Witt MBO Maschinenbau braucht Mitarbeiter
Die Probleme des Wachstums
Lengerich
Es ist noch gar nicht lange her, da ging es dem Lengericher Maschinenbauer Witt nicht gut. Ein Insolvenzverfahren lief. Doch inzwischen hat sich die Lage gravierend geändert. Wachstum ist angesagt, und dafür braucht es neue Mitarbeiter – die nur schwer zu finden sind.
Gründe, sich zu freuen, hat Jürgen Kattenbeck genug. Schließlich ist er als Geschäftsführer der Firma Witt MBO Maschinenbau nicht ganz unwesentlich daran beteiligt, dass es dem Unternehmen wirtschaftlich gut geht. Nachdem erst vor zwei Jahren ein Insolvenzantrag gestellt worden war – damals hieß der Betrieb noch Witt Maschinenbau GmbH und war Kattenbeck noch nicht in seiner heutigen Position – keine Selbstverständlichkeit. Der 50-Jährige hat zum zufriedenen Zurücklehnen indes kaum Zeit. Denn auch der Erfolg bringt das ein oder andere Problem mit sich. Gerade die Suche nach qualifizierten Arbeitskräften ist momentan offenbar alles andere als leicht.
Der Diplom-Ingenieur blickt im Gespräch zunächst kurz zurück. Im Januar 2016 habe es bei der Auftragslage noch einmal einen „kleinen Einbruch“ gegeben. Doch als der überwunden gewesen sei, ging es „nur noch nach oben“. Mit der Folge, dass am Ende des vergangenen Jahres mehr Leute bei Witt beschäftigt gewesen seien als am Anfang. Mit der Folge, dass gehörig in Maschinen investiert worden ist. Und mit der Folge, dass die Belegschaft inzwischen reichlich Überstunden angesammelt hat.
Seine Aufträge zieht Witt meist recht kurzfristig an Land. Die Kunden kommen bislang alle aus Deutschland, wichtige auch aus Lengerich. Kattenbeck sagt, man könne acht bis zehn Wochen vorausschauen. Dass es nicht mehr ist, macht ihm keine Sorgen. Es spreche momentan überhaupt nichts für ein Abflauen des sehr guten Geschäftsklimas. Im Gegenteil, Witt werde weiter wachsen, prophezeit der Geschäftsführer.
Voraussetzung dafür sei allerdings, dass der Personalbestand mitwachse. Ein neuer Facharbeiter komme im März, zwei Verträge mit neuen Auszubildenden seien unterschrieben. Kattenbeck will aber noch mehr, sowohl bei den Lehrlingen als auch den ausgelernten Mitarbeitern. Um die zu bekommen, sei es indes erforderlich umzudenken.
Ein Unternehmen müsse etwas bieten, ist Kattenbeck überzeugt. Da gehe es Witt nicht anders als vielen anderen Betrieben. Wichtig sei nicht allein Geld oder der kurze Anfahrtsweg. Zum Thema Auszubildende sagt er: „Wir möchten zeigen, dass wir uns um sie kümmern.“ Ein Zeichen dafür sei, dass momentan eigens eine Werkstatt für den Nachwuchs eingerichtet wird, betreut von einem 23-jährigen Mitarbeiter, der ebenfalls im Unternehmen ausgebildet wurde. Präsent ist das Unternehmen zudem bei der alle zwei Jahre stattfindenden Berufswahlmesse in der Gempt-Halle. Und es werden Schülern Praktika angeboten.
Noch schwieriger als die Suche nach Auszubildenden gestaltet sich indes die Suche nach Facharbeitern. Versierte Konstruktionsmechaniker sind beispielsweise begehrt, aber auf einem lokalen Arbeitsmarkt mit nur rund vier Prozent Arbeitslosenquote kaum oder gar nicht zu bekommen. „Das funktioniert nur dann, wenn jemand den Arbeitgeber wechseln möchte.“ Und dann auch nur, wenn die zahlreichen Mitwettbewerber einem nicht dazwischenfunken.
Im Unternehmen hätten die Verantwortlichen schon „laut darüber nachgedacht“, wie mit dieser Situation künftig umgegangen werden soll, erzählt Kattenbeck. Nach neuen Kollegen in den neuen Bundesländern suchen, daran werde momentan zwar ebenso wenig gedacht wie an das Anwerben von EU-Ausländern. Aber das Ruhrgebiet, so der Geschäftsführer, sei schon eine Region, wo Witt künftig aktiv um Arbeitskräfte werben wolle. „Da liegt die Arbeitslosigkeit schließlich noch im zweistelligen Bereich.“ Und Lengerich ist in Reichweite.
Wie akut die Personalfrage ist, macht Kattenbeck an einem der Kunden deutlich. Der habe einen größeren Auftrag für Witt gehabt. Doch aufgrund der hohen Auslastung sei die Arbeit gesplittet und nur ein Teil übernommen worden. „Den Rest hat eine andere Firma erledigt.“
Um derlei Fälle nicht zur Regel werden zu lassen, kooperiert der Lengericher Maschinenbauer mit einer Firma in Billerbeck. So sollen „Spitzen“ aufgefangen werden. Doch wenn es in beiden Unternehmen „brummt“, hilft auch solch ein Modell nicht wirklich. Dessen ist sich Jürgen Kattenbeck bewusst.
Doch am Ende beschäftigt er sich mit derlei „Wachstumsproblemen“ allemal lieber als mit jenen, die zu Insolvenzzeiten zu klären waren.
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