Lengericher Organisationen haben die Menschen vor Ort sowie an Ahr und Erft im Blick
Hilfe nicht auf Ukraine beschränkt
Lengerich
Die Lengericher Hilfsorganisationen „Aktion Würde und Gerechtigkeit“ und „Stützpfeiler.org“ kümmern sich nicht nur um die Menschen in der Ukraine, sondern auch weiterhin um Hilfsbedürftige in Lengerich sowie in den Flutgebieten an Ahr und Erft.
Wer die Aktivitäten der Lengericher Hilfsorganisationen „Aktion Würde und Gerechtigkeit“ und „Stützpfeiler.org“ mitverfolgt, könnte unter dem Eindruck stehen, dass sich deren Arbeit seit Februar ausschließlich um die Menschen in der Ukraine dreht. Doch dem sei nicht so, versichern Claudia und Hermann Lütkeschümer (Aktion Würde und Gerechtigkeit).
Der Verein kümmere sich selbstverständlich weiterhin und schwerpunktmäßig um die in Lengerich lebenden Rumänen und Bulgaren sowie um Ukrainer, die in Lengerich Zuflucht gesucht haben, verweist Hermann Lütkeschümer auf die Arbeit, die seine Frau im Büro des Vereins an der Rahestraße an mehreren Tagen in der Woche erledigt. Für die Organisation der Hilfsprojekte in der Ukraine geht seit Februar vor allem die Freizeit des Paares drauf. Ganz ähnlich verhält es sich im Verein Stützpfeiler.org, dessen Stützpfeiler vor Ort wiederum Jutta Schulte ist. Der Verein, gegründet im Angesicht der Flutkatastrophe an Ahr und Erft, lasse die Betroffenen auch mehr als ein Jahr nach der Flut nicht im Stich, engagiere sich weiterhin dort, wo noch gar nichts gut ist, berichtet Jutta Schulte und zeigt aktuelle Bilder eines Mehrfamilienhauses, in dem der Schwarzschimmel sich im Treppenhaus ausbreitet und in dem Fensteröffnungen noch immer mit OSB-Platten notdürftig zugenagelt sind. Die Entscheidung der Politik, die Baustoff-Spendenzentren zu schließen, kann sie vor diesem Hintergrund ebenso wenig nachvollziehen wie die Wege, die die Millionen-Spenden nehmen, die infolge von Fernseh- und Hörfunk-Spendengalas und -marathons zusammengekommen sein müssen. Die Hilfe ihres Vereins jedenfalls komme an, stellt Schulte fest.
Am Dienstag dieser Woche setzte sich wieder einmal ein Hilfstransport vom Hof der Schultes in Ringel in Bewegung. Diesmal in Richtung Sinzig und Erftstadt. Zur kostbaren Fracht gehörte unter anderem eine komplette Gastro-Küche mit Backofen, Spüle, Dampfgarer und Industrie-Kaffeemaschine. „Alles Edelstahl, alles vom Feinsten“, freut sich Jutta Schulte über die großzügige Spende von Gisela Ibershoff. Diese hatte rund drei Jahrzehnte den Hof Laig, ein Seminar -und Tagungshaus in Lienen, betrieben und das Gebäude jüngst verkauft (die WN berichteten). Als sie Hermann Lütkeschümer, der aus Lienen stammt, das gesamte Inventar für den guten Zweck anbot, musste dieser nicht lange überlegen. Tatkräftig unterstützt von Uli Schlüter, Geschäftsführer und Einrichtungsleiter des Don-Bosco-Hofes in Kattenvenne, und neun ebenso hilfsbereiten wie zuvorkommenden Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die in der Jugendhilfeeinrichtung leben, wurde das Inventar aus 16 Zimmern und besagter Küche binnen eines Wochenendes von Lienen nach Lengerich geschafft.
Einen Teil der hochwertigen Massivholz-Betten konnte Uli Schlüter für den Don-Bosco-Hof gebrauchen. Waschmaschine und Trockner sicherten sich die Lütkeschümers für ein rumänisches Ehepaar, dessen schweres Schicksal alle Vereinsmitglieder berührt. Ein großer Teil des Mobiliars, aber auch Oberbetten, Bettwäsche, Töpfe, Pfannen und Porzellan, soll die Not von Menschen im Flutgebiet lindern helfen, berichten Hermann Lütkeschümer und Jutta Schulte, die froh waren, bei einer Haushaltsauflösung in Lengerich noch einmal auf die Hilfe von sechs Jugendlichen vom Don-Bosco-Hof zurückgreifen zu können.
„Die Vereine brauchen Hilfe“, stellen sie klar, dass Personal, das beispielsweise beim Abbau von Möbeln helfen könnte, aber auch Autos Mangelware sind. Ein hochwertiges Pflegebett, das ihnen angeboten worden sei und dringend benötigt werde, steht in Osnabrück. Weil es nicht auseinandergebaut werden kann, würde ein großer Transporter benötigt, der aber nicht zu bekommen sei.
Apropos Transporter: Für die Ukraine sind die Vereine gegenwärtig auf der Suche nach Bussen mit 54 Sitzplätzen. Mit Hilfe dieser Busse sollen Menschen aus der Ostukraine in Sicherheit gebracht werden. Auch der nächste Hilfstransport ist in Vorbereitung. Soldatinnen und Soldaten sollen mit Hygieneartikeln, Thermo-Unterwäsche und dicken Socken versorgt werden. Gefragt ist darüber hinaus alles, was wärmt. Decken, Iso-Matten, warme Winterkleidung. Von einem Schuhhaus haben die Vereine 35 Paar nagelneue Winterschuhe gespendet bekommen und würden sich über weitere solcher Schuh-Spenden freuen. Die Feuerwehr, verrät Jutta Schulte, werde einmal mehr Kleidung aus ihren Beständen zur Verfügung stellen. Claudia Lütkeschümer hofft, dass der neuerliche Transport dank inzwischen geknüpfter Verbindungen zur Deutschen Botschaft in Warschau reibungsloser vonstatten gehen wird als der vergangene.
Beide Vereine nehmen weiterhin Geldspenden entgegen. Die Kontoverbindungen: „Aktion Würde und Gerechtigkeit“, IBAN DE84 4015 4476 0001 1578 17; „Stützpfeiler.org“, IBAN DE45 4036 1627 0052 0153 00.
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