DITIB sammelt für die Opfer des Erdbebens
Verwandte unter den Trümmern
Greven
Das Handy von Serkan Öskara klingelt ständig. Verwandte sind dran. Sie wollen wissen, wie es in Adana ist. Der Grevener hat aber seit Dienstagabend keine Verbindung mehr. Er hat nur die schreckliche Gewissheit: Unter den Trümmern ihres Apartmenthauses ist eine Cousine gestorben. Auch zwei Kinder aus der Familie fanden bei dem Erdbeben den Tod.
Hatice Besparmak zeigt auf eine Umzugskiste voller Babywindel und Hygienetücher. Das ist das, was die Menschen in ihrer ehemaligen Heimat jetzt brauchen. Rund 300 Mitglieder hat die Grevener DITIB-Gemeinde. Viel von ihnen haben Verwandte in der Krisenregion.
Auch Hüseyin Yilmaz, dessen Familie aus Adana stammt. „Meinen Eltern geht es gut", sagt er, „‚aber es gibt Tote in der Verwandtschaft.‘“ Die Mutter von Serkan Öskara ist verletzt. Aber eine Cousine ist unter den Trümmern des mehrstöckigen Apartmenthauses verschüttet worden, in dem sie lebte. Auch die beiden Kinder einer anderen Cousine seien bei dem Erdbeben gestorben, sagt er.
Keine Verbindung
Im Erdbebengebiet gilt die Devise, dass private Telefonate nach Möglichkeit unterbleiben sollen, um die Verbindungen der zahlreichen Helfer nicht zu stören.
Für die Türken in der Greven heißt es, erst einmal bedrückende Funkstille. Auch die etwa 100 Jugendlichen des DITIB-Vereins sind alarmiert. Seyhan Gümüs ist der Jugendsprecher: „Gestern Abend haben wir uns mit 30 Jugendlichen getroffen, alle wollen helfen.“ Der duale Student steht im Nebenraum der Moschee, vor deren Tür die Helfer ordentlich ihre Schuhe ausziehen. Er stapelt Kisten mit Sanitärartikeln. Außerdem sind von Biederlack 300 neue warme Decken gespendet worden. „Wir suchen natürlich möglichst ungebrauchte Kleider und andere Spenden“, sagt er, „keinen Schrott.“
Seyhan Gümüs
Die Moschee an der Alten Bahnhofsstraße gegenüber von McDonalds ist der Anlaufpunkt für die Spendenaktion. In der Nacht zu heute sollte ein erster Lkw kommen, um die Hilfsgüter in die Türkei zu bringen. Aber auch danach wird weitergesammelt. Spender können brauchbare Kleidung, Deckung, Schlafsäcke und Hygieneartikel in der Moschee vorbeibringen.