Kapelle „Zu den fünf Wunden“ ist Ort des Gebetes und der Meditation
„Lass uns nicht im Stich“
Laer
In den zehn Jahren ihres Bestehens hat sich die Kapelle „Zu den fünf Wunden“ im Esch zu einem konfessionsübergreifenden Ort des Gebets und der Meditation entwickelt. Die Nachbildung des dortigen Bildsteins zeigt die fünf Wundmale Jesu Christi, worauf sich der Name der Kapelle begründet.
Im September 2020 feierte die ökumenische Kapelle „Zu den fünf Wunden“ im Esch in der Bauerschaft Altenburg ihren zehnten Geburtstag. Der 2009 gegründete Kapellenverein, der mittlerweile rund 80 Mitglieder zählt, etablierte damit im Laufe der Jahre einen konfessionsübergreifenden Ort des Gebetes in der Zeit rückläufiger Gläubigenzahlen. Im Frühjahr 2009 begann der Kapellenbau, überwiegend ehrenamtlich engagierten sich Mitglieder der Werkgruppe des Heimatvereins Laer, darüber hinaus auch weitere Aktive.
Da der Weihnachtsmarkt und das Weihnachtskonzert am Kamin im Coronajahr ausfallen mussten, riefen Gemeindeverwaltung und Dorfmarketing gemeinsam die Aktion „Laerer Lichterwochen“ ins Leben. Örtliche Künstler, Vereine und Geschäftsleute waren eingeladen, kreative Ideen und Beiträge zum Thema „Weihnachten“ einzubringen. „Wir als Kapellenverein beteiligen uns daran“, sagt Norbert Niehues.
Mittels eines QR-Codes, an die Kapellenwand geklebt, kann während des Dezembers per Smartphone das von Matthias Fleige komponierte und gemeinsam mit Markus Paßlick eingespielte Musikstück „Melancholia 20“ abgerufen werden. Überdies wird die Komposition ebenso wie das Stück „Über den Sternen wohnt Gottes Friede“ von Friedrich Ferdinand Flemming (1778-1813) alle 20 Minuten in der Kapelle abgespielt.
„Rund 9000 Kerzen werden hier jährlich entzündet“, sagt der Kapellenvereins-Vorsitzende Engelbert Thünte, der mit seinem Stellvertreter Dr. Elmar Lengers, Kassierer Norbert Niehues und Schriftführer Egon Reudelsterz den Vorstand bildet. Ganz besonders kümmern sich Elmar Lengers und seine Frau Monika Schewing-Lengers um das sakrale Bauwerk. Schätzungsweise 5000 Menschen finden jedes Jahr den Weg zur Kapelle, die zeitlos ansprechend gestaltet ist.
Zur Geschichte: „An diesem Ort wurden um das Jahr 1900 herum die ‚Holland-Gänger‘ verabschiedet“, erläutert Thünte. Das waren Menschen aus der Gegend, die in den Niederlanden arbeiteten und dort etwa im Deichbau oder in der Landwirtschaft eine Beschäftigung fanden. Bevor sie sich zu Fuß auf den Weg machten, sprach der Pastor einen Segen. Eine Kapelle stand hier noch nicht, dafür neben einer riesigen Linde ein Bildstock, der die fünf Wundmale Jesu Christi zeigte. Als der Baum eines Tages umstürzte, zerstörte er diese Darstellung. Heute ist zwischen zwei kleineren Linden eine Nachbildung des Steinreliefs zu sehen.
Der Altar stammt aus der Pfarrkirche St. Bartholomäus, die Glocke aus der ehemaligen Kapelle des Borghorster Krankenhauses. Den Altarstein mit Reliquien der Heiligen Apollonia stiftete ein alter Hof aus der Bauerschaft. Die beeindruckende Tür der Kapelle war einst im Münsteraner Schloss eingesetzt. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde sie dort bei Umbauarbeiten entfernet. Thünte, von Hause aus Architekt, fand sie zufällig im Bestand eines Zimmermanns. „Lange Zeit war ich auf der Suche nach einem angemessenen Platz für dieses Eingangstor“, erzählt der Vorsitzende. Als der Kapellenbau ins Gespräch kam, hatte er ihn gefunden.
Vandalismus ist leider auch ein Thema. Erst kürzlich stahlen Unbekannte bereits zum zweiten Mal die Fallrohre der Dachrinnen. Im Besucherbuch, von dem bislang acht Exemplare existieren, sind viele gute Wünsche aufgeführt. „Allmächtiger Gott lass uns nicht im Stich“, steht dort im Pandemiejahr geschrieben, und „Hilf allen Kranken“.
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