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spielmannszug der Feuerwehr Lengerich

Schneidige Musik zu Kaisers Zeiten

Lengerich

Schon kurz nach der Gründung droht dem Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Lengerich das Aus. Die Musiker geben ihre Instrumente zurück. Wie die Kapelle die Kurve bekommt und in diesem Jahr das 130-jährige Bestehen feiert?

Michael Baar

Der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Lengerich bei einem Festumzug durch die Stadt, vermutlich in den 1950er oder 1960er-Jahren. Foto: Feuerwehr Lengerich

Unstimmigkeiten führen im Oktober 1890 dazu, dass einige Musiker die Kapelle verlassen. Das bringt den 1. Hauptmann so in Rage, dass anschließend alle Musiker ihre Instrumente abgeben – bis auf einen Kameraden, der an dem Abend nicht anwesend ist.

Die Auflösung scheint unausweichlich, doch zehn Monate später gibt die Feuerwehr-Kapelle ein Konzert im Lokal von August Windmöller. Um die Jahrhundertwende setzt der Wandel von einer Kapelle zum Spielmannszug ein. Zum 25. Stiftungsfest der Feuerwehr gibt´s Theater: „Aus dem Feuerwehrleben“ heißt das Stück.

In den Folgejahren bis zum Ersten Weltkrieg wird die Marschmusik, die gespielt wird, immer schneidiger. Betont wird in zeitgenössischen Berichten aber auch, dass der Feuerwehrspielmannszug bei gemütlichen Angelegenheiten Konzerte bot, „die sich wirklich hören lassen“ konnten.

Nach dem Krieg kommt in den 1920er Jahren wieder Schwung in die Kapelle. Am 3. April 1928 berichtet ein Protokoll davon, dass der Musikverein Lengerich sich aufgelöst und dem Feuerwehr-Spielmannszug angeboten hat, alle Instrumente zum Preis von 800 Reichsmark zu kaufen, wenn eine neue Feuerwehrkapelle gegründet würde. Brandmeister Altvogt soll das Weitere in die Wege leiten – doch weil sich kein geeigneter Dirigent findet, wird die Sache zurückgestellt. Das beschließt der Vorstand am 2. Mai 1928.

Zwei Monate später erklärt sich die Wehr grundsätzlich damit einverstanden, dass die bestehende Kapelle des hiesigen Musikvereins in die Feuerwehr übernommen wird. Doch die Idee, eine Feuerwehr-Blaskapelle zu schaffen, scheitert. Es gibt keinen Zusammenschluss, selbst die Übernahme einzelner Instrumente scheitert. So wird in den 1930er Jahren zu besonderen Anlässen die Blaskapelle der Feuerwehr Ibbenbüren um Unterstützung des Spielmannszuges gebeten.

Immer wieder gab es Hindernisse. Die Trommler durften nur auf den Werkbänken der Upmeierschen Werkstätten üben, damit kein ruhestörender Lärm verursacht wird, heißt es in einem Zeitungsbericht. 1938 bildete sich aus Mitgliedern des Spielmannszuges eine Tanzkapelle für die Familiennachmittage der Feuerwehr.

Ende der 1940er Jahre nehmen die Musiker ihre Instrumente wieder zur Hand. Unter schwierigen Umständen. Trommelfelle werden mit der Handnähmaschine genäht, Becken bei August Reuter an der Tecklenburger Straße ausgeliehen. Der erste Auftritt nach dem Zweiten Weltkrieg findet im ehemaligen Rosenhof statt.

Der Spielmannszug gewinnt an Renommee, ist beliebt und junge Kameraden treten ein. Vor gut 50 Jahren kommt die Idee wieder auf, eine Blaskapelle zu gründen. Das scheitert am fehlenden Geld. Dafür nimmt ein Fanfarenzug Gestalt an, wird 1965 gegründet. Der erste Auftritt ist bei der Maikundgebung 1966 auf dem Rathausplatz. In den folgenden Jahren nimmt der Fanfarenzug einen rasanten Aufschwung, erspielt sich Siege und Platzierungen bei bundesweiten Wettbewerben.

Doch dann legen ältere Spielleute ihr Instrument nieder, an geeigneten Nachwuchsspielern mangelt es – bis junge Mädchen aufgenommen werden. Knapp 40 Jahre später greift diese Idee nicht.  wird fortgesetzt

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