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Ralf Ahrens als ehrenamtlicher Helfer im Ahrtal

„Es gibt unvorstellbar viel zu tun“

Lengerich

Die Folgen der Hochwasser-Katastrophe werden im Ahrtal noch in Jahren zu sehen sein. Davon ist Ralf Ahrens überzeugt. Der Lengericher hat jetzt als Ehrenamtlicher ein Wochenende lang in Ahrweiler mit angepackt beim Aufräumen.

Von Michael Baar

Schlamm aus einem Keller entfernen war die erste Aufgabe für die Lengericher. Foto: Privat

Geld für die Opfer der Hochwasser-Katastrophe hatte Ralf Ahrens schon gespendet. Aber irgendwie ließ ihn das Thema nicht los. In sozialen Medien verfolgt er, wie es nach der Nacht vom 14. auf den 15. Juli im Ahrtal weitergeht. Dabei entdeckt er den Aufruf eines ehemaligen Nachbarn, dass Helferinnen und Helfer dringend benötigt werden. „Dann habe ich Kontakt zu Andreas Küppers aufgenommen und am vergangenen Wochenende haben wir dann in Heimersheim mit angepackt“, erzählt er im Gespräch mit den Westfälischen Nachrichten.

Auch knapp fünf Wochen nach den dramatischen Ereignissen biete sich dort immer noch „ein Bild unglaublichen Schicksals und der Zerstörung. Es ist unvorstellbar, was die Wassermassen zerstört und vernichtet haben. Unvorstellbar, wenn man es nicht mit eigenen Augen gesehen hat.“ Die Erschütterung in seiner Stimme ist nicht zu überhören.

Ralf Ahrens

Glan, der Schwager von Andreas Küppers, komplettiert das Trio. Auf blauen Dunst machen sie sich nicht auf den Weg. Sie melden sich bei der Internet-Plattform Helfer-Shuttle. „Die organisieren alles vor Ort, von handwerklicher Arbeit bis zu Gesprächen mit Helfern und Betroffenen.“ Ralf Ahlers gefällt es besonders, dass alles reibungslos funktioniert und man jederzeit dazustoßen kann.

So wie die Drei. Am Samstagmorgen fahren sie zum Innovationspark Rheinland. Dort werden rund 1100 ehrenamtliche Helfer an diesem Tag auf verschiedene Einsatzorte aufgeteilt. In Heimersheim, einem Stadtteil von Bad Neuenahr-Ahrweiler, werden sie und weitere knapp 70 Helfer abgesetzt. Zu Fünft machen sie sich daran, einen alten Keller von Schlamm zu befreien. Mittags gibt‘s eine deftige Erbsensuppe vom DRK, danach muss die Gruppe in einem relativ neuen Gebäude Fliesen und Estrichböden aus einem Badezimmer entfernen. „Am Ende sah die gesamte Unterwohnung des Hauses aus, als würde der Bau in der Rohbauphase sein“, erzählt der 53-Jährige.

Helfer-Shuttle organisiert Helfer-Einsätze und verteilt Aufgaben

Dabei spielt es keine Rolle, ob man handwerklich geschickt ist oder nicht. „Ich bin Maschinenbau-Ingenieur und habe vorher eine Schlosserausbildung gemach“, erzählt er. Beim Helfer-Shuttle werde nach handwerklichen Fähigkeiten gefragt. Aber letztlich komme es auf den Willen an, helfen zu wollen. Und Handlanger würden auch in großer Zahl gebraucht.

Arbeitsschuhe und -kleidung hat Ralf Ahlers von Zuhause mitgebracht. Viele Helfer würden auch Werkzeug, beispielsweise Stemmhämmer, mitbringen. Diese Gerätschaften bleibe oft vor Ort zurück, „damit es die nächsten Helfer nutzen können“. Eine Einstellung, die der Lengericher klasse findet.

In der Zeit, die bis zur Abholung durch den Shuttle-Bus bleibt, säubern sie eine Straßenböschung von „Strandgut“: Unzählige PET- und Glasflaschen sowie Leergutkisten. „Teils hing das noch in den Bäumen.“

Auf der Rückfahrt gehen den drei Männern die Bilder dessen, was sie gesehen haben, durch die Köpfe. „Man sieht, dass die geleistete Arbeit nur ein kleiner Baustein einer großen Aufgabe ist“, stellt der Lengericher fest. Missen möchte er seinen Einsatz auf keinen Fall. „Helfen tut gut, und die Dankbarkeit der Menschen vor Ort ist der Lohn für diese Erfahrung“, zieht er ein persönliches Fazit. Für ihn steht fest, dass er zum Helfen wieder ins Ahrtal fahren wird. Zumal seine Familie hinter ihm steht.

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