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IHK-Experte zur Lage des örtlichen Einzelhandels

Corona beschleunigt Negativ-Trend

Lengerich/Münster

Die Corona-Pandemie hat den Handelsbereich in seiner Entwicklung „zwei Jahre nach vorne katapultiert“. Davon geht Jens von Lengerke von der IHK Nord Westfalen aus. Auch in Lengerich werde damit der Negativtrend, der nicht zuletzt mit der Online-Konkurrenz zu tun hat, beschleunigt.

Paul Meyer zu Brickwedde

Der Lockdown sorgt dafür, dass derzeit nicht viel Leben in der Fußgängerzone ist. Die Pandemie wird den örtlichen Einzelhandel aber auch langfristig treffen, sagt Jens von Lengerke von der IHK. Foto: Paul Meyer zu Brickwedde

Welche Folgen hat die Corona-Krise für den örtlichen Einzelhandel? Wird alles so sein wie zuvor, wenn die Pandemie erst einmal im Griff ist? Jens von Lengerke liefert dazu eine ziemlich dezidierte Analyse. Der Abteilungsleiter für Handel und Entwicklung der IHK Nord Westfalen sagt, Corona habe den Handelsbereich in seiner Entwicklung „zwei Jahre nach vorne katapultiert“. Und das sind keine guten Aussichten, denn es würde den Negativtrend in einer Branche, die ohnehin schon lange nicht zuletzt mit der Online-Konkurrenz zu kämpfen hat, beschleunigen.

Mit Blick auf Lengerich stellt Lengerke aber auch fest, nicht jede Kommune werde gleich hart getroffen. Und es gebe durchaus Möglichkeiten, Innenstädte trotz aller Schwierigkeiten zu beleben. Dabei könne die Gas-tronomie eine zentrale Rolle einnehmen.

Die, so der Experte, werde von Corona zwar ebenfalls hart getroffen. Doch anders als beim Handel glaubt von Lengerke bei Cafés und Restaurants daran, dass ihr Geschäftsmodell grundsätzlich weiter gut funktionieren kann. „Gastronomie ist das neue Shoppen“, beschreibt er die Situation. In der Konsequenz heiße das, die Menschen kommen oftmals nicht mehr primär des Einkaufens wegen in die Innenstadt, sondern um zu essen, zu trinken und sich mit anderen zu treffen.

Da passe es gut ins Bild, dass in Lengerich die Fußgängerzone neu gestaltet werden soll. „Die Lokalpolitik kann kein Café betreiben, sie kann aber für eine hohe Aufenthaltsqualität sorgen.“ Was wiederum Voraussetzung für viele Passanten und die Ansiedlung von Betrieben sei.

Gerade in einer Stadt wie Lengerich sei dieses Aktivwerden wichtig. Denn anders als etwa Tecklenburg, so der Abteilungsleiter, das ohne großes Zutun ein schönes Ambiente biete, müsse sich Lengerich darum bemühen, „schöne Ecken“ zu schaffen. „Sehr sinnvoll“ sei es in diesem Zusammenhang ebenfalls, wenn die Verantwortlichen ein Fassadenprogramm auf den Weg bringen wollen (WN berichteten). Und auch die bei den Beschickern nicht beliebte, aber ob der Neubaupläne für Marktplatz und das angrenzende Grundstück der Bodelschwingh-Realschule über kurz oder lang anstehende Verlagerung des Wochenmarkts hält Lengerke für eine Chance, die Innenstadt attraktiver zu machen.

Die von CDU und FDP ins Spiel gebrachte Idee, in der Bahnhofstraße zwischen Kontor und Auf der Laar angesichts bestehender Leerstände auch im Erdgeschoss eine Wohnnutzung zu gestatten, sollte nach Einschätzung von Lengerkes „offen diskutiert“ werden. Klar sollte den Verantwortlichen dabei sein, dass es nach einer Entscheidung für die Umsetzung eines solchen Vorschlags kein Zurück mehr gebe. „Das ist dann vorbei.“

Den örtlichen Einzelhändlern rät er, möglichst aktiv zu bleiben. „Das ist immer noch besser als Nichtstun.“ Wer etwa seinen Online-Auftritt verbessere, werde dadurch zwar sicher nicht Umsatzeinbußen komplett kompensieren können. Aber es könne ein Mittel zur Kundenbindung sein, und dies über Daten anzupacken werde zu einem zunehmend wichtigen Instrument.

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