1. www.wn.de
  2. >
  3. Münsterland
  4. >
  5. Lengerich
  6. >
  7. Eine dramatische Familiengeschichte

  8. >

Kulturforum: Michaela May stellt ihre bewegende Biografie vor

Eine dramatische Familiengeschichte

Lengerich

Das strahlende Lächeln ist eines der Markenzeichen der Schauspielerin Michaela May. Doch im Laufe ihres Lebens hat die Münchnerin beileibe nicht nur Grund zum Lachen gehabt. Das wurde jetzt bei einer Lesung in Lengerich beeindruckend und bedrückend deutlich, wo sie ihre Biografie vorstellte

-do-

Beim Signieren von Büchern kam Michaela May mit ihrem Publikum ins Gespräch Foto: Detlef Dowidat

So kennt man sie und so erlebt sie auch das Publikum in Lengerich: Michaela May mit strahlendem Lächeln, humorvoll und mit bayrischem Charme. Und doch verbirgt sich dahinter sehr viel mehr Ernsthaftigkeit, als das bislang so mancher geahnt hat. Die bekannte Schauspielerin aus München lässt am Montagabend im Veranstaltungsraum der Stadtsparkasse tief hinter ihre Fassade blicken beim Lesen aus ihrer Biografie, die in diesem Sommer erschienen ist und den Titel trägt „Hinter dem Lächeln“.

Gertraud Elisabeth Berta Franziska Mittermayr, Bürgermeister Wilhelm Möhrke hatte den Namen für die Begrüßung auswendig gelernt und erfreute nicht nur das Publikum, sondern auch den berühmten Gast: „So flüssig schaffen das die wenigsten“. Ihren Geburtsnamen legte sie wegen der Schauspielerei ab. Der sei viel zu lang, hätte ihre Agentur gemeint, der würde auf kein Plakat passen. Aus Mittermayr wurde das May behalten und Michaela habe ihre Lieblingspuppe geheißen, verriet sie den Besuchern des Kulturforums, einer Stiftung der Stadtsparkasse.

Es wurde ziemlich ruhig im Saal, als Michaela May erzählte, warum sie ihre Biografie geschrieben habe. Ihre Mutter sei vor zwei Jahren gestorben und sie 70 geworden. „Das habe ich zum Anlass genommen, mein Leben zu bilanzieren und dabei die schlimmen Geschehnisse aufzuarbeiten, die ich bis dahin wie ein Geheimnis bewahrt habe, um meine Eltern zu schützen. Das Buch war für mich wie eine Therapie“, verrät Michaela May. Dann schildert sie die schlimmen Schicksalsschläge: 1974 nahm sich ihr Bruder Karl mit 28 Jahren das Leben. Nur drei Jahre folgte ihm der älteste Bruder Hans in den Tod, er war 34 Jahre alt. Und 1982 schied ihre jüngere Schwester Gundi durch Suizid mit nur 22 Jahren aus dem Leben. „Oh mein Gott“ hörte man ganz leise beim Verlesen dieser Passage.

Michaela May verstand es immer wieder geschickt, die Stimmungen zu wechseln. Dann plauderte sie über ihre Kindheitsträume, über Werbung für Oetker-Pudding oder über ihre Erlebnisse mit O.W. Fischer, einem der großen deutschen Filmstars der 1950er- und 60er-Jahre. Dabei zeigte sie ihre schauspielerischen Fähigkeiten. Oder sie sang „Weißt du, wie viel Sterne stehen“, als sie von einem Bootsausflug als kleines Mädchen mit ihrer Familie auf dem Ammersee erzählte.

All dass und noch viel mehr ist in der Biografie nachzulesen. Mit ihrem Buch will May anderen Menschen Hoffnung machen: „Auch mit so einem Schicksal kann man das Leben genießen. Wie ich, trotz allem, mit allem.“

„Ich kann sie nur beglückwünschen, ihr eigenes Leben so gemeistert zu haben“, schloss Wilhelm Möhrke die Lesung und erinnerte daran, dass Michaela May bereits 2012 Gast im Kulturforum gewesen sei.

Startseite