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Aktion Würde & Gerechtigkeit: Ukraine-Transport

Hilfe an der richtigen Stelle angekommen

Lengerich

Nach etlichen großen Hilfsgütertransporten gemeinsam mit der Organisation Stützpfeiler.org konzentriert sich die Aktion Würde & Gerechtigkeit wieder auf kleinere Transporte, die vor allem (Waisen-)Kinder und alte Menschen erreichen sollen.

Von Bielefeld aus setzte sich der Hilfsgütertransport in Bewegung. Das Foto zeigt (v. l.) Ulli Schlüter, Hermann Lütkeschümer, Wassili Senkiw, Claudia Lütkeschümer und Patrick Knüppe. Foto: privat

Auch wenn es um den Verein Aktion Würde  & Gerechtigkeit in den vergangenen Monaten ein wenig still geworden zu sein scheint, heißt das nicht, dass dessen Mitglieder die Hände in den Schoß gelegt hätten. Tatsächlich habe es in den vergangenen Monaten mehrere Hilfsgütertransporte gen Osten gegeben, berichten Claudia und Hermann Lütkeschümer. Allerdings nicht mehr in Kooperation mit der Aktion Stützpfeiler.org.. Man wolle sich künftig wieder auf kleinere Hilfstransporte mit konkretem Ziel konzentrieren, berichtet das Paar in einem Pressegespräch, während Fahrer Ulli Schlüter ergänzt, dass er auch nicht erpicht darauf sei, Richtung Front zu fahren.

  Weil es ihnen ein Herzensanliegen gewesen sei, Kindern in einem Waisenhaus in der Ukraine eine kleine Freude zu bereiten, hätten sie  Wassil Senkiw unterstützt, erzählen die Lütkeschümers. Der seit mehr als 20 Jahren in Bielefeld lebende und arbeitende Ukrainer, der sich in seiner Wahlheimat unter anderem einen Namen als Fußball-Schiedsrichter gemacht hat, engagiert sich im Verein Bielefelder ukrainischen Gesellschaft, gehört zu den freiwilligen Fahrern des Vereins und reist regelmäßig in die Ukraine, weil er dort Familie, Freunde und viele Kontakte hat. Als Senkiw im Januar erneut eine Tonne dringend benötigter Hilfsgüter in die Region Lemberg brachte, waren abermals viele Spenden aus Lengerich dabei. „Wir haben Wassil geholfen, eine Wunschliste abzuarbeiten“, erzählt Hermann Lütkeschümer.

Im Waisenhaus leben 133 Kinder

Beim 19. Transport vom 2. bis 5. April, dessen Ziel ein Kinderheim im südlich von Lwiw gelegenen Zhurawno war, wurde Senkiw  von Ulli Schlüter, Geschäftsführer des Don-Bosco-Hofes in Kattenvenne, und dessen Mitarbeiter Patrick Knüppe begleitet. Für den 62-jährigen Schlüter war es die zweite Tour in die Ukraine, für Knüppe die erste. Ursprünglich hätten in dem etwa 170 Kilometer von der polnischen Grenze entfernten Kinderheim einmal 36 verwaiste Kinder gewohnt. „Mittlerweile sind es 133“, weiß Claudia Lütkeschümer. Einige der Kinder seien gerade mal ein halbes Jahr alt.

Auf viele sehr junge Kinder, die von ihren Eltern verlassen wurden, trafen Senkiw, Schlüter und Knüppe in Zhurawno. Geleitet werde das Waisenhaus von der Ärztin Olga Bujanowa und deren Mann, der ebenfalls Arzt sei, berichten Schlüter und Knüppe, die sich in dem Haus umsehen durften. Die dort lebenden Kinder seien traumatisiert, berichtet Ulli Schlüter. Weil ihre Schützlinge vielfach unter Alpträumen litten, schliefen die Erzieherinnen im gleichen Zimmer.  Mit dem Heimleiter besichtigte Schlüter auch den muffigen Bunker, in den Kinder und Betreuer sich flüchten, wenn es Luftalarm gibt.

Alte Menschen hausen in Ruinen

Auch wenn das Haus vergleichsweise gut ausgestattet sei, seien die drei Tonnen Hilfsgüter, darunter vor allem Reinigungsmittel, aber auch Spielzeug, Socken-Spenden des Lengericher „Sockenalarms“, Süßigkeiten, Medikamente für weit über 1000 Euro, Hygiene-Artikel, Pampers, 180 Liter H-Milch, Hartkäse und Kaffee „an der richtigen Stelle“ angekommen, sind Schlüter und Knüppe überzeugt. Allerdings hätten sie sich unterwegs auch gefragt, wer sich eigentlich um die alten Menschen kümmere, die zum Teil in Ruinen hausten. Eine Frage, die auch die Lütkeschümers umtreibt, die mit dem nächsten Hilfsgütertransport in etwa sechs Wochen nicht nur Kinder, sondern auch alte Menschen in der Region Lemberg unterstützen möchten.

Krawatten und Pumps aussortiert

 Für die Spenden aus Deutschland seien Kinder und Erwachsene gleichermaßen dankbar gewesen und ihnen um den Hals gefallen, berichten die Fahrer, die ihrerseits dankbar dafür sind, dass vor der Abfahrt in die Ukraine in Lengerich und Bielefeld alles Unbrauchbare, etwa Krawatten und Pumps, die in einem Kinderheim wahrlich nicht gebraucht würden, gewissenhaft aussortiert worden war.   Es gebe offenbar Menschen, „die Kleidung mit gutem Gefühl entsorgen wollen“, bemerkt Ulli Schlüter kopfschüttelnd.

Die vielen Hilfsgüter, die Dank großzügiger Spenden der Deutsch-ukrainischen Gesellschaft Bielefeld, des Fördervereins der Sekundarschule Olsberg-Bestwig, des Ceciliengymnasiums Bielefeld, vieler Privatpersonen, der IG Leeden und der Altstadt-Apotheke Lengerich zusammenkamen, waren mit dem 19. Transport von Wassil Senkiw   unter anderem in einem Neunsitzer, einem Ford Transit mit behindertengerechter Rampe, den Hermann Lütkeschümer über das Internet in Bad Iburg aufgetan hatte, in die Ukraine transportiert worden. Dankenswerterweise sei das Fahrzeug, das nun dem Kinderheim– etwa für Fahrten zu Ärzten –Verfügung stehe, im Autohaus Weeke kostenlos durchgecheckt worden, erzählt Lütkeschümer. Volker Rostek (Rowo-Dienstleistungen) ist er dankbar, weil dieser sich um die Anmeldung des Wagens beim Straßenverkehrsamt gekümmert habe. Während Wassil Senkiw den Neunsitzer sicher ans Ziel brachte, fuhren Ulli Schlüter und Patrick Knüppe mit ihrem eigenen voll bepackten Transit und einem Anhänger Richtung Zhurawno.

Im Wald festgefahren

Während die Hinfahrt unproblematisch verlief, die Zollabfertigung dank der perfekten Vorarbeit durch Claudia Lütkeschümer, die von Stephanie Zellner, Mitarbeiterin der MP Logistik GmbH, einer Spedition in Rheine, bei der Erstellung der Zoll-Liste tatkräftig unterstützt worden war, wie am Schnürchen lief, gestaltete sich die Rückfahrt für Ulli Schlüter und Patrick Knüppe mehr als abenteuerlich. Auf dem Rückweg vom Kinderheim in ihr in der Sicherheitszone liegendes Hotel dirigierte sie ihr Navigationsgerät zu nächtlicher Stunde geradewegs in einen Wald. Die beiden fuhren sich fest und alarmierten in höchster Not nicht nur Claudia Lütkeschümer, die in dieser Nacht kein Auge zutat, sondern auch die Mitarbeiter des Kinderheims. Erst nach Stunden, in denen sogar einige Bäume gefällt werden mussten, erreichten die Fahrer ihr Hotel.

Wer den nächsten Transport, den Wassil Senkiw und die Aktion Würde & Gerechtigkeit planen, unterstützen möchte, kann Spenden auf folgendes Konto überweisen: Spendenkonto: Aktion Würde und Gerechtigkeit e.V., IBAN: DE84 4015 4476 0001 1578 17;
BIC: WELADED1LEN – Stadtsparkasse Lengerich;
Verwendungszweck: „Spende“ / Ihr Name und Ihre Adresse

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