel am Samstagabend in der Christuskirche, wohin die evangelische Gemeinde über 50 Luther-Fans zum „Futtern wie bei Luthern“ eingeladen hatte. Im Jahr des Reformationsjubiläums schickt es sich eben, auch mal auf Speis‘ und Trank zurückzublicken, die den Kirchenreformer auf seinem Lebensweg sättigten. Die für Luther legendäre Würze in Wort, Sprache und Musik gab’s kostenlos obendrauf.

Denn zur mundenden ‚Bürgersuppe‘, gekocht nach zeitgenössischem Rezept von Küsterin Elsbeth Kortkamp, servierten vor allem Michael Kneisel und Sonja Bullerdiek als wortgewandter Luther und seine nicht minder schlagfertige Frau Katharina von Bora ein genüssliches, rhetorisches Ping-Pong-Spiel über Gott und die Welt.

Der Reformator etwa philosophiert über Theologen, Sprache und Astronomie. Und seine Frau Käthe wäscht ihm den Kopf, weil er nicht im Haushalt mit anpackt. Das berühmte Männer-Wir von heute kannte jedenfalls auch die selbstbewusste Luther-Gattin: „Schatz, wir müssten mal wieder Bier holen“, sagt der Mann. Klar, an wem dennoch der Gang in den Keller hängen bleibt . . .

Das stereotype Mann-Frau-Spiel, es ist letztlich nur ein Beispiel von vielen Schmunzel-Szenen bei dieser kleinen, feinen Luther-Revue. Abgerundet wird die Zeitreise vom mittelalterlichen Sound der Musikgruppe Balrok, die das Publikum samt Dudelsack ins 16. Jahrhundert transportiert. Der Rest ist Zuhören, Schmecken und Staunen. Kurz gesagt: Ein Genuss für Luther-Fans.

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