Präventionsprogramm der Uni Münster
Was Jugendliche übers „Sexting“ wissen sollten
Horstmar
Was tun, wenn peinliche Fotos in der Clique die Runde machen? Wie lässt sich das von vornherein vermeiden? Und was kann man rechtlich unternehmen, wenn es doch passiert ist? Mit einem Präventionsprogramm will die Uni Münster Schülerinnen und Schüler für die Risiken von „Sexting“ und Co. sensibilisieren.
Für die Generation Handy ist das Smartphone ein ständiger Begleiter und das Schießen von Selfies das Normalste der Welt. Was aber, wenn private oder gar intime Aufnahmen, die man einst dem Ex-Freund geschickt hat, plötzlich in der Clique die Runde machen? Damit es gar nicht so weit kommt, hat jetzt ein Team aus Psychologiestudentinnen und -studenten der Uni Münster Jugendliche am Arnoldinum über die Risiken des „Sexting“ aufgeklärt.
„Es ist wissenschaftlich belegt, dass Verbote nicht funktionieren“, erklärt Ariana Graf, die zusammen mit Annika Maeser, Mark Eckner und Solenne Burckhardt die Workshops mit rund 70 Mädchen und Jungen aus den Klassen 7 und 8 durchführte. „Sexting“ – ein Kunstwort aus Sex und Texting – sei ein Stück weit auch ein normaler Schritt in der sexuellen Entwicklung vieler Jugendlicher. Aber: Sie müssten sich der Risiken bewusst sein und entsprechend vorsichtig mit der eigenen Privatsphäre umgehen. „Gebote statt Verbote“ laute das beste Mittel, sagt Solenne Burckhardt.
Fiktive Fallbeispiele diskutiert
Nachdem in den jeweils fünfstündigen Workshops zunächst einige Grundlagen wie zum Beispiel das Urheberrecht und das Recht am eigenen Bild vermittelt wurden, ging es zum Thema Sexting. Anhand von fiktiven Fallbeispielen wurde diskutiert, wie es überhaupt dazu kommen konnte und wie sich solche Geschehnisse für alle Beteiligten anfühlten. Auch die Weiterverbreitung strafrechtlich relevanter Inhalte wie Kinderpornografie wurde thematisiert, berichten die Studierenden, für die das Projekt unter der Leitung von Dr. Eva-Maria Schiller Teil ihrer Masterarbeit ist.
Als Handlungsempfehlungen gaben die Münsteraner den Schülerinnen und Schülern mit auf den Weg: Private Inhalte nur mit Menschen teilen, denen man wirklich vertraut – „und im Hinterkopf haben, dass sich Beziehungen verändern können“, so Mark Eckner. Im Präventionsprogramm „Sexting, Privatsphäre und (Bild-)Rechte im Internet“ (SPuR) werden auch ganz konkrete Tipps gegeben – Stichwort „Safer Sexting“: „Anstelle von Nacktbildern kannst du Unterwäsche- oder Badehosen-/Bikini-Fotos verschicken. Die sind weniger peinlich, falls sie herumgezeigt werden.“
Lieber nicht erkennbar sein
Auch das Anonymisieren von Fotos, um nicht eindeutig erkennbar zu sein, wird empfohlen. „Dadurch können allerdings auch Gerüchte an der Schule entstehen“, gibt Mark Eckner zu bedenken. Auch um die eigenen Rechte sollten die Jugendlichen wissen: „Kündige, wenn notwendig, rechtliche Schritte an, wenn jemand droht, Bilder von dir weiterzuleiten.“
Das Fazit der Psychologen aus Münster nach der Arbeit mit den Jugendlichen aus Horstmar: Die meisten seien reflektiert und sich der Risiken bewusst, wenn man allzu freigiebig mit der eigenen Privatsphäre umgeht. „Punktuell gab es Vorerfahrungen“, berichtete Solenne Burckhardt. Sehr viele der Teilnehmenden hätten aber auch geradezu ungläubig reagiert: „Machen das wirklich so viele?“
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