Orkan „Friederike“ im Tecklenburger Land
Einsätze im Minutentakt
Tecklenburger Land
Für Feuerwehren und Rettungskräfte war es ein langer Tag. Rund 250 Einsätze haben die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren aus Lengerich, Ladbergen, Lienen und Tecklenburg am Donnerstag gefahren, ausgelöst von Orkan „Friederike“.
Gegen 11 Uhr ging es los auf der Lengericher Wache. Bis in die Abendstunden wurden rund 60 Einsätze geleistet. 32 Mitglieder plus Rettungsdienst-Kräfte waren mit zehn Fahrzeugen im Einsatz. Nicht immer konnten die Wehrleute so schnell vor Ort sein, wie es sich Geschädigte gewünscht hätten. „Dazu war einfach zu viel los“, hieß es auf der Wache.
Es waren vor allem umgestürzte Bäume, die die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Tecklenburg auf den Plan riefen. Die Lotter Straße und die Straße Holthausen mussten zeitweilig gesperrt werden, weil dicke, abgebrochene Äste in den Zweigen fest hingen. „Da kamen wir zunächst nicht dran, weil es einfach zu windig war“, schilderte Wehrführer Wieland Fortmeyer. Mehrere Bäume seien am Habichtswald umgestürzt, einer davon auf eine Zehn-KV-Leitung. Insgesamt war die Tecklenburger Wehr mit 44 Kameraden und 13 Fahrzeugen unterwegs, um an 64 Einsatzstellen zu helfen und Schäden zu beheben.
Holperdorp ist Einsatzschwerpunkt für die Kameraden aus Lienen. Bis zu 60 Einsätze haben sie mit mehr als 40 Kameraden seit dem Mittag abgearbeitet. Die Serpentinen müssen ebenso wie etliche andere Straßen aufgrund entwurzelter Bäume zeitweise gesperrt werden. Gegen Abend ist das Gröbste überstanden, die Bäume sind von Straßen, Autos und Telefonleitungen entfernt, berichtet Fabio Haberkamp.
Gleiches Bild in Ladbergen: Dort atmet Andreas Keuer am späten Nachmittag durch. „Wir haben jetzt alle knapp 60 Einsatzstellen im gesamten Gemeindegebiet abgearbeitet“, resümiert der Feuerwehrchef. Oberste Priorität lag auf den Hauptstraßen. 25 Blauröcke sorgten in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Bauhof dafür, dass B 475 sowie die Tecklenburger und Grevener Straße schnell wieder passierbar waren. Am Lönsweg streifte ein umstürzender Baum ein Wohnhaus. Passiert ist glücklicherweise nicht viel.
Der gesamte Bahnverkehr in NRW ruhte ab dem Vormittag. Der Stillstand sprach sich in Lengerich nicht bei allen rechtzeitig herum. Einige Zugfahrer strandeten somit erst einmal am Bahnhof. Anders bei der RVM: Soweit es gegangen sei, habe man den Verkehr aufrechterhalten, hieß es am frühen Abend seitens des Verkehrsunternehmens. Nicht zuletzt durch umgestürzte Bäume sei es allerdings zum Teil zu erheblichen Verspätungen gekommen. Ein Fahrer, der mit seinem Linienbus am Nachmittag an der Haltestelle Feuerwehrhaus stand, sagte, er habe Anweisung erhalten, erst einmal dort zu bleiben.
Besorgte Blicke gingen von den Tecklenburger Schulleitern zum Himmel. Nach kurzer Absprache beschlossen sie, den Unterricht an der Hauptschule, der Gesamtschule und dem Graf-Adolf-Gymnasium nach der vierten Stunde enden zu lassen. „Wir liegen hier auf dem Berg, da weht der Wind stärker“, so Angela Müller- Muthreich, Leiterin der Hauptschule. Mit der RVM wurde der Bustransfer organisiert. Lehrer begleiteten die Kinder zur Bushaltestelle, um sicherzugehen, dass ihnen nichts passiert.
An den Schulen Lengerichs hat Unterricht nach Plan stattgefunden – inklusive der Nachmittagsangebote. „Nach Absprache untereinander haben wir den Eltern allerdings freigestellt, ihre Kinder eher abzuholen“, berichtet Angelika Heitmann. Und davon, so die Leiterin des Hannah-Arendt-Gymnasiums, hätten auch gut zehn Prozent Gebrauch gemacht. Die Schulbusse, das bestätigt Björn Lindner von der Regionalverkehr Münsterland (RVM), seien „so gut es eben ging“ gefahren. Stehen geblieben sei kein Schüler.
Gudrun Heemann, Leiterin der Grundschule Stadtfeldmark, berichtete, dass einige Eltern ihre Kinder am Morgen erst gar nicht losgeschickt hätten zum Unterricht. Viele andere kamen dann im Lauf des Vormittags vorgefahren, um ihren Nachwuchs sicherheitshalber vorzeitig abzuholen. „Im Augenblick stehen hier wohl 20 Pkw.“ Vorsicht walten ließ man auch in den Pausen; die verbrachten die Mädchen und Jungen allesamt in ihren Klassenzimmern.
Von „minimalen Ausfällen“ durch den Orkan spricht Daniel Wolter von den Stadtwerken Lengerich (SWL). Im Vorfeld sei die Bereitschaft hochgefahren worden. An drei 10-KV-Leitungen sei es durch umstürzende Bäume zu Störungen gekommen. Gerade in den Außenbereich seien auch 1-KV-Leitungen betroffen worden, wodurch „einige Störungen“ ausgelöst worden seien. In vielen Fällen, so der SWL-Prokurist, hätten drohende Ausfälle durch Schaltungen auf andere Leitungen verhindert werden können. „Das läuft meistens automatisch“, erläutert er im Gespräch mit den WN.
Orkan „Friederike“ rief auch die Mitarbeiter des Lengericher Baubetriebshofs auf den Plan: Ab Mittag waren alle 28 verfügbaren Kräfte im Einsatz, um bei Straßensperrungen und Räumaktionen wie auf der Ringeler Straße die Feuerwehr zu unterstützen und Wirtschafts-, Fahrrad- sowie Gehwege zu sperren. „Alle Schäden werden wir an diesem Tag nicht abarbeiten können“, stellt Manfred Stork fest. Priorität habe es, so der Leiter des Baubetriebshofs weiter, sei, „dass wir sämtliche Straßen frei räumen.“ Gleichwohl räumte er ein, dass Absperrschilder und Barken zuneige gingen.
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