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Stummfilm im Feldbahnmuseum

Durch Hamburg mit öffentlichen Verkehrsmitteln

Lengerich

Ungewöhnliche Ort für einen Filmabend: Im Feldbahnmuseum des Vereins Eisenbahnfreunde Lengerich wurde ein Stummfilm aus den 1920er Jahren gezeigt. Die musikalische Begleitung lieferte eine Kirmesorgel aus dem Jahr 1928.

wn

Der Stummfilm aus den 1920er Jahren der Hamburger Verkehrsbetriebe wurde mit Musik der historischen Kirmesorgel „De Lekkerkerker“ aus den Niederlanden untermalt – sehr zur Freude der Cineasten, die in die Halle des Feldbahnmuseums gekommen waren. Foto: Gernot Gierschner

Eigentlich suchte der Hohner Pfarrer nur eine Unterstellmöglichkeit für die große Tanzorgel, die zum Gemeindefest aufspielen soll. Daraus entwickelte sich ein amüsanter Stummfilm-Abend mit Orgelbegleitung. Die Eisenbahnfreunde Lengerich hatten sich bereiterklärt, das gute Stück aus dem Jahr 1928 in ihrer Halle unterzustellen. Pfarrer Harald Klöpper erinnerte sich an die gute Akustik der Museumshalle und schon war die Idee des Filmabends geboren.

Ein passender Film wurde schnell gefunden, ein Stummfilm mit Untertiteln über eine vergnügliche Reise durch Hamburg mit den öffentlichen Verkehrsmitteln des Jahres 1928, hergestellt im Auftrage der Hamburger Hochbahn-Aktiengesellschaft.

So versammelten sich am Samstagabend über 30 Cineasten, Bahnfreunde und Orgel-Verrückte zu dem einmaligen Event auf dem Gelände an der Lienener Straße.

Die historische Kirmesorgel „De Lekkerkerker“ aus dem niederländischen Gouda hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. 1928 vom deutschen Immigranten Carl Frei aus Waldkirch in Breeda gebaut, steht sie seit den 1930er Jahren in Gouda. Sie musste mehrfach restauriert werden und wird seit 2004 von einem Verein betreut.

Als vor Jahren ein australischer Geschäftsmann „De Lekkerkerker“ kaufen und „entführen“ wollte, verweigerte der zuständige Minister eine Ausfuhrgenehmigung und erklärte die Orgel kurzerhand zum niederländischen Kulturgut. In Lengerich weilte die Orgel aber mit höchst ministerieller Genehmigung, wie der Vereinssekretär glaubhaft versicherte.

Der Lehrfilm der Hamburger Verkehrsbetriebe hat auch nach 90 Jahren nichts an Aktualität eingebüßt. Es ist erstaunlich, dass Benehmen und Rücksichtnahme auf andere Fahrgäste weitgehend schon in den 1920er Jahren ein Thema gewesen sind. Mit Satire und Humor versuchte die Bahn schon damals, ihre Fahrgäste zu erziehen – ein sehenswerter Film.

Das Besondere des Abends war der Versuch, den Stummfilm mit der Musik der Orgel zu kombinieren. Stand früher jedem Kino ein Klavierspieler zur Verfügung, der die Filme passend begleitete, übernahm in diesem Fall die Orgel diese Rolle. Eine wunderbare Kombination, fast synchron, aber eine Heidenarbeit für die beiden Männer an der Orgel. Alle Musikstücke sind auf Lochkarten vorgestanzt, die dann in schneller Folge in die Orgel eingelegt werden mussten. Eine schweißtreibende Arbeit. War die Musik auch für einige Gäste zu laut – der guten Akustik sei Dank – bestätigte doch der warme Applaus zum Schluss, dass es allen gut gefallen hat.

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