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Andacht unter freiem Himmel

Vom Alten Testament bis zur Armut unserer Tage

Horstmar

Die Not der Einzelnen könne auch in einer reichen Gesellschaft groß sein.  Das war eine der Erkenntnisse, die Pfarrdechant Johannes Büll und Prädikant Alexander Becker ihren Zuhörerinnen und Zuhörern bei der ersten  Freiluft-Andacht des Jahres auf dem Gelände des ehemaligen Horstmarer Bahnhofs mit auf den Weg gaben.

 Von Franz Neugebauer

Pfarrdechant Johannes Büll und Prädikant Alexander Becker begrüßten am alten Bahnhof viele Gäste. Foto: Franz Neugebauer

Mehr als 50 Personen waren zur ersten Andacht dieses Jahres auf das Freigelände des ehemaligen Horstmarer Bahnhofs gekommen. Sie genossen das traumhafte Wetter in der erwachenden Natur.

Pfarrdechant Johannes Büll und Prädikant Alexander Becker regten während der halbstündigen Andacht zum Nachdenken an. Vom Monatsspruch aus dem Alten Testament,: „weigere dich nicht, dem Bedürftigen Gutes zu tun, wenn deine Hand es vermag“, spannten sie den weiten Bogen bis zur Jetztzeit.

Versorgung durch die Gemeinschaft

Heute hätten alle von Armut betroffenen Gruppen im Sozialstaat einen Rechtsanspruch auf elementare Versorgung durch die Gemeinschaft der Steuerzahler. Und manche leiteten daraus ab, sie hätten durch ihre Sozialversicherungsbeiträge und Steuerzahlungen ihre Pflicht zur Hilfe bereits erfüllt.

Mehr als 50 Personen  genossen die Atmosphäre in der Natur. Foto: Neugebauer

Der Monatsspruch aber frage nicht danach, wieviel schon gegeben wurde, sondern danach, was die Hand noch vermöge. Wieviel sei noch im Portemonnaie? Welche Kraft sei noch da? Wieviel Zeit sei noch frei? Welche Kompetenzen habe man? Die Gemeinschaft könne nicht alle Lebensrisiken abdecken. Alleinerziehende mit Kindern seien zum Beispiel in Deutschland die am stärksten von Armut betroffene Gruppe, und das wirke sich auf die Zukunfts- und Gesundheitschancen dieser Kinder extrem negativ aus.

Welche finanzielle Unterstützung könne jeder ermöglichen, welche Zeit ihnen widmen, um sie zu entlasten? Welche Konzepte wechselseitiger Unterstützung könne man entwickeln und welchen politischen Druck aufbauen, damit sie mehr Rechte und eine bessere Versorgung erhielten?

Bessere Welt, wenn alle mithelfen

Büll und Becker nannten die Not der Geflüchteten, die Überforderung junger Familien, die fehlende therapeutische Versorgung psychisch Erkrankter, die Opfer von sexualisierter Gewalt oder die alleingelassenen Alten. Die Not der Einzelnen könne auch in einer reichen Gesellschaft groß sein, und dann brauche es diejenigen, die sich mit dem, was sie haben, dem, was sie wissen, oder dem, was sie organisieren können, aktiv werden.

Niemand könne alle Nöte dieser Welt beheben. Aber wenn alle Bürgerinnen und Bürger an den Stellen, an denen ihnen ein konkreter Hilfebedarf persönlich im Leben begegne, ihre Hände nicht verschließen, dann werde diese Welt eine bessere Welt sein.

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