1. www.wn.de
  2. >
  3. Münsterland
  4. >
  5. Lengerich
  6. >
  7. Eine Herzensangelegenheit

  8. >

Sebastian Schallenberg lebt mit einem Defibrillator und engagiert sich in der Defi Liga

Eine Herzensangelegenheit

Lengerich/Münster

Am 11. und 12. März veranstaltet der Verein „Herz in Takt Defi-Liga“ die Tagung „Leben mit dem Defibrillator“. Mit dabei sein wird Sebastian Schallenberg. Er musste 2011  während eines USA-Urlaubs wegen eines Herzstillstands reanimiert werden.

Von Paul Meyer zu Brickwedde

Dem Lengericher Sebastian Schallenberg wurde 2011 ein Defibrillator eingesetzt. Dennoch führt er ein normales Leben und leitet ein Unternehmen in der Speditionsbranche. Foto: Paul Meyer zu Brickwedde

Sebastian Schallenberg steht voll im Leben. Der 38-Jährige ist verheiratet, hat ein Kind, arbeitet im Speditionsgewerbe, macht gerne Sport. „Eigentlich ist alles normal“, sagt der Lengericher. Wäre da nicht der September 2011. Damals machte er Urlaub in den USA. Bei einem Zwischenstopp während der Busreise bemerkte seine Freundin eines Nachts, dass mit Sebastian Schallenberg etwas nicht stimmte. Sie holte Hilfe. Zum Glück gehörte ein Rettungssanitäter zur Gruppe. Er begann den Lengericher, der einen Herzstillstand hatte, zu reanimieren. Kurz darauf traf der Rettungsdienst ein. Sebastian Schallenberg kam ins Krankenhaus, wurde ins künstliche Koma versetzt. Trotz diverser Tests hätten die Ärzte nicht herausfinden können, warum es zum Herzstillstand gekommen war, erzählt Sebastian Schallenberg. Sie entschieden gleichwohl, ihrem Patienten einen Defibrillator zu implantieren. Der erkennt Herzprobleme und gibt, falls erforderlich, einen Elektroschock ab, um die gefährlichen Herzrhythmusstörungen zu durchbrechen.

Zunächst habe er das Ganze relativ schnell abgehakt, sagt der 38-Jährige. Schließlich habe er vorher nie Probleme mit dem Herzen gehabt, und die Mediziner in den Staaten hätten ihm gesagt, dass das so wichtige Organ bei ihm an sich in Topform sei. Weitere Untersuchungen nach der Rückkehr nach Deutschland hätten ebenfalls keine näheren Erkenntnisse gebracht. Doch dann kam der Sommer 2012.

Damals hatte Sebastian Schallenberg in einer Nacht innerhalb von drei Stunden vier Mal Herzflimmern. Jedes Mal setzte der Defi einen Elektroschock ab. Von alldem bemerkte der Lengericher nichts, er schlief. Gleichwohl sei es für ihn die bis dahin schrecklichste Nacht in seinem Leben gewesen, sagt der 38-Jährige. Denn er habe einen Alptraum gehabt. Und in dem sei er immer und immer wieder gestorben, erinnert sich der Lengericher. Das Rätsel wurde für ihn bei der folgenden Routineuntersuchung gelöst. Da wurden die Daten des Defis ausgewertet, und es zeigte sich, dass das Gerät ihm mehrfach das Leben gerettet hatte.

Die Defi Liga und die Tagung

In der Folgezeit traten nun immer wieder einmal Herzprobleme auf, die im Frühjahr 2014 ihren Höhepunkt erreichten. Diesmal wurde Sebastian Schallenberg wach, als er in einer Nacht wieder Herzflimmern hatte. Und er bekam erstmals bewusst mit, wie ihm der Defibrillator einen Schock versetzte. In den Wochen danach habe er kaum noch ein Auge zubekommen, erzählt er. „Ich hatte Angst einzuschlafen.“ Die Ärzte konnten ihm zunächst nicht helfen, Sebastian Schallenberg und seine Familie - er war zwischenzeitlich Vater geworden - machten eine schwere Zeit durch. Dann endlich eine Diagnose (Short QT) und die passende Medikation. Seit 2015 ist Sebastian Schallenberg inzwischen flimmerfrei. Das haben die regelmäßigen Auslesungen des Defis ergeben.

Doch das Thema beschäftigt ihn weiter, wenn auch nun auf eine andere Art. Vor einigen Jahren machte ihn seine Mutter auf einen Bericht in der Zeitung aufmerksam. Dort wurde über die Defi-Liga berichtet und über eine Tagung in Münster, zu der die Selbsthilfegruppe einlud. „Ich habe mich sofort sehr wohlgefühlt“, beschreibt er die Eindrücke vom Premierenbesuch. Besonders die Vorsitzende Angelika Däne habe durch ihre offene Art dazu beigetragen. Seit rund vier Jahren ist der Lengericher inzwischen Teil des Vereinsvorstandes.

Wichtig sei ihm vor allem der Austausch mit Personen, die wie er einen Defi implantiert bekommen haben. Denn nur die könnten wirklich verstehen, was es heißt, sich Sorgen wegen Herzrhythmusstörungen zu machen und mit so einem Gerät zu leben. Aber auch die Vorträge der Mediziner seien immer wieder informativ, nicht zuletzt deshalb, weil im Krankenhaus- und Praxisalltag oft zu wenig Zeit für Fragen bleibe.

Startseite